Politik | Demonstration

Wohin rutscht die Demo in Meran?

Eine Demonstration in Meran ist für Freitag, 3. Oktober, geplant. "Gegen Gewalt" oder "Gegen Ausländergewalt"? Auf Facebook sammeln sich rechtsgerichtete Kräfte.

Eigentlich sollte es ein Aufruf werden - man wollte gemeinsam gegen Gewalt vorgehen. Doch was friedlich begann, könnte anders enden. Keine Demo gegen Gewalt, eine Demo gegen Ausländergewalt soll es werden, am 3. Oktober "am Kornplatz bei der Polizei": Auf Facebook eine rege Diskussion:  "Do geats um Ausländer de inser Lond scheinpoor regiern welln."

Die Wogen gehen seit einer Woche hoch:  In der Nacht auf Samstag, 20. September, wurde gegen 4.00 Uhr früh am Meraner Sandplatz der 31-jährige Norbert Pixner auf brutale Weise verprügelt und dabei schwer im Gesicht und am Kopf verletzt. Seitdem wird kommentiert, gehetzt, gejagt. Verantwortlich für die Gewalttat: ein 19-Jähriger aus dem Kosovo. Doch wer hat Schuld an der Gewalteskalation? Was braucht es in Südtirol?

Mit Ängsten wird gearbeitet, die Ängste sind da. Südtirol gegen kriminelle und gewalttätige Immigranten - eine neue Gruppe auf Facebook wurde gegründet. Über 2.000 Likes gibt es derzeit. Die Demo in Meran hat Franz Gufler organisiert, er betont: "Also liebes Süd-Tirol.... Wenn ihr nicht weiter oder immer mehr "Fremde" im eigenen Land sein wollt, kommt vorbei und zeigt Präsenz!!!"  Er unterstreicht: "Es soll eine friedliche Demo werden", man wolle aber "unseren "Behörden" und "Politikern" endlich zeigen, dass gegen die Gewalt mit harten Strafen vorgegangen werden muss", "I glab "ietz" isch zeit wos zu tien!!!"

Ein Polizeibeamter sagt es salto.bz gegenüber klar und deutlich: "Non c'entra nulla con l'arrivo dei profughi e non è vero che gli stranieri sono più violenti dei 'locali', il problema è un'altro: l'alcol.

Marlies Pixner aus St. Leonhard in Passeier bedauert die Entwicklung sehr. Mehrere Leute gleichzeitig, darunter auch sie, hatten die Idee eine Kundgebung in Meran zu organisieren, "wir wollten das gemeinsam mit einigen engen Freunden von Norbert Pixner machen. Schade, dass aufgrund solcher Vorfälle sich einige etablieren müssen."  Ihre Demonstration hätte in Stille ablaufen sollen, "vielleicht mit Kerzenumzug", sagt Pixner. "Ohne Ansprachen, ohne jegliche rechten oder linken Parolen. Weil wir uns der Dynamik bewusst waren, wollten wir gezielt weder die einen noch die anderen provozieren oder hervorlocken... und was wäre besser als schweigend?"

Unter Pseudonyme wird auf Facebook gepostet - Tobias Großkreuz Raich schreibt:  "Und i will niemand redn hern von nazi, antifa, fascho usw. Des geat do um uan Ziel. (...) Ausländergewalt muas obr unbedingt a besprochen werdn, weils in moment a groases proplem isch! 
Franz Gufler sagte es schon vor einer Woche ganz klar auf facebook - er wünsche sich "einen Führer". (Anm. Der hier verwendete Screenshot als Beleg für diese Aussage ist von salto.bz entfernt worden. Sie finden ihn auf facebook)

Marlies Pixner ist eine engagierte Bürgerin. Sie hat große Bedenken und auch Ängste . "So kommen wir nicht weiter - was passiert in Südtirol? Wenn diese Leute irgenwo auftauchen, ist die ANTIFA auch nicht weit .... und es wird zu einer politschen Aktion und dem Grundgedanken ist nicht gedient. Ich denke, Norbert hätte das nicht gewollt."

Und die Frage stellt sich einmal mehr: Wo hört Meinungsfreiheit auf, wo wird Menschlichkeit verletzt? Was wird verschwiegen, übersehen, umgangen? Welche Gewalt gibt es in Südtirol? Auch in den sozialen Netzwerken.

 

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Andrea Terrigno Mo., 29.09.2014 - 13:02

Gewalt beginnt bei Gewaltbereitschaft.
Und die haust in kleinen verschlossenen Hirnen.
Hirne, die sehr linear denken und nur schwarz/weiss erkennen.
Hirne, die nur durch sehr viel Einsatz durch Sozialarbeit schrittweise geöffnet werden.
Sie sehen nur, was sie sehen wollen.
Das Gute wird nicht anerkannt, nur das potentiell Böse, das im Unbekannten immer auf der Lauer ist.
Ich muss täglich gegen meine eigenen Vorurteile antreten, ich versuche den Menschen zu sehen.
In einem Wohlstandsland wie "Süd-Tirol" wollen allzuviele Leut', die Sonntags sich in der Kirche - und noch lieber danach in der Bar - zeigen, ihre Ruhe.
Die Ruhe könnt Ihr Euch abschminken, meine Lieben.
Wenn Ihr das Smartphone haben wollt, müsst Ihr Euch auch für Euren Nächsten interessieren.
Mahlzeit!

Mo., 29.09.2014 - 13:02 Permalink
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Marlies Pixner Di., 30.09.2014 - 09:00

Ich hätte soviel zu sagen, aber ich habe Angst. Aber Angst ist ein schlechter Berater, deshalb bin ich couragiert.
Ich sehe die Angst: die Angst vor Menschen anderer Länder und Kulturen, anderen Aussehens, anderer Sprache, sogar vor der Kleidung Anderer haben manche Angst. Angst vor Sozialschmarotzern, Angst vor Gewalt und Kriminalität, Angst vor islamischer Überflutung und ethnischer Vermischung.
Ich habe auch Angst, aber Angst vor diesen ängstlichen Menschen.

Ich hätte soviel zu fragen, aber ich bekomme keine Antwort. Fragen sind unbequem.
Wer ist denn nun im eigentlichen Sinne ein "Ausländer"? Der Deutsche, der Österreicher, der Schweizer? Oder nur derjenige mit anderer Hautfarbe, anderer Kultur, nicht gemeinen Familiennamen?
Sind die Italiener in Südtirol Ausländer? Oder sind die Südtiroler in Italien Ausländer? Sind alle "Ausländer" kriminell und gewaltbereit, oder sind es nur einige? Ist das Gesetz daran Schuld, dass Kriminelle und Veruteilte frei rum laufen, oder ist es die Schuld der "Ausländer"? Wer belegt die Stammtischstatistik, dass die Kriminalität zu 99% von Ausländern begangen wird? Von wem kaufen sich denn so einige ihre "Rauschmittel", gehen dazu die Ausländer wieder gut?? Oder kaufen sie es von einem Einheimischen? Ist der dann nicht auch kriminell? Wie schaut's, denn mit den Alkolenkern in "Sauftyrol" aus? Auch kriminell?

Und ich hätte so viel zu tun, doch alleine schaffe ich es nicht. "Nicht: etwas muss geschehen, sondern ich muss etwas tun." (Hans Scholl)
es muss etwas geschehen gegen gewalttätige Übergriffe und Kriminalität
es muss etwas geschehen gegen Fremdenhass
es muss etwas geschehen FÜR ein friedliches Zusammenleben.

Di., 30.09.2014 - 09:00 Permalink