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Bildsprache

Die Arunda Nr. 30 "Sand und Schnee" eignet sich gut als Abschluss meines „salto“-Jahres. Sie wurde von Hans Wielander wunderbar gestaltet.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Die Welt ist

eine Orgel und

der Wind spielt

darauf Sturm.

 

Eine ameisenkleine Karawane wandert am Horizont, der von Sanddünen begrenzt wird. „Wir gehen und suchen nach dem Anfang der Unendlichkeit“. Dieser Satz ist sinnwidrig. Die Unendlichkeit ist gerade das, was weder Anfang noch Ende hat. Trotzdem trifft er genau die Stimmung des Bildes.

Denken ist nicht Marschieren nach den Gesetzen der Logik. Denken ist Lockerheit. Der Geist weht wie der Wind.

Wir brauchen uns nicht mit der Frage zu plagen, ob ein Bild die Wirklichkeit trifft oder verfälscht. Beides ist der Fall. Wir lassen das Bild einfach auf uns wirken. Das ist die Wirklichkeit. Ordne ich einem Bild ein weiteres hinzu – und das wird hier in dieser Arbeit versucht -, dann entsteht etwas Drittes. Der Versuch, zwischen zwei Bildern einen Zusammenhang herzustellen, löst das Denken. Dabei finden sich Wörter und Gedanken ein, werden herbeigeweht, verdichten sich und gewinnen Gestalt. Dass sie auch ganz anders lauten könnten, ist kein Mangel, sondern Ausdruck der unerschöpflichen Freiheit im Spiel. Vielleicht schreibt der Betrachter einige Gedanken auf die fast leere Seite?

„Wir schauen in die Brandung der Wellen, wie ein offenes Gehirn“.

Warum wir diese Strukturen schön finden, hängt vielleicht damit zusammen, dass wir ihre Ähnlichkeit mit Vorgängen in unserem Körper spüren. Wir sahen Pochendes, Warmes und hörten Fließendes, Schwellendes - ja, in dieser Umkehrung -, wir haben dies alles schon einmal wahrgenommen, und zwar im Mutterleib. Sollte von dort her Erinnerung möglich sein, dann ist Erkennen ein Wiedererinnern.

Der Geist weht, wie der Wind. Angewehtes verfestigt sich zu Schichten, die unsere Erinnerung aufbauen. „Die Schichten sind Blätter im Tagebuch unserer Erde“. Wir lesen also im Gestein und im Eis wie in unserer Seele. Früheres kann abgerufen werden. Das sind die inneren Bilder mit ihrem Eigenleben. Durch Ballung entsteht Ordnung, durch Wiederholung Kraft, nicht anders als im Gebet.

 

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Profil für Benutzer Maria Theresia Christandl
Maria Theresia… So., 14.12.2014 - 16:28

..schön geformter Text passend zur Jahreszeit..ein ständiges Wiederholen von Kommen und Gehen in der Natur, die schwer ertragbare Kälte, das Zurückziehen und Ruhen. Das Unendliche ..danke Sebastian.

So., 14.12.2014 - 16:28 Permalink
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Profil für Benutzer Sebastian Felderer
Sebastian Felderer Sa., 20.12.2014 - 09:14

Maria Theresia -im ersten Kommentar- liebt die Natur und versteht es, solche Texte zu lesen. Ein Maximilian, selbst als "Gehetzter", offensichtlich auch. Ich habe den Beitrag gewählt, weil mir die Gedanken zum Jahreswechsel als sinnvoll erschienen. Scheinbar richtig gewählt. Ich danke euch für das "feedback".

Sa., 20.12.2014 - 09:14 Permalink