Chemische Sanierung
Man darf annehmen, dass die beiden Bewerber zumindest überrascht waren. Vor einigen Wochen traten Daniela Eisenstecken und Josep Valls Fonayet vor einer dreiköpfigen Prüfungskommission des Landespersonalamtes zu einem Wettbewerb an.
Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg sucht für sein Labor für Aromen und Metaboliten einen Chemie-Experten. Das Labor in der Laimburg in Pfatten analysiert und forscht im Bereich von Lebensmittelqualität und Pflanzengesundheit. So werden Inhaltsstoffe landwirtschaftlicher Erzeugnisse wie Äpfel, Birnen, Trauben, Wein, Käse, Milch und Pflanzenteile (Blätter, Wurzeln) identifiziert und charakterisiert. Dafür stehen modernste Analysegeräte zur Verfügung. Im Labor soll nun ein weiterer Chemie-Experte oder eine Chemie-Expertin angestellt werden.
Die Personalabteilung des Landes hat dazu Ende 2014 einen öffentlichen Wettbewerb ausgeschrieben, um diese Vollzeitstelle unbefristet zu besetzen. Voraussetzungen zur Teilnahme waren ein mindestens fünfjähriges Hochschulstudium in Chemie oder Pharmazie, die entsprechende Staatsprüfung, sowie die Eintragung ins Berufsverzeichnis und der Zweisprachigkeitsnachweis A. Die Bewerbungsfrist lief bis zum 3. März 2015.
Für Daniela Eisenstecken und Josep Valls Fonayet kommt der Wettbewerb wie gerufen. Beiden arbeiten seit Jahren als Chemiker in der Laimburg. Eisenstecken hat in Innsbruck Chemie studiert und danach als Uniassistentin dort gearbeitet. Seit 2011 arbeitet sie als freie Mitarbeiterin bei verschiedensten Projekten in der Laimburg. Der spanische Biochemiker und Weinfachmann Josep Valls Fonayet ist nach Studium und Forschungstätigkeit in Tarragona seit Jahren am Projekt „LagRegln“ beteiligt, das sich mit den Aromastoffen im Lagrein beschäftigt. Beide arbeiten genau in dem Labor, in dem das Land die Stelle ausschreibt.
Dass beide beim Wettbewerb dennoch chancenlos sind, liegt am dritten Bewerber. Auf ihn ist das öffentliche Auswahlverfahren eigentlich maßgeschneidert. Denn an den beiden Prüfungstagen im März tritt vor der Kommission auch Michael Oberhuber an. Oberhuber ist der Direktor des Versuchszentrums Laimburg und damit direkter Vorgesetzer der beiden anderen Mitkonkurrenten.
Direktor Michael Oberhuber: Wird seinen neuen Arbeitsplatz kaum sehen.
Auch der 40jährige Pusterer bringt alle Voraussetzungen mit, die es für diesen Wettbewerb braucht. Chemiestudium in Innsbruck, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni, Forschungsaufenthalt in den USA, danach Laborleiter bei der Pharmafirma Sandoz in Österreich. Von dort wechselt er 2009 als Direktor des Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrums in die Laimburg. Michael Oberhuber gewinnt den Wettbewerb haushoch. Die Wettbewerbskommission, der als Präsident der langjährige Chef der Umweltagentur Walter Huber vorsteht, benotet allein die mündliche Prüfung Oberhofers mit 9/10.
Dabei ist von Anfang an klar, dass der Wettbewerbssieger zumindest in den nächsten Jahren den Laborkittel kaum anziehen wird. Michael Oberhuber bleibt in seinem Direktionsbüro und er dürfte seinen neuen Arbeitsplatz, das Labor, wohl nur dann betreten, wenn er eine Führung durch die Versuchsanstalt macht.
Der öffentliche Wettbewerb ist in Wirklichkeit nur ein schlechtes Theater mit einem einzigen Zweck: Er soll der Absicherung der beruflichen Zukunft des Laimburg-Direktors dienen.
Das GesetzEin öffentlicher Wettbewerb wird so zum persönlichen, von der Landesverwaltung begünstigten Sanierungsprojekt einer Führungskraft degradiert.
Das geltende Landesgesetz zur Personalaufnahme besagt:
„Die Ernennung, ausgenommen jene zu Amtsdirektoren, kann im Rahmen von 30 Prozent der Abteilungen und ohne Beschränkung für die Ressorts auch zu Gunsten von nicht der Verwaltung angehörenden Personen erfolgen, die eine anerkannte Erfahrung und Fachkompetenz haben, einen Hochschulabschluss besitzen und die Voraussetzungen für die Aufnahme in den Landesdienst erfüllen.“
Genauso wurde Michael Oberhuber 2009 für vier Jahre als Direktor der Laimburg, im Rang eines Abteilungsleiters, berufen. Am 1. Jänner 2014 wurde der Führungsauftrag von der Landesregierung für weitere vier Jahre – bis Ende 2017 verlängert.
Der Vorteil dieser Berufung von außen ist die Tatsache, dass der Berufene sich keinem Wettbewerb stellen muss. Der Nachteil: Wird der Führungsauftrag nicht mehr erneuert, steht der Betreffende auf der Straße.
Genau diesem Risiko will Michael Oberhuber aber - durchaus verständlich - vorbauen. Mit dem Wettbewerbssieg wird der Direktor jetzt zum Landesbeamten in der neunten und höchsten Funktionsebene. Sollte ihm irgendwann auch der Führungsauftrag entzogen werden, verliert er höchstens die Funktionszulage, bleibt aber Chemiker im Landesdienst.
Ein öffentlicher Wettbewerb wird so zum persönlichen, von der Landesverwaltung begünstigten Sanierungsprojekt einer Führungskraft degradiert.
Dabei ist der Fall von Michael Oberhuber nur der letzte einer ganzen Reihe ähnlicher, am politischen Reißbrett geplanten Verbeamtungen. Es gibt in der Landesverwaltung inzwischen rund zwei Dutzend Ressortdirektoren, persönliche Referenten oder von Politikern eigenmächtig eingestellte Mitarbeiter, die über solche Wettbewerbe zu Landesbeamten geworden sind.
Die Vorgangsweise ist immer dieselbe. Die Auserwählten verfügen über die Qualifikationen, um am Wettbewerb teilzunehmen und am Ende gewinnen sie ihn auch. Da die Mitkandidaten und -kandidatinnen – wenn es überhaupt welche gibt - meist aus derselben Abteilung kommen, gibt es auch kaum Rekurse. Denn gegen den eigenen Chef vorzugehen, ist meistens nicht ratsam.
Es gibt in der Landesverwaltung inzwischen rund zwei Dutzend Ressortdirektoren, persönliche Referenten oder von Politikern eigenmächtig eingestellte Mitarbeiter, die über solche Wettbewerbe zu Landesbeamten geworden sind.
Bezeichnend ist, dass solche besonderen Wettbewerbe meistens dann stattfinden, wenn ein Landesrat die aktive Politik verlässt. Dann werden die treuen Mitarbeiter mit einer Stelle im Landesdienst abgesichert.
Natürlich geht bei diesen Wettbewerben alles mit rechten Dingen zu. Die Herren und Damen sind einfach jedes mal die Besten.
Wen wundert's? Die Laimburg
Wen wundert's? Die Laimburg war ja immer schon ein "Versuchszentrum" für Freunderlwirtschaft und Nepotismus die bis heute andauern: dauerhaft versorgte Familienmitglieder, übernommene Dienstwohnungen, Trinkgelder aus Steuergeld – man kennt das.
... tolles System Zittiroul .
... tolles System Zittiroul ...
Huber hebelt Oberhuber
Huber hebelt Oberhuber hinüber
Wer sich in Südtirol etwas
Wer sich in Südtirol etwas anderes erwartet hätte. .......
Hier wird nie jemand weiterkommen der nicht die richtigen Freunde hat.