"Keine Trotzreaktion, sondern ein Signal"
Herr Huber, ist das eine Trotzreaktion auf den Ausgang des Seilbahn-Referendums, dass der Tourismusverein in Brixen vorerst seine Tätigkeiten runterfährt?
Markus Huber, Präsident Tourismusverein Brixen: Wir konnten nicht einfach zur Tagesordnung übergehen nach dieser schwerwiegenden Entscheidung am 21. September, wo wir doch seit Jahren informieren und propagieren, dass es die Seibahn für einen Aufschwung des Brixner Tourismus und der Wirtschaft dringend gebraucht hätte. Wir wollen jetzt nicht sagen, ach, das ist halb so schlimm, denn das stimmt nicht; Leute haben investiert und haben jetzt überhaupt keine Sicherheiten mehr. Für den Brixner Wintertourismus sehe ich momentan schwarz.
Ist die Absage der Brixner an die Seilbahn auch eine Absage an das Tourismuskonzept, das ja stark auf einen Ganzjahrestourismus in Berg und Stadt setzte?
De facto ist es das, aber bei der Abstimmung ging es meiner Meinung auch gar nicht mehr um sachliche Argumente, sondern es war ein regelrechter Klassenkampf, der da ausgetragen wurde: Eine starke Seilbahn-Gegnerschaft wollte einfach der Politik, den Wirtschaftstreibenden kräftig eines auswischen, sonst kann ich mir den Ausgang des Referendums nicht erklären. Leider wurde mit den Argumenten "Dort das Volk und hier das Geld" ganz gezielt Desinformation betrieben.
War es nicht vor allem auch die Art der Fragestellung, die die Brixner schlussendlich gegen die Seilbahn stimmen hat lassen?
Aber ein anderer Standort wäre von der öffentlichen Hand und auch von den privaten Investoren nicht so bereitwillig finanziert worden. Das Projekt vom Bahnhof aus hätte sich auch für den Konzessionär am ehesten gerechnet, ob es nun Marzola ist oder die Firma Leitner, die sicherlich eingestiegen wären in die Ausschreibung.
War es nicht die Sorge um den Überflug und den Eingriff in das Landschaftsbild, die außerdem gegen den Standort Bahnhof sprach?
Ich habe Verständnis für die Überflogenen, deren Wohnungen und Immobilien sicherlich an Wohnwert verloren hätten, aber das alleine war es sicher nicht. Die ganze Diskussion ist engleist, nach der Abstimmung kamen viele Leute zu mir und haben gesagt, dass es ihnen leid tue wie es ausgegangen ist. In einem Brief an mich war zu lesen, dass man ganz einfach überfordert war mit der Abstimmung, das ist für mich der Beweis, dass die Brixner auch für eine direkte Demokratie zu dieser Sache nicht bereit waren.
Können Sie sich als Wirtschaftsvertreter jetzt andere Standorte vorstellen?
Ich glaube, eine Mediation muss dies nun noch einmal aufrollen, ob es einen anderen Standort im Süden oder Norden der Stadt geben kann, vor allem aber muss der Hergang des Referendums aufgearbeitet werden, die Ängste die geschürt wurden um das Seilbahnprojekt, es müssen alle Fakten auf den Tisch und es müssen alle mitarbeiten, von der Basis bis zur Politik und Wirtschaft.
Wird es auch eine Überarbeitung des Brixner Tourismuskonzeptes geben?
Unsere Vision von einer noch engeren Anbindung der Konzepte Stadt und Berg war noch nie so weit auseinander wie zur Zeit. Was hätte eine Initialzündung für den Tourismus sein können, liegt nun in Schutt und Asche.
Betreiben Sie hier nicht eine gewisse Schwarzmalerei?
Brixen wird nicht sterben, das ist schon klar, aber eine solche Chance gab es in den letzten 30 Jahren nicht mehr und das heißt einiges, wenn man weiß wie es in Brixen zugeht, bis es zu einer Entscheidung kommt. Kurz vor dem Ziel ist alles eingestürzt. Und deshalb sollen jetzt auch die Landesregierung und die Gemeinde aktiv werden und ihre Verantwortung wahrnehmen, denn sie haben das Referendum ausgeschrieben. Dass es jetzt aufgearbeitet wird, was hier alles lief, sind sie der Stadt Brixen schuldig.
Ich finde es immer wieder
Ich finde es immer wieder faszinierend wie man ein EINZIGES Tourismuskonzept als die EINZIGE Lösung und die EINZIGE Rettung verkaufen kann.
Jetzt ist alles eingestürzt und ich würde mich darüber freuen!
Es gibt nun die Möglichkeit an einem anderen Konzept zu arbeiten, sich in Frage zu stellen und was neues zu produzieren.
Nun ja vielleicht gibt es ja Jemanden der den Impuls aufnimmt und es wagt über die EINZIGE Lösung hinauszudenken und was Neues zu machen, denn wenn man das nicht kann dann ist die Zukunft wirklich schwarz.
Antwort auf Ich finde es immer wieder von Maximilian Lösch
Führungskraft sein, heisst
Führungskraft sein, heisst auch: jede Krise als Chance wahrnehmen.
Einfach nur schwach dieser
Einfach nur schwach dieser Herr Huber! Es wäre besser wenn diese Führungskraft gehen würde. Dann kann er so weiterreden.
Wollen wir nachhaltig sein?
Wollen wir nachhaltig sein? Eine moderne Kleinstadt benötigt keine Seilbahn; E-Bus fände ich angebrachter, besitzen ausserdem insgesamt einen geringeren Fussabdruck (Ressourcen/Energie). Wahrscheinlich ist das aber kein Business für die Vetternwirtschaftler...