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Wann endet des Winters Sommerschlaf?

Die Skisaison 2014/15 hat alles eher als vielversprechend begonnen. Sonnige Tage und lauwarme Nächte ließen dem Winter keinen Platz. Österliche Wiesen waren die Folge.

Mittlerweile bietet der Kreuzbergpass eine tolle Winterlandschaft und außerdem einwandfreie Pistenverhältnisse. Er soll morgen einmal das Bindeglied zwischen dem Skikarussell Helm und Valgrande/Col d'la Tenda (Padola) sein. (wpz)

Halbzeit! Die ersten beiden Monate der Skisaison 2014/15 sind vorbei. Der Skiwinter hätte mancherorts, nämlich am Kreuzbergpass und in der Signaue/Rotwand (Sexten), bereits am 22. November anlaufen sollen, doch daraus wurde ebenso nichts wie eine Woche später, als in Vierschach am „Punka“ das Mega-Openair vonstatten ging und das Dolomiten-Karussell in seiner gesamten Ausdehnung angeschubst werden sollte. Das musikalische Event war allerdings mehr „moga" (mager) als „mega“. Allein das Abendprogramm vermochte die hoch angesetzten Erwartungen halbwegs zu erfüllen. Der Veranstalter, die Sextner Dolomiten AG, sprach hinterher dennoch von einem 'großen' Erfolg, obschon nur etwa die Hälfte (2000 bis 3.000) der erwarteten Partyteilnehmer (mindestens 4.000) erschienen war. Die Schuld daran trugen weder die Musiker, alles Leute von Rang und Namen, noch die Organisatoren. Letztere hatten unter großem finanziellen Aufwand (rund 200.000 €) alle erdenklichen Anstrengungen für das gute Gelingen des Events gemacht. Dennoch lief die Veranstaltung nicht rund. Für den mageren Erfolg ausschlaggebend war letztendlich der Schneemangel und die dadurch heraufbeschworene tote Betriebsamkeit an und um die Pisten. Dagegen war das Team um den Marketing-Manager Alfred Prenn machtlos. Selbst eine künstliche Beschneiung war ob der andauernden T-Shirt-Temperaturen ausgeschlossen. Und selbst dann, wann’s mal kalt war, machte hundertprozentige Luftfeuchtigkeit jede Schneeproduktion unmöglich. Dieser unbeherrschbare Zustand legte „Franzls“ (Franz Senfters) Stirn in Falten. Den Söhnen und Töchtern von Mama Corones, von Hochabtei, Obereggen, Meran 2000, Schwemmalm im Ultental, wo Italiens derzeit bester Skifahrer zuhause ist, blühte im Großen und Ganzen dasselbe Schicksal, ganz zu Schweigen vom sanften Vigiljoch hoch über Lana, wohin es in der Hauptsache kontemplative Skifahrer verschlägt. 

Kein wirklich ergiebiger Schneefall im November und Dezember 2014. Das erschwerte den Pistenbetreibern die Arbeit ungemein, zumal die Temperatur die Nullgrenze nur sporadisch unterschritt. Das Jahr 2015 begann nicht viel besser. Immer wartet noch alles auf Schnee und winterliche Kälte. Dabei beginnt in wenigen Tagen der Feber. Im Bild die Abfahrt in Sexten/Moos im Dezember  (wpz)

Der Verdunstungsgrad des Gästestromes war in der vorweihnachtlichen Zeit überall hoch. Vom Standpunkt der Touristiker aus betrachtet, war der Advent bei Gott keine segensreiche Zeit. Übers verlängerte Wochenende vom  5. bis 8. Dezember (Mariä Empfängnis in Südtirol/Sant’Ambrogio für die Mailänder) trat die Einbuße besonders deutlich zutage. Doch auch in den folgenden Wochen und über Weihnachten hinaus waren Südtirols Wintersportorte nicht restlos ausgebucht. Schilder „Zimmer frei“ inmitten der Weihnachtsferien waren absolut keine Seltenheit. Und wiederum dürften die von der Schneemagersucht befallenen Hänge deren Freier massiv abgeschreckt haben. Man bedenke nur, dass beliebte Talabfahrten am Kronplatz (Ried u. Herrnegg) oder am Helm (Raut) erst knapp vor der Jahreswende in Betrieb genommen werden konnten – und das nur dank des massiven Einsatzes dutzender Schneekanonen, welche zu jeder Tages- und Nachtzeit, so die Witterung es irgendwie zuließ, ohne Unterlass flockten. Siegfried Pichler (Obereggen) amtierender Kommandeur des schneespuckenden Kanonenregiments (sprich: Präsident der Vereinigung Südtiroler Seilbahnbetreiber), bezifferte den saisonalen Wasserbedarf für die Schneeproduktion auf Südtirols Abfahrtspisten mit rund 4 Mill. Kubikmetern. Veränderungen nach oben oder unten sind eng an die Witterung geknüpft. Das sei, gemessen am Bedarf der Landwirtschaft (200 Mill. cbm) nicht enorm viel. Diesen waghalsigen Vergleich durfte Pichler über den Südtiroler Nationalsender kritiklos und ohne jeglichen Einwand unters Volk bringen. Hierzu ein paar aufschlussreiche Zahlen unsererseits: Während die Skipisten insgesamt annähernd um die 4.000 ha ausmachen, beträgt die landwirtschaftliche Nutzfläche in etwa 230.000 ha. Darauf fressen und saufen 70.000 Rindviecher und mehr: Schafe, Ziegen und anderes Getier; es werden weiters 1,2 Mio. Tonnen Äpfel, etwa eine halbe Million Hektoliter Qualitätswein und drüber hinaus noch tonnenweise Erdäpfel, Beeren, Gemüse, Getreide, Heu u. a. mehr produziert. Alles lechzt nach Wasser - der Mensch obendrauf. Der Seilbahn-Verbandspräsident sollte also den Vergleich mit der Landwirtschaft in Hinkunft meiden, so er sich nicht der Gefahr aussetzen möchte, irgendwann von einer deswegen erzürnten Kuh gefressen zu werden. Dass diese Gattung nicht mehr alles teilnahmslos hinnimmt, was sich um sie herum so alles tut, das zeigen mehrere Begebenheiten aus jüngerer Vergangenheit mit gar tragischem Ausgang.

Vom Zusammenschluss Helm - Rotwand erwarten sich insbesondere die Sextner positive Impulse für den Wintertourismus. Dier Bettenauslastung winters über soll merklich steigen. Im Bild der Knotenpunkt Signaue (wpz)

Es ist zwar richtig, dass die Provinz Bozen die Mehrheit aller Nächtigungen (etwa 30 Mio. jährlich insgesamt) sommers über verzeichnet. Ebenso richtig ist die Erkenntnis, dass der Winter im Vergleich zum Sommer empfindlich  mehr Einnahmen generiert. Eingeweihte sprechen von 30 bis 35 Prozent. Das ist für die wintersportlichen Hochburgen ein besonders wichtiger Aspekt zumal fürs Pustertal und dessen Seitentälern, welche in dieser Rangordnung ganz vorne liegen. Es darf deshalb niemand wundern, wenn genau diese Regionen ihr skitouristisches Angebot nach Möglichkeit ausbauen. Zumindest in einem Punkt sind sich Werner Schönhuber (Kronplatz) und Franz Senfter (Sextner Dolomiten) einig: Nur wer der Konkurrenz vorauseilt und sich von ihr nicht einholen geschweige denn überholen lässt, kann der Konkurrenz die Stirn bieten und dauerhaft erfolgreich sein.  

Das Hochpustertal hat das also Lasso ausgeworfen, um die Zukunft einzufangen. Die Sextner Dolomiten AG investierte im Laufe des Jahres 2014 an die 28 Mill. Euro in Aufzugsanlagen, Abfahrtspisten und Servicestellen. Nicht genug. Manche Innichner sprechen sogar von 36 Millionen. Es wurde der Helm mit der Rotwand vernetzt. Endlich! So Dr. Erwin Lanzinger, der Präsident des TVB-Hochpustertal. Die Verschweißung beider Gebiete soll einerseits die Nächtigungen in die Höhe schnellen lassen, andererseits zugleich mehr Geld in die Kassen der Sextner Dolomiten AG schwemmen, auf dass sie aus den roten Zahlen herauskomme. Das wird allerdings dauern. 2013 schrieb die Gesellschaft ein Defizit in Höhe von 80.000 Euro. Die Umsatzerlöse aus dem Bahn- und Liftbetrieb betrugen winters über 8,9 Mill. (- 6,09% gegenüber 2012); sommers über 2,1 Mill. (+ 13 % gegenüber 2012); der  Gesamtumsatz aus dem Bahn- und Liftbetrieb betrug 2013 demnach rund 11 Mio. Euro. Die Erlöse aus der gesellschaftseigenen Gastwirtschaft sind mit rund 2 Mio. Euro verbucht, verschiedene andere Erträge in Summe mit rund 1,6 Mio., sodass die Gessamtleistung auf knapp 15 Mio. Euro zu stehen kommt. Beachtlich die Verbindlichkeiten gegenüber Banken, die Ende 2013 um die 22 Mio. Euro ausmachten. Positiv ist dabei, dass der größte Teil eine Restlaufzeit von über 5 Jahren hatte.

Wie das Bilanzjahr 2014 der "Sextner Dolomiten AG" geendet hat, das sollten wir nach Ostern erfahren. Daran von besonderem Interesse sind die Auswirkungen der Einverleibung der "Nuova Alta Val Comelico srl" und des Zusammenschlusses Helm - Rotwand, auch unter Berücksichtigung der hohen Investitionen, die im zuständigen Bilanzjahr getätigt wurden. 

Ohne Wasser kein Skibetrieb. Das kann man mittlerweile so sehen. Darum sind die Skipistengurus bestrebt, wo immer es Sinn macht und möglich ist, Speicherbecken zu bauen. Der Kronplatz bezieht den unersätzlichen Rohstoff zumindest teilweise aus dem Olanger Stausee (im Bild, wpz)

Das Investitionsprogramm der Sextner Dolomiten AG ist damit keineswegs abgeschlossen, Mark Winkler und Genossen haben sich in nächster Zeit mit dem Zusammenschluss Kreuzberg - Valgrande - Padola zu befassen. Ein dementsprechendes Versprechen hat der "Franzl" den Comelicanern noch vor drei Jahren ins Herz gepflanzt. Die marode  "Val Comelico srl" wurde liquidiert und deren Nachfolgegesellschaft "Nuova Alta Val Comelico" mittlerweile mit der Sextner Dolomiten AG verschweißt (18. Juni 2014). Aus dem 'Fondo Brancher' flossen zugunsten der Comelicaner zwecks Erweiterung und Modernisierung der bestehenden Anlagen die beträchtliche Summe von zehn Millionen Euro, welche durch die Fusion nun allerdings vom Stammsitz in Innichen verwaltet und verplant wird bzw. wurde. In etwa nochmal derselbe Betrag aus demselben Fonds wird aus den Mitteln des Kompetenzjahres 2013 erwartet, abgesehen von zusätzlichen Samenergüssen aus Brüssel im Sinne überregionaler Förderung unterentwickelter Gebiete. Darauf setzt man, speziell nach Mitte 2014, seitdem die Fondsverwaltung (Brancher) neu organisiert und den beiden Autonomen Provinzen Bozen und Trient eine größere Einflussnahme auf die Mittelverwendung zugestanden wurde. Er sei gut gewesen, so der Präsident der Provinz Bozen, Dr. mag. iur. Arno Kompatscher, vor einigen Monaten in einem zur Sache erschienenen 'Dall'O-schen' FF-Bericht, dass Durnwalder die jährlichen Zahlungen provinzseits  in den "Fondo Brancher" über Jahre hinweg blockiert habe. Damit meinte er wohl, dass es nur so möglich gewesen sei, einen Teil der Gelder nun für den Zusammenschluss Padola - Sexten freizumachen. Darüber freute sich der Speckbaron nicht minder als Arno Kompatscher selbt. Beim Openair in Vierschach wurde die Genugtuung darüber deutlich gezeigt. Die beiden schunkelten vergnügt mit eingehakten Armen zur Musik von Marc Pircher. Ein behagliches Bild? Nicht für alle!

Vielleicht sollte Kompatscher ins Cadore zurückkehren, dorthin also, wohin er vor den Europawahlen zusammen mit unserem Europarlamentarier, Dr. Herbert Dorfmann, auf Stimmenfang gegangen war. Heute würde er dort feststellen müssen, dass man mit der Blockierung der Gelder zunächst und deren, wenn auch eingeschränkten Rückführung nach Südtirol dann, keineswegs so maßlos glücklich ist, wie das manche Zeitgenossen diesseits des Kreuzbergpasses der Öffentlichkeit zu vermitteln versuchten. Man habe mit dieser wertvollen monetären Last zwar die Höhe des Kreuzbergpasses locker genommen, nicht aber die Probleme Padolas überwunden, welche im Wesentlichen am Ursprungsort zurückgeblieben sind und dort weiterhin einer Lösung harren.

Es wäre allerdings auch falsch, zu sagen, es sei seit 2011 in Padola nichts passiert. Die Piste "Campo" wurde unter der Herrschaft Franz Senfters gebaut und Ende 2012 eröffnet. Das war's bislang aber auch schon. Damit möchten sich die Comelicaner keineswegs zufriedengeben. Hoffnung auf mehr besteht: Dr. Ing. Mark Winkler, der Geschäftsführer der Sextner Dolomiten AG, erklärte erst jüngst, die Planung für den Zusammenschluss Kreuzbergpass - Valgrande sei voll im Gange. Schauma amol, ob darauf in Bälde Taten folgen.

Auch in Padola wurde auf dem Gelände zwischen der Talstation Col d'la Tenda und dem Langlaufzengtrum ein Servicehaus (im Bild) errichtet. Mit dem Punka in Vierschach hat es allerdings wenig gemeinsam. Logo! Es wurde auch nicht von der Sextner Dolomiten AG in Auftrag gegeben. Diese darf inzwischen die Berghütte am Col d'la Tenda ihr Eigen nennen, nachdem die Holzers (Sexten) diese zunächst gekauft und dann in die Gesellschaft eingebracht hatten. (wpz)

In den letzten Tagen wurde schließlich bekannt, dass das Urteil im Zivilverfahren Otto Bachmann contra Helmbahnen (heute Sextner Dolomiten AG) nach 10 Jahren endlich ergangen ist. Zur Erinnerung: Im Juli 2003 wurde das Gewerbe- und Wohnhaus Bachmanns (siehe Bild unten) von einer Mure teilweise verschüttet. Der Schlamm trat außerdem in die tiefer gelegenen Räumlichkeiten ein und verwüstete sie. Selbst die Staatsstraße wurde in diesem Bereich vermurt. Bachmann stellte zwischen dem Murenabgang und dem Bau der Rautpiste, die im Auftrag der Helmbahnen erfolgt war, ein ursächlichen Zusammenhang her und klagte auf Schadensersatz, nachdem die Gesellschaft jede diesbezügliche Verantwortung abgelehnt hatte. Das Gericht schloss sich nun im Wesentlichen den Ausführungen Bachmanns an und verurteilte den Bauherrn, die ausführende Firma und den Bauleiter bzw. deren aller Haftpflichtversicherer zur Schadenersatzleistung. Die Streitkosten des Klägers, einschließlich der Gerichtskosten, wurden ebenfalls zur Gänze den unterlegenen Parteien angelastet.  Der Richter ordnete zugleich die Verbauung des Tischlebaches an, auf dass das gefährdete Gebäude vor künftigen Murenabgängen geschützt sei

 

Otto Bachmanns Betriebsgbäude, an der Pustertaler-Straße bei Vierschach gelegen, das 2003 durch einen Murenabgang stark beschädigt wurde. Der Bau der Raut-Piste und die damit verbundenen Abholzungen sowie Erdbewegungen waren für den Murenabgang verantwortlich, darf man aus dem Urteil schließen.  (wpz)