Umwelt | Reaktionen Projekt Ried

Perchas Visionen

Das Spiel wiederholt sich: die Aktionsgemeinschaft Ried weist Zahlen vor, ihre Gegenspieler sagen: „nicht aussagekräftig“. Perchas Bürgermeister Reinalter meint, „Gewohnheiten verändern sich langsam“.

Wenn der Bürgermeister Joachim Reinalter vom Öffentlichen Personen Nahverkehr spricht, gerät er ins Schwärmen: „Für Percha war die Haltestelle allemal ein Plus. Beim Tourismus stand unsere Gemeinde noch vor zwei Jahren an letzter Stelle im Pustertal, jetzt können wir endlich nach ziehen.“ Die Zählungen, die die Aktionsgemeinschaft Ried an sieben Tag in der Wintersaison 2012/13 von Studenten durchführen ließ, hält Reinalter für „nicht aussagekräftig. Ein öffentliches Verkehrsmittel muss drei Jahre funktionieren, dass sich die Leute auch daran gewöhnen.“ Seine These: In einigen Jahren wird der Zug das Instrument sein, mit dem zum Kronplatz gefahren wird.

Fünf Prozent Zugfahrer

Vor zwei Jahren wurde Percha mit einem Bahnhof beschenkt. Im Vordergrund stand das Interesse der Kronplatz Seilbahn AG, die mit dieser Zugverbindung die neu gebaute Skipiste Ried andockte. Die Aktionsgemeinschaft Ried hatte sich mit vielen Unterschriften gegen den Bau der Piste und der technisch aufwändigen Errichtung des Bahnhofs in Percha gestellt – umsonst. Der wunde Punkt der Aktionsgemeinschaft liege genau hier begraben, meint Reinalter: „Sie können einfach nicht zugeben, dass der Bahnhof Percha eine positive Entwicklung für den ÖPNV ist, auch wenn die Zahlen besser sein könnten.“ „Untertrieben“, hält er die Zählung dennoch. Nach dieser macht der Anteil der Skifahrer, die den Zug benutzen nur fünf Prozent aus. Gesprochen wurde in der Projektierungs- und Rechtfertigungsphase zum Bau der Haltestelle in Percha immer von 26 Prozent an Zugreisenden.

Wohin mit den Autos?

Claudia Renzler und Walter Huber haben lange gegen das Projekt Ried gekämpft, tausende Unterschriften gesammelt, Renzler sagt: „Selbst diese fünf Prozent sind übertrieben. Es sind dreieinhalb, vier Prozent, maximal fünf, wenn wir großzügig sind.“ Abgesehen davon – auch die Abfahrten auf der Piste Ried bleiben hinter den Erwartungen zurück: 600.000 Fahrten wären ökonomisch notwendig für eine Seilbahn, die Piste Ried wurde im letzten Winter 340.000 mal befahren. Maximale Medienaufmerksamkeit erzielte das 25 Millionen Euro Projekt vor einigen Jahren - sogar der Spiegel titelte Ende 2011: „Ried-Abfahrt am Kronplatz: Eine Piste, ein Zug, viel Streit“.

Besonders kritisch sieht Renzler die Parksituation in Reischach. 3.000 Parkplätze bei der Talstation sollten, so das Versprechen der Politiker beim Bau der Piste Ried, auf die Hälfte reduziert werden. „Da ist gar nichts passiert, anstatt Parkplätze abzubauen, und Gebühren für die bestehenden Plätze zu erheben, baut man in Percha neue. Ist das der Zugverkehr, den wir uns wünschen?“, fragt sie. Perchas erster Bürger beruhigt: ein neuer Parkplatz ja, aber mit maximal 100 Stellplätzen, davon knapp 20 für Pendler, der Rest für Einheimische. „Diese Plätze müssen wir garantieren. Autokolonnen nach Percha ziehen? Das ist auf keinen Fall in unserem Sinn.“

Ein Blick in die Erlebniszukunft

Ein ÖPNV muss wachsen, braucht Zeit bis er Früchte trägt. Natürlich, verbesserungsfähig sei einiges, meint Reinalter: zu viele Hotels bringen immer noch ihre Gäste mit dem hoteleigenen Bus nach Reischach, anstatt zum Zugbahnhof in Bruneck oder Percha. Um es den Wendlern noch einfacher zu machen fordert Joachim Reinalter eine integrierte Zugkarte im Skipass und endlich den Bau des lang ersehnten Aufzugs. „Der muss unbedingt gebaut werden, wir hoffen auf 350.000 Euro vom Land“.

„Ein einfaches Skibussystem hätte vollkommen ausgereicht“, meint Renzler. Doch Reinalter sieht die Tourimusdollars rollen und blickt in die Zukunft: „Wir in Percha meinen es kommt noch viel mehr. Nämlich dann, wenn wir das Museum vom Reinhold Messner am Kronplatz haben. Dann zieht der ÖPNV auch im Sommer nach. Der Kronplatz als Erlebnisberg im Sommer, wie im Winter ist lebenswichtig für unsere Region.“ Claudia Renzler versteht das wirtschaftliche Argument, immer klarer wird für sie etwas anders: „Die Verkehrsprognosen der Planer waren ein Mittel um ihre Piste Ried zu verwirklichen. Unsere Argumente waren richtig, die Zahlen beweisen es. Zwischen den Machern war aber alles schon längst entschieden.“

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Sebastian Felderer Fr., 26.04.2013 - 09:48

Bravo Claudia und Walter. Alles klar, wir haben es nicht mit Bahnhof oder Zubringerdienst zu tun, sondern mit Köpfen, die durch die Wand müssen. Das war schon bald klar, dass es in Percha nicht um den Bahnhof geht, sondern um die Seilbahn zum Kronplatz. Und keine Angst, wenn der Reinhold einmal oben ist, dann kommt die Heli-Verbindung, da wäre eine Seilbahn immer zu langsam.

Man baut ja auch ein Trinkwasser- oder Beregnungsreservoir, um eine Straße irgendwohin zu rechtfertigen. Das sind die berühmten Synergien, Kosteneinsparung usw. Und alle machen fleißig mit.

Für den illegalen Abtransport des Göflaner Marmors benötigte man eine Verbindungsstraße vom Marmorweg zur bestehenden Forststraße und das im Nationalpark. Da stand auf dem Schild: Walderschließungsweg. Ich hätte lieber einige Verantwortliche an Ästen baumeln gesehen und auf dem Schild gelesen: Erschießungsweg. Aber so ist es eben, das Leben.

Fr., 26.04.2013 - 09:48 Permalink
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Paul Idefix Fr., 26.04.2013 - 18:31

Wenn hier von "auf Ästen bäumelnden Leuten" die Rede ist und von "Erschießungsweg" dann frage ich mich, wer solch menschenverachtende Kommentare überhaupt frei gibt. Aber so sind die Umweltschützer eben: schreiben sich die Toleranz auf die Fahnen und wenn mal einer nicht mit ihnen konform geht, dann redet man gleich von Erschießungen und und Tod durch Erhängen.

Fr., 26.04.2013 - 18:31 Permalink
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Konrad Hofer Mo., 29.04.2013 - 14:06

fragte mich eine Gruppe Holländischer Ski-Touristen, am Bahnhof St.Lorenzen, wie sie nach Reischach zum Skikurs kommen. Der Skibusfahrer habe sie in St.Lorenzen-Dorf aufgefordert den Bus zu verlassen und auf die Bahn umzusteigen.

Mo., 29.04.2013 - 14:06 Permalink