Politik | Polemik

Thalers Horden

Elmar Thalers patriotische Heimatseite „unsertirol24.com“ greift Florian Kronbichler und dessen Salto-Kommentar frontal an. Wer schützt uns vor diesen Schützen?

Nur am Schützenwesen kann dieses Land genesen.
Zu dieser Schlussfolgerung muss man unwillkürlich kommen, wenn man sich das anhört, was seit Monaten aus dem Mund von Elmar Thaler kommt. Der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes mandelt sich nicht zum ersten Mal zur moralischen Instanz auf.
Vor allem zwei Themen scheinen es dem Oberschützen in letzter Zeit besonders angetan zu haben. Die Doppelstaatsbürgerschaft und „die Horden von Einbrecherbanden, die im ganzen Land auflaufen“ (Zitat aus der Andreas-Hofer-Rede Thalers am 22. Februar in Meran).
Zur Doppelstaatsbürgerschaft liefert sich der Landeskommandant ein öffentliches Duell mit dem Landeshauptmann. Es ist ein Todesmarsch, auf dem wir uns befinden, wenn die Südtiroler nicht auch einen österreichischen Pass bekommen! So jedenfalls klingt es durch.
Vielleicht sollte jemand einmal Elmar Thaler sagen, dass der alpenrepublikanische Lappen bei den meisten Südtirolern und Südtirolerinnen ungefähr auf soviel Interesse stößt, wie ein Kommentar von Hansi Hinterseer bei einem Slalomrennen.

Vielleicht sollte jemand einmal Elmar Thaler sagen, dass der alpenrepublikanische Lappen bei den meisten Südtirolern und Südtirolerinnen ungefähr auf soviel Interesse stößt, wie ein Kommentar von Hansi Hinterseer bei einem Slalomrennen.

Bodenhaftung

Noch radikaler werden der Landesschützenkommandant und seine Mander aber, wenn es um den Sicherheitsnotstand geht. „Die Menschen werden Opfer von Überfällen und Einbrüchen, werden belästigt und tätlich angegriffen“, deklarierte er am Sonntag vor dem Andreas Hofer Denkmal in Meran.
Anscheinend gilt es aber nicht nur die Menschen vor den „Einbrecherhorden“ zu schützen, sondern auch vor all jenen, die in diesen Chor der Hilfssheriffe nicht einstimmen wollen. Wer den Ausnahmezustand in Frage stellt, kann nur ein Feind des Volkskörpers sein!
Am Dienstag hat der Südtiroler Parlamentarier Florian Kronbichler - der ab jetzt zweimal in der Woche für salto.bz schreibt – einen Kommentar veröffentlicht über die Sicherheitshysterie der Südtiroler Medien und die Tatsache, wie sich die Politik davon treiben lässt.

 



Diese Leseart wird von der patriotischen Gesinnungspolizei aber gar nicht goutiert. Noch am selben Tag erscheint ein langer Artikel auf der patriotischen Heimatseite „unsertirol24.com“. Unter dem Titel „Wenn Politiker die Bodenhaftung verlieren“ heißt es dort:

„Oft genug wird Volksvertretern vorgeworfen, dass sie zu den Bedürfnissen des „einfachen Mannes“ keinen Bezug mehr haben, weil sie sich im Elfenbeinturm der basta, wie die überprivilegierte und –bezahlte „Politikerkaste“ in Italien verächtlich genannt wird, zurückgezogen haben.
Anders kann man den Aufsatz des Abgeordneten Florian Kronbichler auf dem Webportal Salto.bz nicht interpretieren, lässt er doch erahnen, wie fremd ihm die Anliegen seiner Landsleute mittlerweile geworden zu sein scheinen.
Eventuell kann es auch damit zusammenhängen, dass Herr Kronbichler aufgrund des kranken italienischen Wahlsystems ins Parlament ziehen konnte, obwohl seine SEL-Liste lediglich 3,8% der Wahlstimmen in Süd- und Welschtirol erhielt. Somit war es um seinen Bezug zur Bevölkerung nie sonderlich gut gestellt.“

Was nicht sein darf, kann nicht sein. Natürlich bekommt in der strammen Philippika auch der neue Lieblingsfeind der Schützenführung, Arno Kompatscher, sein Fett ab:

„Inzwischen hat eine Landtagsanfrage der Süd-Tiroler Freiheit gezeigt, dass Arno Kompatscher – bewusst oder unbewusst – wohl mit falschen Zahlen arbeitet.“

Am Ende seht für Florian Kronbichler im Artikel ein guter Rat vom hohen Schützenross:

„Ein Kammerabgeordneter soll sich darum kümmern, dass im Parlament vernünftige Gesetze verabschiedet werden und nicht auf eigene Faust der Bevölkerung irgendetwas verordnen.“

Lukratives Ehrenamt

„Wir engagieren uns ehrenamtlich und müssen uns vom Landeshauptmann nicht beleidigen lassen“, sagt Schützenchef Elmar Thaler am Mittwoch in einem großen Interview mit der Tageszeitung.
Wie dieses Ehrenamt auch aussieht, wird gerade an der Person des Landeskommandanten und seiner privaten Projekte deutlich.
Elmar Thaler betreibt beruflich das Unternehmen „Effekt! GmbH“. Das in Neumarkt ansässige Unternehmen ist eine moderne Agentur, die von Grafik, Gestaltung, über Webprogrammierung, Design, bis Fotografie und Druckvorbereitung alles liefert. Die gesamten Plakataktionen und Publikationen des Schützenbundes laufen seit Jahren über diese Firma.
Teil des Unternehmens ist auch der Effekt-Verlag, in dem seit Jahren Publikationen über das Schützenwesen, traditionelle Koch- oder Dorfbücher sowie zeitgeschichtliche Bücher erscheinen, mit dem eindeutigen Schwerpunkt „Südtiroler Freiheitskampf“. Ideologisch betreut wird der Patriotenverlag von einem Trio, das darauf achtet, dass die Geschichtsschreibung in die richtige Richtung geht.
Geleitet wird das Verlagsprogramm von drei Personen aus dem Bundesvorstand des Schützenbundes. Landeskommandant Elmar Thaler, dem Referenten für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit Major Efrem Oberlechner und der Referentin für Kultur- und Bildungsarbeit Margareth Lun.
Am 15. September 2014 wurde von der „Effekt! GmbH“ die Internetdomain „unsertirol24.com“ registriert. Seit Anfang Oktober ist die Internetplattform „unsertirol24.com“ online. Sie funktioniert wie ein übliches, kommerzielles Internetportal mit dem Schwerpunkt Nachrichten aus Nord-, Süd- und Osttirol.
Offizieller Träger ist eine Genossenschaft mit dem programmatischen Titel „Du bist Tirol“. Presserechtlich verantwortlich ist Georg Dekas. Neben Schützenchef Elmar Thaler (eth) und dem Schützen-Pressesprecher Efrem Oberlechner (rem), sind das Lukas Steinwandter (st) und Rupert Gietl (gru). Dazu kommen noch Schützenhistorikerin Margareth Lun (ml) und als Gastautor der der Südtiroler Freiheit nahestehende Toponomastik-Experte Christian Kollmann.
Manchmal kann das Ehrenamt auch durchaus lukrativ sein.

PS: Auch der Autor dieser Zeilen weiß, dass es Gewalt in Südtirol gibt. Er wurde vor einigen Jahren nachts von einem maskierten Mann überfallen und zusammengeschlagen. Der Täter war ein Südtiroler Waffennarr und Schütze.