Umwelt | Müllverbrennung

"Niemand kann uns zu Müllimporten zwingen"

Müllimporte nach Südtirol sind zumindest in den kommenden eineinhalb Jahren kein Thema, sagt Giulio Angelucci. Warum die Diskussion dennoch weiter gehen wird.

Diesmal kam der Anstoß aus dem Trentino: Nehmt doch unseren Müll statt jenen aus Neapel, tönte der Trentiner Umweltassessor Mauro Gilmozzi am Wochenende. Mit 15.000 Tonnen Restmüll aus der Nachbarprovinz könnte Südtirol vor der Gefahr gerettet werden, aufgrund des Dekrets Sblocca Italia Müll aus dem Süden verbrennen zu müssen, lautet sein bereits zweiter Vorstoß zu einer engeren Zusammenarbeit in Sachen Müllverarbeitung. Bereits seit vergangenen November befeuert dieses Schreckgespenst die Polemik über die laut Kritikern überdimensionierte Müllverbrennungsanlage aufs Neue. Und auch bei dieser Gelegenheit folgten reflexartige Reaktionen aus allen politischen Richtungen. Wir sind gegen jeglichen Import von Müll von außerhalb der Provinz, ließ beispielsweise Koalitionspartner PD vernehmen, der eine dringende Sitzung der Umweltkommission der Gemeinde anregt, um die Sachlage zu klären.

Zumindest beim zuständigen Landesamt für Abfall sieht man dafür keine Notwendigkeit. Denn für Direktor Giulio Angelucci ist die Sachlage bereits vollkommen klar: „Wir haben ein Landesgesetz aus dem Jahr 2006, das den staatlichen und EU-Normen entspricht, und klar definiert, dass uns niemand dazu verpflichten kann, Abfälle von außerhalb der Provinz anzunehmen, solange wir eine Entsorgungsanlage betreiben.“ Erst mit dem vollständigen Anschluss der Müllverbrennungsanlage an das Fernwärmenetz und die damit verbundene Umwandlung des Müllofens in eine Verwertungsanlage könnte das Dekret Sblocca Italia für Südtirol relevant werden. Eine Perspektive, die laut aktuellem Stand der Arbeiten frühestens in rund eineinhalb Jahren konkreter wird, wie der Amtsdirektor schätzt. Doch selbst dann sieht Angelucci keine großen Gefahren für Müllimporte aufziehen. Die Bestimmungen im Sblocca Italia seien vor allem auf große Verbrennungsanlagen in Mittelitalien zugeschnitten. „Unsere offene Kapazität von 10.000 bis 20.000 Tonnen helfen dagegen keiner einzigen italienischen Region ihre Restmüllprobleme zu beheben“, sagt Giulio Angelucci. Auch nicht dem Trentino, das eine Restmüllmenge zwischen 70.000 und 80.000 Tonnen loswerden müsse.

"Wir haben keine Überkapazität"

Entgegen aller Kritiken beharrt Angelucci auch weiterhin darauf, dass es in Bozen keine Überkapazität gäbe. „Diese freie Kapazität wurde von den Technikern wie von der Politik beschlossen, um Notsituationen bewältigen zu können und vor allem der steigenden Bevölkerungszahl und Zunahme des Mülls in den kommenden 20 Jahren Rechnung zu tragen.“ Immerhin werde in Südtirol bereits aktuell mit 1,5 Millionen Tonnen Müll zehn Mal so viel produziert wie die Anlage verarbeiten könne. Und: Künftig würden auch neue Arten von Abfall hinzukommen, wie beispielsweise Abbruchmaterial aus Klimahäusern.

Eine Sichtweise, der die breite Gegnerschaft des Müllverbrennungsofens sicherlich andere Standpunkte entgegenzusetzen hat. Doch selbst bei den Betreibern des Müllofens und so manchem politischem Vertreter scheint die Versuchung groß zu sein, möglichst bald eine vollständige Auslastung der Müllverbrennungsanlage zu erreichen. Denn mehr angelieferter Müll bringt mehr Einnahmen – in  Zukunft auch durch mehr Produktion von Wärme – und somit die Möglichkeit, die Bozner Müllgebühren in Zaum zu halten oder zu senken. Ein Schritt, der sowohl dem Image des unbeliebten Ofens wie auch der Akzeptanz der vielerorts in Frage gestellten politischen Entscheidungen zugute kommen würde. Die Diskussion über Müllimporte ist also noch lange nicht beendet.

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Salto User
Sepp.Bacher Mi., 14.01.2015 - 11:22

....."non è previsto lo smaltimento di rifiuti provenienti da altre regioni." Ich dachte, das Trentino liegt in der selben Region wie Südtirol. Warum sollte man sich unter Nachbarn, unter Tirolern nicht gegenseitig aushelfen? Gilt Nachbarschaftshilfe in der Politik nicht. Nein! Eine Schlagzeile vorgestern auf Rai-Südtirol lautete: Keinen fremden Müll! Angst vor Überfremdung auch beim Müll? Dabei unterscheidet er sich wohl kaum von unserem. Wetten!

Mi., 14.01.2015 - 11:22 Permalink
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Profil für Benutzer Benno Kusstatscher
Benno Kusstatscher Mi., 14.01.2015 - 11:53

Besser als Trentiner Müll zu verbrennen, und sich das bezahlen zu lassen, ist doch, die Trentiner einen eigenen Ofen in Mori bauen zu lassen. Die Ora bringt dann die Luft ganz spesenfrei zu uns. Wir Kirchturmbürger! Und gemeinsam werden wir dann mit doppelt so viel Überkapazitäten Neapels Müllberg abtragen.

http://www.trentino-suedtirol.ilfatto24ore.it/index.php/cronaca/1584-in…

Mi., 14.01.2015 - 11:53 Permalink