Wirtschaft | Bahnverkehr

Kommt der Kastelrutherzug?

Eine Bahnverbindung zwischen Seis, Kastelruth und St. Ulrich, so die Vision der Initiatoren der "Kastelruther Bahn". Das Projekt wird heute Abend vorgestellt.

Während in Bozen und Überetsch einige noch darauf hoffen – aber wie es scheint umsonst – könnte sie im Schlerngebiet Wirklichkeit werden: die Schiene. Mit einer innovativen Idee lassen der Grödner Architekt und Freigeist Hanspeter Demetz, der Seiser Rechtsanwalt Hartmann Reichhalter und Ingenieur Otmar Pattis aufhorchen. Eine Eisenbahnverbindung Seis-Kastelruth-St. Ulrich.

"Die Idee ist eigentlich schon älter", erzählt Andreas Colli, Bürgermeister der Gemeinde Kastelruth, auf Nachfrage von salto.bz. Da es sich um kein Projekt der Gemeinde, sondern privater Initiatoren handle, könne er aber nichts Genaueres dazu sagen. Doch dass es bereits vor über hundert Jahren die Idee einer Eisenbahnverbindung durch die Dolomiten gab, bestätigt ein Blick in die Geschichtsbücher. 1905 entwickelte der Bozner Ingenieur Joseph Riehl mehrere Varianten einer solchen Schienenverbindung. Riehls Vision war dann auch ausschlaggebend für die Initiatoren der Bahnverbindung Seis-St. Ulrich.

Die Idee

In den Plänen vorgesehen ist eine Trassenführung (in drei Varianten), die die Talstation der Umlaufbahn Seis-Seiser Alm mit jener von St. Ulrich-Seiser Alm verbindet. Die Eisenbahn soll sowohl für touristische Zwecke als auch zur Verbesserung des Personen-Nahverkehrs dienen.

Die Trassenführungen der drei Varianten.

"Die angestrebte Förderkapazität von 1000 Personen je Stunde ist in der Lage das Verkehrsaufkommen auf den Straßen erheblich zu verringern, bei einer durchschnittlichen Besetzung von 2,5 Personen je PKW entspräche das einem Verkehrsaufkommen von 400 PKW/Stunde." (aus dem Projektbericht)

Die Straße soll entlastet, die Erreichbarkeit der einzelnen Ortschaften entlang der Strecke erhöht werden. Auch wären keine Umfahrungsstraßen für Seis und Kastelruth mehr notwendig. Diese sind angedacht, um das Verkehrsaufkommen in den Dörfern zu Stoßzeiten, vor allem während der Wintersaison, zu verringern.

Sollte das Projekt verwirklicht werden, könne man sich in Zukunft auch zusätzliche Verbindungen vorstellen: "Ein weiterführender Ausbau der Strecken nach Völs, oder sogar über Tiers nach Bozen, und St.Christina und Wolkenstein ist hier denkbar und auch realisierbar", so Demetz, Reichhalter und Pattis.

Fragen und Antworten

Eine Variantenstudie zur Bahnverbindung Seis-St. Ulrich liegt bereits vor. Die Pusterer Studentin Doris Kircher hat diese in ihrer Masterarbeit zum Abschluss ihres Ingenieursstudium an der Universität Innsbruck durchgeführt.

Wovon die Realisierung in erster Linie abhängen wird, liegt jedoch auf der Hand. Denn obwohl die Machbarkeit gegeben scheint, steht die Frage nach der Sinnhaftigkeit und vor allem der Finanzierbarkeit im Raum. Diese stellt sich auch der Kastelruther Bürgermeister: "Ich denke, man soll vorurteilsfrei über alles diskutieren können und immer offen sein für neue Ideen", so Colli. "Die Erfahrung hat mir halt gezeigt, dass nur das umgesetzt werden kann, was auch finanzierbar ist. Und bei den ganzen Sparmaßnahmen..."

Bei der Präsentation des Projektes am Freitag Abend wird Colli nicht anwesend sein, er muss zu einem anderen Termin. "Leider", bedauert er. Dafür haben alle Interessierten die Gelegenheit, sich über den "Kastelrutherzug" zu informieren und darüber zu diskutieren. Heute, am 7. November, wird das Projekt um 20.30 Uhr im Hotel Panidersattel vorgestellt.

Bild
Profil für Benutzer Sylvia Rier
Sylvia Rier Fr., 07.11.2014 - 18:49

Schöne Idee, und ziemlich spannend. Bloß, dass die Bahn in Seis und nicht in Völs starten soll, finde ich recht merkwürdig. Schade auch, dass bald Gemeinderatswahlen sein sollen - hoffen wir doch, dass nicht die Bevölkerung und ihre Zukunft (die Zukunft der Landschaft) zum Spielball politischer Interessen werden (sollen).

Fr., 07.11.2014 - 18:49 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Lorenz Brugger
Lorenz Brugger Fr., 07.11.2014 - 20:18

naja, an sich ja schon eine nette idee, aber neue Trassen zu bauen und das in einem alpinen Gelände, das war und ist immer noch ein ganz schön aufwändiges Unternehmen... Die Kosten dafür wären heute wohl astronomisch.

Wie wärs denn stattdessen mit einer Seilbahn von der Seis nach Ulrich. Dann könnte man eventuell auch über eine Erweiterung nach Völs und Bozen nachdenken. In einer fernen Zukunft könnte man dann darüber nachdenken noch eine Verbindung nach Corvara zu bauen. Das wären doch zeitgemäße Visionen, anstatt mit Ideen von 1905 daher zu kommen ;-)

Fr., 07.11.2014 - 20:18 Permalink