Gesellschaft | Second Hand

"Sonderschule"? Nie gehört!

Den Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung nimmt Der Standard zum Anlass, um über gelungene Integration zu berichten. Fündig geworden ist man in Südtirol.

Während hierzulande am Tag der Menschen mit Behinderung auf die mangelnde Barrierefreiheit hinzuweisen, hat man sich jenseits des Brenners den Internationalen Gedenk- und Aktionszag zum Anlass genommen, um nach Best-Practice-Beispielen für funktionierende Integration zu suchen. Und man ist fündig geworden.

Die Standard-Redakteurin Katharina Mittelstaedt hat sich aufgemacht, um ihren Landsleuten über die Inklusion an Südtirols Schulen zu berichten. Denn in Österreich ist das gemeinsame Lernen wie es in Italien seit 1977 die Regel ist, weitgehend unbekannt. In so genannten "Sonderschulen" werden behinderte Kinder österreichweit abgeschottet von nicht behinderten Kindern unterrichtet. "Wie Aliens in Ghettos?", so die ungläubige Frage eines jungen Vaters aus Bozen als im die Journalistin von den Sonderschulen in ihrer Heimat erzählt.

Der junge Vater schaut verdutzt. Er spricht perfektes Deutsch, aber "Sonderschule" - das Wort sagt ihm nichts.

In zahlreichen Treffen wird Katharina Mittelstaedt schnell klar, worauf der Erfolg des Südtiroler Modells gründet: jede Lehrperson ist auch für Integration zuständig und wird entsprechend ausgebildet; jedes Kind hat Recht auf Bildung und Ausbildung in Regelschulen und entgeht dadurch einem Leben am Rande der Gesellschaft - kurzum, Integration ist zur Normalität geworden.

Hansjörg Elsler erinnert sich zurück: "Als ich ein Kind war, gab es einen Friedhof mit drei Grabsteinen vor der Friedhofsmauer", erzählt er. "Irgendwann habe ich verstanden, warum die nicht drinnen sein durften. Das waren die Gräber von einem Selbstmörder und zwei schwerbehinderten Kindern." Elsler ist Feuerwehrmann, Präsident des Arbeitskreises Eltern Behinderter (AEB) in Südtirol und Vater von Maximilian. "Heute kenne ich einige behinderte Kinder, die Ministranten sind. Wir reden nicht mehr von Integration, sondern von Normalität", sagt er.

Der Beitrag, der unter dem Titel "Inklusion in Südtirol: Der Weg zum Fremdwort Sonderschule" am 3. Dezember in der Printausgabe von Der Standard erschienen ist, kann hier nachgelesen werden.