
Suspeckt!
-
Befürchtet habe ich es ja immer, nun habe ich es schwarz auf weiß (oder doch rot auf weiß?): Ich bin keine richtige Südtirolerin. Denn, als richtige Südtirolerin, so mein Eindruck, nachdem ich Landesrat Galateo auf dem Südtiroler Speckfest erleben durfte, hätte ich ständig mindestens eine Hamme Speck im Haus.
Okay, ich habe Galateo nicht live erlebt, sondern nur den Videomitschnitt auf seinem Facebook-Konto gesehen, an meinem Gewissen gerührt hat es trotzdem: „Dovrebbe [lo speck, Anm. d. Verf.] essere in ogni casa di tutti quanti!“, sagt Galateo da mit der Inbrunst eines Wanderpredigers, beschurzt und beim munteren Speckaufschneiden, und nein, in meiner casa ist der leider kaum bis gar nie zu finden. Dabei scheinen geräucherte Schweinepopos laut Galateo (und auch Speckkonsortium, no na) das Wundermittel schlechthin zu sein: Speck mache die Menschen „sorridere“ (ein wahres Anti-Depressivum also, wohl des Rätsels Lösung, wieso Südtirol italienweit eine der niedrigsten Raten an von Depression Betroffenen aufweisen soll), und noch dazu ist er, der Speck, ein super Arbeitgeber in der Provinz: 1.400 Menschen haben ihm ihren Job zu verdanken, chi lo produce, chi lo vende, chi lo consegna.
Vergessen wir dabei nicht, lieber Landesrat, auch das Personal in den Krankenhäusern, das die möglichen Folgen von übermäßigem Speckkonsum behandelt: Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, und nicht nur: Bereits 2015 stufte die WHO verarbeitetes rotes Fleisch als krebserregend ein, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät, pro Woche nicht mehr als 300 g Fleisch, am besten unverarbeitet, zu sich zu nehmen. Einen Schritt weiter geht das American Institute of Cancer Research, das miesepetrig warnt: Schon der regelmäßige Konsum von kleinen Mengen an verarbeitetem Fleisch erhöht das Krebsrisiko. Und dabei haben wir noch nicht mal die ebenfalls gar nicht zum sorriden verleitende Klimabilanz von Speck angesprochen. Aber halt, runter mit dem Zeigefinger, der bei Salto eh schon viel zu oft erhoben ist: Jede und jeder soll nach ihrer oder seiner Façon abtreten können, und welche Rolle spielt es schon, ob es Essgewohnheiten oder doch die Hitze gewesen sein werden.
Wohl ist der Speck so rot und weiß, und voller Cholesterin.
Bemerkenswert ist allerdings schon, welch unerschrockene Verve und Überzeugung Landesrat Galateo bereits in der Vergangenheit unter Beweis gestellt hat, um ein, sagen wir, nicht ganz unumstrittenes Produkt in den Olymp der Genussmittel zu pushen. Legten seine Kollegen nur halb so viel Entschlossenheit bei der Umsetzung ihrer Agenden an den Tag wie er für die Imagepflege von Schweinehintern aufbringt, hätten wir vermutlich längst kürzere Wartezeiten in der Sanität und zufriedenes Lehrpersonal. Denn die Begeisterung, mit der er wie eine 1A-Service-Fachkraft den Speck beim Fest unter die Leute bringt, der Glanz in seinen Augen beim Preisen der speck’schen Vorzüge, das alles tut ja unbestritten seine Wirkung, siehe mein schlechtes Gewissen: Zeigen wir denn wirklich genug RE-SPECKT? Oder sollte nicht in jeder Stube eine Hamme im Herrgottswinkel hängen? Speckkunde als Schulfach eingeführt werden? Ein Speckmuseum angedacht? Die Hymne umgedichtet? („Wohl ist der Speck so rot und weiß, und voller Cholesterin").
Geben wir uns vorerst zufrieden: Die Speckproduktion steigt wieder, die Amis sind angefixt, die Brettlmarende offenbar Kandidatin fürs Prädikat "Immaterielles UNESCO Kulturerbe", da ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis unser Walther durch ein Speck-Denkmal ersetzt wird.
Wieder mal perfekt auf den…
Wieder mal perfekt auf den Nagel getroffen!
Komplimente!!
Speck von ausländischen Focken - isch des nicht gegen rechtes Denken!??! ?
🤣 Das „Siegesdenkmal“ könnte…
🤣 Das „Siegesdenkmal“ könnte mit geringem Aufwand eine überdimensionale Speckschwarte als Bedeckung bekommen: schützt vor Frost und Feuchtigkeit, nur im Sommer wird‘s etwas smelly und slippery, wenn das Fett schmilzt…
A propos Galateo und Natscherpo: Gleich und Gleich gesellt sich gern…?
Mit Speck fängt an Mäuse und…
Mit Speck fängt an Mäuse und vielleicht auch ein paar Wähler, deren Intelligenzquotient sich auf der Mäuseebene bewegt.
Die SPECK-Produzenten werden…
Die SPECK-Produzenten werden schon dafür sorgen. dass der -g r a t i s- SPECK im Haus von Galateo -n i e- ausgeht!
Wenn die Fremmen kemmen,…
Wenn die Fremmen kemmen,
kemmen die Fockn aweck,
weil sie stinken. Inflation hin oder her, ober stinken die Politikergehälter net olleweil no mehr?
Manchmal frage ich mich,…
Manchmal frage ich mich, warum wir in Südtirol immer gleich alles zerreden müssen, sobald etwas typisch und erfolgreich ist.
Stellt euch vor, ein Artikel würde den Crudo di Parma, den Lardo di Colonnata oder andere Eccellenze d’Italia ins Rampenlicht rücken – kämen dort auch gleich solche Kommentare über Cholesterin, WHO-Warnungen und Klimabilanz oder würden wir uns freuen, diese Produkte einfach zu genießen?
Wir haben mit dem Südtiroler Speck ein einzigartiges Produkt mit Geschichte, Handwerk und Kultstatus. Das darf man auch mal feiern, ohne sich schuldig zu fühlen oder gleich den moralischen Zeigefinger zu heben.
Natürlich soll jeder essen, was er möchte, und gesundheitliche Aspekte gehören in die Diskussion. Aber manchmal tut es gut, sich einfach zu freuen, dass wir etwas haben, das weltweit für Genuss und regionale Kultur steht – und das Arbeitsplätze für über 1.400 Menschen schafft.
Ein bisschen mehr RE-SPECKT schadet nicht.
Antwort auf Manchmal frage ich mich,… von Michael Kompatscher
Das ist Demokratie wenn…
Das ist Demokratie wenn jeder seine Meinug sagt, aber nicht alle moegen Demokratie!
Genau – Demokratie lebt vom…
Genau – Demokratie lebt vom Austausch unterschiedlicher Meinungen.
Und dazu gehört auch, dass man sich freuen darf, ohne gleich belehrt zu werden.
Antwort auf Genau – Demokratie lebt vom… von Michael Kompatscher
M Kompatscher, bleiben Sie …
M Kompatscher, bleiben Sie bitte bei den Tatsachen, wenn Sie vom Südtirolspeck reden!
Sowie Joachim Raich:
Der Südtiroler Speck ist ein Millionenbusiness. Raich erklärt (im link), warum im „Südtiroler Speck g.g.A.“ kaum Südtirol steckt und welche Folgen das für die Umwelt hat.
https://www.barfuss.it/stories/weniger-als-ein-prozent-suedtirol/
Wenn Sie sich nach dem Lesen, noch "einfach nur freuen", hat dies mit selbstbelügen zu tun .
und dieses ganze SPECK…
und dieses ganze SPECK-takuläre Rasultat aus elender Massentierhaltung soll auch noch Weltkulturerbe werden - dreieinhalb Millionen Schweine jährlich in Kühllastern nach Südtirol gekarrt, aus stinkenden dunklen Ställen, Ferkel ohne Betäubung kastriert und verstümmelt, von Zuchtsauen die sich nicht mal umdrehen können in ihren Käfigen. Wirklich tolles Aushängeschild für Südtirol.
So strafet mich an meiner…
So strafet mich an meiner Freude am Speck.
Beim Lesen der Kommentare ist mir das Stück Bauchspeck glatt im Hals stecken geblieben.
Ich gelobe Buße: Ab sofort nur noch Quellwasser und veganes Regio-Vollkornbrot – selbstverständlich CO₂-neutral gekaut und mit erhobenem moralischem Zeigefinger serviert.
…zumindest solange, bis das UNESCO-Siegel wieder erlischt...
Antwort auf So strafet mich an meiner… von Michael Kompatscher
Das wird nicht reichen, Herr…
Das wird nicht reichen, Herr Kompatscher!
Zur Buße gehört ein neues E-Auto, natürlich aus deutscher Produktion, um unseren deutschen Brüdern in dieser schweren Stunde zu helfen.
Dazu eine Wärmepumpe, Rest siehe oben,
das Haus komplett mit Styropor verkleiden, Rest siehe oben(wenn es deutsche Styropor-Produzenten überhaupt gibt),
und natürlich das Wichtigste, kein Gefurze mehr!!
Der angeblich "Südtiroler"…
Der angeblich "Südtiroler" Speck (Hauptproduzent ist ja die Firma Grandi Salumifici Italiani, Hauptlieferant des Fleisches die Bundesrepublik Deutschland) ist ohne Zweifel ein beachtlicher Marketingerfolg. Man hat es verstanden, an eine tatsächlich bestehende, aber längst vergangene Tradition zu erinnern, ohne de facto daran anzuknüpfen. Das heutige Industrieprodukt Südtiroler Speck hat mit dem ehemaligen Tiroler Speck nichts zu tun. Vielleicht kann sich manch älterer Südtiroler daran erinnern, dass früher die schwarzen Tiroler Almschweine auf die Almen getrieben wurden und sich dort an gesunden Kräutern, Insekten und Schnecken labten und mit der bei der Käseherstellung anfallenden Molke (damals war noch auf jeder Alm Milchvieh) zusätzliche Proteine erhielten. Und daheim im Stall kochte dann der Bauer liebevoll für seine Fackn Gemüse und Kartoffeln. Damals war Speck ein ausgesprochen gesundes Nahrungsmittel. Das ist alles vorbei, auch wenn die Werbung den Konsumenten etwas anderes vorgaukelt. Es gibt, allerdings nicht in Südtirol, immer noch einzelne Bauern, die die alten Rassen halten, die dank viel Bewegung im Freien und gesunder Ernährung hervorragenden Speck produzieren. Bei uns war es vor allem das schwarze Tiroler Almschwein, auch schwarzes Alpenschwein genannt. Aus Ungarn kamen in den Zeiten der Monarchie die Mangalica-Schweine, aus Kroatien die Turopolje, und aus England hat Erzherzog Johann zur Förderung der Schweinezucht das englische Sattelschwein eingeführt.