Politik | Vertretung

Jugendbeirat ohne Jugend?

Eine Lehrperson und kein Jugendlicher ist in den deutschen Landesjugendbeirat entsandt worden. Den Schülern schmeckt das nicht. Sie fordern eine gesetzliche Änderung.

“Im Jugendbeirat sollen Jugendliche vertreten sein.” Eigentlich eine klare Sache, könnte man meinen. Und doch kommt die Forderung vom Landesbeirat der Schüler nicht von ungefähr. Laut einer gesetzlichen Regelung aus dem Jahre 1983 sind ausschließlich Lehrpersonen des Landesschulrates als Vertretung für den deutschen Landesjugendbeirat zur Wahl zugelassen. Hört sich absurd an.


Bevormundung durch Erwachsene?

Doch ganz offensichtlich sind die Befürchtungen der Schüler nicht unberechtigt. Denn bei seiner letzten Sitzung am 30. März hat der Landesschulrat eine Lehrperson als seine Vertretung in den 14-köpfigen Landesjugendbeirat entsandt. Und keinen Jugendlichen. Dagegen laufen die Jungen nun Sturm, sie fühlen sich ungerecht behandelt. Denn der Landesbeirat der Schüler hatte eigentlich einen jugendlichen Kandidaten aufgestellt: Julian Nikolaus Rensi, seines Zeichens Vorstandsmitglied des Landesbeirates der Schüler.

Der Landesjugendbeirat berät die Landesregierung in jugendpolitischen Fragen – eine wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe. Die auch die Jugendlichen selbst übernehmen können. “Da der Landesjugendbeirat primär die Jugendlichen Südtirols vertritt, soll er sich in erster Linie aus Jugendlichen zusammensetzen. Und das muss auch für die Vertretung der Bildungswelt gelten”, heißt es nun aus dem Landesbeirat der Schüler. Rensi selbst prangert die geltenden Vorschriften an: “Unser Unmut gilt nicht der Tatsache, dass die Lehrerschaft ihr demokratisches Recht ausübt. Sondern befürchten wir, dass es aufgrund der Regelungen über die Zusammensetzung des Landesjugendbeirates durchaus ein Jugendbeirat ohne Jugend werden kann.”


Auch die Jungen sollen zum Zug kommen

“Wir können verstehen, dass sich Jugendliche lieber von Jugendlichen vertreten lassen wollen, doch das muss nicht auf Biegen und Brechen sein”, antwortet Helga Baumgartner im Gespräch mit STOL. Baumgartner ist Ansprechperson für den deutschen Landesjugendbeirat und stellt klar: Es gehe in erster Linie um eine sinnvolle Vertretung für die Jugendlichen. Und dafür seien auch Lehrpersonen, beziehungsweise Erwachsene im Allgemeinen geeignet.

Dagegen hat auch der Vorsitzende des Landesbeirats der Schüler nichts einzuwenden. Matthias von Wenzl fordert aber ein Mitspracherecht für die Schülervertreter im Landesschulrat: “Von den 63 Mitgliedern des Landesschulrat sind nur die Lehrer wahlberechtigt. Es kann nicht sein, dass die Schüler nicht mitbestimmen können, wer sie im Landesjugendbeirat vertritt.” (Anmerkung: siehe unten) Schützenhilfe kommt vom Landesrat für ladinische Schule: “Wir brauchen die Vorschläge der Jugend, um gemeinsam mit ihnen Strategien für die Zukunft zu finden”, so Florian Mussner vor kurzem auf der ersten gemeinsam Sitzung der Jugendbeiräte aller drei Sprachgruppen.

Von Wenzl fordert nun eine rasche Änderung der gesetzlichen Situation. Diese sei unbedingt erforderlich, ansonsten würden die Jungen über kurz oder lang auf der Strecke bleiben. Denn bisher steht nirgends festgeschrieben, dass überhaupt Jugendliche im Landesjugendbeirat sitzen müssen. Alle drei Jahre wird dieser neu bestimmt. “Dabei ist immer von Experten die Rede, die bestellt werden könnten”, so von Wenzl, “das sind Jugendarbeiter und Vertreter anderer Organisationen”. Und eben keine Jugendlichen.

Anmerkung: An der markierten Stelle wurde die ursprüngliche Aussage von Matthias von Wenzl abgeändert.