Wirtschaft | Kaufhausprojekt

Befangener March?

In wessen Auftrag hat der ehemalige Direktor des Bautenressorts des Landes, Josef March eine Vergleichsstudie zu den Kaufhausprojekten "Benko" und "Oberrauch" erstellt?

In einer Anfrage an die Landesregierung wundern sich die Grünen Heiss, Foppa und dello Sbarba über das Engagement des ehemaligen Landesbaumeisers Architekt Josef March in Sachen Kaufhausprojekt am Bozner Busbahnhofareal. 

In der Ausgabe der Südiroler Tageszeitung von Freitag, 24.10. holt March weit aus, um in einer von ihm durchgeführten Vergleichsstudie die Vor- und Nachteile der eingereichten Projekte von Renè Benko bzw. der Gruppe Erlebnishaus von Georg Oberrauch und seinen Gesellschaftern darzustellen. Dabei aber kommt der Architekt zu einem schnellen Schluss: Das Projekt der Signa-Gruppe sei bei weitem das bessere. „Wer sich die Mühe macht und beide Projekte auf Herz und Nieren prüft, der kann nur zu einem Schluss kommen: Das Benko-Chipperfield-Projekt ist eindeutig das bessere“, so Marchs Fazit in der Tageszeitung. Dass der ehemalige Direktor der Landesabteilung Hochbau seit etlicher Zeit für Benko wirbt, ist auch kein Geheimnis. 

Die Grünen wollen nun wissen, in wessen Auftrag March die Vergleichsstudie durchgeführt hat und ob er dafür zusätzlich vergütet wird. Denn "da die Entscheidung für eines der beiden Kaufhaus-Vorhaben einer eigenen Dienststellenkonferenz obliegt, kommt der Entwurf einer Studie durch den autoritativen Landesbaumeister i. R. doch überraschend." Die gründliche Bewertung werde zwar kompetent geführt, so die Grünen (die Vergleichsstudie ist 11 Seiten stark, Anm.d.Red.), sei aber auch ein kontinuierliches Plädoyer für das Benko-Projekt. 

Vor allem aber fragen sich Heiss, Foppa und Dello Sbarba, ob March auf eigene Faust "Fleißarbeiten" gemacht hat oder ob ihn jemand mit der Studie beauftragt habe. "Denn Architekt March ist kein unterbeschäftigter Rentner, der sich die Zeit mit Architekturkritik vertreibt, sondern von der BLS mit einem Teilzeitvertrag ausgestattet, der ihm neben der Pension ein Jahresgehalt von immerhin 52.000 € brutto einträgt. Daher ist es auch von öffentlichem Interesse, für wen er die Bewertungsstudie erstellt hat, zumal sein BLS-Auftrag die Gesamtkoordination des Technologieparks umfasst, nicht aber die Kaufhaus-Projekte."

Der Auftrag an Josef March durch die Business Location Südtirol zur Koordination des Technologieparks erging im Juli 2014. Für den Park engagierte sich March bereits in seiner Zeit bei der Landesverwaltung, er war bei der Wettbewerbsausschreibung dabei. March hat auch den Bau der Universität Bozen betreut, überhaupt habe er "eine Vorliebe für strategische Bauten." So erläuterte er die urbanistischen, städtebaulichen und architektonischen Merkmale des Signa-Kaufhaus-Projekts, als die BLS-Gruppe im September dieses Jahres Modell und Plan im damals noch exisiterenden Showroom Benkos in der Bozner Mustergasse besichtigte. Auch damals schon mit dem Fazit "sehr schlüssig."

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Willy Pöder Sa., 25.10.2014 - 07:56

Zum gleichen Urteil wie Architekt March war vor ihm schon der ehemalige Präsident der Autonomen Provinz Bozen, Dr. Alois Durnwalder, gekommen. In seiner Funktion war der Provinz-Präsident über viele Jahre hindurch Marchs Vorgesetzter. So gesehen besteht durchaus ein logischer Zusammenhang in der gleichlautend positiven Beurteilung des Benko-Projektes. Ob außerdem auch hinsichtlich von dessen Beauftragung zur projektvergleichenden Studie eine Relation zwischen den beiden unruhsamen Ruheständlern besteht? Wer weiß es schon. Vielleicht erfährt man darüber Schlüssigeres aus der Beantwortung einer durch die Grünen im Provinzrat eingebrachten diesbezüglichen Anfrage. Völlig abseits jedweden Interesses steht Durnwalder in der Sache Megakaufhaus "Bozner Autobahnhof" jedenfalls nicht., denn es geht schließlich ums "Wohlergehen" der Stadt Bozen, das Durnwalder nach wie vor am Herzen liegt. Sagte er jedenfalls.

Sa., 25.10.2014 - 07:56 Permalink