Politik | Gemeindewahlen

Migranten auf Listen

Noch nie gab es so viele eingebürgerte Einwanderer, die auf den Parteien- und Bürgerlisten für die kommenden Wahlen kandidieren. In Neumarkt sogar auf der SVP-Liste.

Heute ist der Termin, an dem die Kandidatenlisten offiziell werden, nach der Überprüfung durch Gemeindesekretariate und Bezirksleitungen werden die Namen all jener Personen veröffentlicht, die für die Gemeindewahlen im Mai kandidieren. Da gibt es etliche Listen, besonders in den größeren Zentren, auf denen mehr als bisher jene Mitbürger zu finden sind, die den sogenannten Migrantenhintergrund mit sich herum tragen. In Brixen, auf der Grünen Bürgerliste etwa stehen die Studentin Hamza Aslam und die Unternehmerin Mirela Elmazi für ein gerechtes, soziales und transparentes Brixen ein; beim Partito Democratico Bozen hat sich der aus Marokko gebürtige Mohammed Al Masmoudi auf die Liste der zu Wählenden setzen lassen; er lebt bereits seit vielen Jahren in Bozen, arbeitet im Computer- und Filmbereich und spielt Theater. Über den Kleinwüchsigen wurde außerdem ein Film gemacht, „La storia di Mohammed“ ist ein Beitrag zur Sensibilisierung gegen Diskriminierung jeglicher Art.

Genau aus diesem Grund ist es vielen der „Ausländer“ ein Anliegen, erstmals politisch aktiv und somit sichtbar zu sein. All jene, mit denen salto.bz gesprochen hat, rückten die Wichtigkeit des „Gesehenwerdens“ in den Vordergrund. Sie wollen zeigen, dass Migranten sehr wohl imstande sind, aktiv an Gesellschaft und Politik teilzunehmen, und so viele der schwelenden und offenen Vorurteile zu widerlegen oder zumindest zu hinterfragen.  Wie der 40-jährige Ägypter Abdelmoteleb Ban, der für Projekt Bozen ins Rennen geht; ihn erreiche ich während der Elternsprechstunde seiner beiden Kinder, Oberschule und Mittelschule an einem Tag, das ist ein genauestens zu planender Parkours, wie viele Erziehende wissen. Er erzählt, dass er bereits einige Male, auch bei den vorangegangenen Wahlen gefragt wurde, ob er ein politisches Mandat übernehmen wolle, der Partito Democratico habe angeklopft, doch ihm fehlte damals die Zeit. „Erst jetzt ist das anders und es interessiert mich jetzt viel mehr, aktiv etwas zu tun, so wie die Dinge in Italien und in Europa derzeit liegen.“ Ban hat gute Ideen wie Integration in Südtirol aussehen könnte, er ist selbst unternehmerisch tätig, und sieht die Dinge vom pragmatischen Standpunkt aus: „Wenn wir wollen, dass die westliche Gesellschaft anders auf Migranten blickt, müssen wir den Horizont erweitern. Derzeit werden wir von vielen als Bedrohung, aber auch als zu nutzende Ressource wahrgenommen. Doch da ist viel mehr Potential. Wir müssen Austausch schaffen, nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich.“ Ihm schwebt ein Modell vor, mit dem Einwanderer sich hierzulande so einbringen, dass daraus Handelsbeziehungen mit den Herkunftsländern entstehen, dass ein Kennenlernen auch in wirtschaftlicher Hinsicht stattfinden kann. „Man muss den Leuten die Chance geben, sich und das was sie können, zu zeigen, ansonsten fühlen sich Einwanderer immer wie Bürger zweiter Klasse.

Abdelmoteleb Ban lebt seit 17 Jahren in Italien, er spricht hervorragend Italienisch und wohnt in Neumarkt, wo ein Freund von ihm ebenfalls in die politische Offensive ging: El Montassar Hamed Awotallah, ebenfalls gebürtiger Ägypter sowie die aus Marokko stammende Azil Kahdija haben sich auf der SVP-Liste aufstellen lassen. Die Nachricht sorgte für Wirbel, die SVP wolle nun mit Einwanderern gezielt anbandeln und die Politik darauf abrichten, lautete etwa der Einwand einer Ulli Mair.

Horst Pichler, Bürgermeister der Gemeinde Neumarkt sieht die Kritik gelassen: „Wenn Sie danach fragen, ob wir Personen mit Ausländerhintergrund auf der Liste haben, nenne ich Ihnen sofort mehr als nur jene beiden; da ist noch ein Österreicher, und andere, deren Großeltern auch nicht hier im Ort geboren wurden,“ überspitzt er die Polemik.  

Immer seien skeptische Stimmen zu erwarten, aber es gebe auch Zuspruch, meint er. Kahdija und Hamed Awotallah sind italienische Staatsbürger mit deutscher Sprachgruppenzugehörigkeit: alles korrekt soweit. Es sei auch nicht so, dass sich die Einwanderer auf den Listen besonders für Integrationsthemen stark machen würden. Pichler stellt klar, dass die beiden Mitbürger im Dorf seit langem integriert seien, ihre Kinder spielten Fußball im Verein und sind im Vorstand des Jugendzentrums tätig: „Es war ein ganz natürlicher Prozess, dass es zu dieser Kandidatur kam, so wie bei andern Neumarkter Bürgern, die ebenfalls etwas zu sagen haben.“

Auch in Meran haben die Wähler die Möglichkeit, den neuen Mitbürgern mehr politische Sichtbarkeit zu geben. Auf der gemeinsamen Liste von Paul Rösch und Grünen sind Seye Mamadou Lamine, Florence Hanae Yamashita und Sudabeh Kalantari Lun gesetzt. Letztere kennt Merans Parade-Grüne Cristina Kury vom gemeinsamen Engagement für die Ex-Memc in Sinich, es habe sich so ergeben, dass sie nun auf der Liste mit dabei sei. „Ich hätte gern ein noch grüneres Meran,“ sagt Kalantari Lun, „vor allem mehr Grünflächen, wo sich Menschen aller Herkunft zwanglos treffen, sich kennenlernen und miteinander grillen.“ Sie findet es wichtig, Verantwortung zu übernehmen, nur meckern sei zu einfach. Die in Deutschland geborene Sudabeh ist klassisch „multikulti“, der Vater Iraner, die Mutter Deutsche, den natürlichen Umgang damit findet sie heute noch sehr gelungen.

Die Liste ist durchtelefoniert, einige der angepeilten Personen habe ich nicht erreichen können oder sie bestätigten, was hier von anderen bereits gesagt wurde. Dass sich die nunmehr 45.000 Personen starke Gruppe von ausländischen Mitbürgern in Südtirol auch politisch einbringen will, ist an der Zeit (auch wenn nur etwa 1/3 von ihnen die staatsbürgerlichen Voraussetzungen dazu hat). Dass das einen gesellschaftlichen Wandel ergeben kann, ist ebenso klar; wünschenswert ist ein realistischer und menschenfreundlicher Blick darauf. Denn schließlich und endlich gibt es hier (bei den „Einheimischen“), wie dort („Ausländer“) solche, die sich engagieren wollen und solche, die lieber die Hände in den Schoß legen oder eben nur meckern. 

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Alessandro Stenico Mi., 15.04.2015 - 21:47

Candidati in possesso della cittadinanza italiana ma di origini straniere ce ne sono in tutti i schieramenti dal centro sinistra al centro destra, i più rappresentativi sono i cittadini schipetari presenti in alcune liste sia di centro destra che di centro sinistra, a Vipiteno con il PD e a Bressanone con L’Alto Adige nel cuore oppure con la lista ecosociale. Quelli provenienti dal Sudamerica come i brasiliani si presentano a Bressanone con l’Alto Adige nel cuore mentre a S .Cristina con la lista civica, quelli provenienti dal continente asiatico come i pakistani o iracheni a Bressanone con gli ecosociali e a Vipiteno con la Lega Nord. Il continente meno rappresentato rimane quello africano con una candidato di origini marocchine a Fortezza su una lista civica. Pochi rispetto alla massa dei candidati ma sicuramente più dei candidati proveniente da paesi comunitari che in passato erano presenti maggiormente.

Mi., 15.04.2015 - 21:47 Permalink
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Alessandro Stenico Fr., 17.04.2015 - 17:47

Sul sito della regione TAA/Südt. sono da oggi consultabili le liste e i candidati di tutti i comuni della regione. Come già accennato su alcune liste dei candidati compaiano alcuni cittadini italiani immigrati da paesi al di fuori della comunità europea, pochi ma rappresentativi di un cambiamento.
Piccola curiosità la lista del PD di Sarentino è composta esclusivamente da un nucleo di partenopei ed irpini:
http://www.elezionicomunali.bz.it/17586/precand_ld_p8087_vg.htm

Fr., 17.04.2015 - 17:47 Permalink