Im Nebel der Unwissenheit
Es ist 8.00 Uhr, der Unterricht beginnt. Ich schlage ein aktuelles Thema vor, damit wir ein bisschen diskutieren können: Wer von euch kann mir sagen, welche die wichtigste Nachricht dieser Tagen ist? Anders formuliert: Worüber berichten Zeitungen und Nachrichtensendungen am meisten in diesen Tagen? Ein großes Schweigen kommt mir entgegen. Niemand traut sich, etwas zu sagen. Ich versuche es noch mal: Habt ihr vielleicht gehört, dass übers Wochenende etwa Tausend Menschen gestorben bzw. ertrunken sind? Wisst ihr, unter welchen Umständen, könntet ihr dazu überhaupt etwas sagen? Das Schweigen bleibt. Wie ein dichter Nebel, der um ihre inneren Augen verweilt. Sie schauen durch diesen Nebel hindurch, können darin aber nichts sehen. Ist ihre schreckliche Unwissenheit möglich? Ist sie echt? Vielleicht ist auch nur ein unergründliches Unbehagen da. Ich frage aber nicht mehr. Ok, va bene, reden wir über etwas anders.
Nächste Klasse, gleiche Frage. Diesmal sind es drei Schülerinnen, die sich zu Wort melden. Eine sagt: "Siebenhundert Menschen sind im Ozean gestorben". Die zweite: "Viele Menschen sind in Lampedusa gestorben". Die dritte: "Ich habe etwas über die Wahlen gehört, Gemeindewahlen glaube ich". Dann finden auch andere den Mut, etwas zu sagen. Gehört hatten sie das schon – eine sagt: "Ich habe es auf facebook gesehen" – niemand ist aber imstande darüber etwas präziser zu erzählen.
So ein Befund lässt sich nicht leicht interpretieren. Was steckt hinter so einer verblüffenden Unwissenheit über das Weltgeschehen? Wer ist schuldig daran? Ich bin Lehrer, ihr Lehrer sogar, bin ich dann auch verantwortlich? Sicher bin ich das. Verantwortlich und ohnmächtig zu gleich. Aber natürlich mehr verantwortlich als ohnmächtig. Was kann ich tun, was können wir tun, um so eine Situation zu vermeiden?
Nur damit der Zusammenhang klarer umrissen wird: Die zwei Klassen, von denen ich spreche, sind von 15-Jährigen besucht. Sie gehören einer Berufsschule in deutscher Sprache der Stadt Bozen an. Andere Schüler – das haben mir Kolleginnen bestätigt – waren mehr informiert. Nur mehr informiert. Nicht wirklich informiert. Und morgen wird sicherlich schon alles vergessen sein. Der Nebel bleibt.
Eine interessante Perspektive
Eine interessante Perspektive, die ich nicht ganz teilen kann, aber doch interessant.
bravo. genau so ist es. die
bravo. genau so ist es. die ganze diskussion wird von allen seiten extrem zynisch geführt. ich bin mir sicher, dass auch nach dieser katastrophe, die wahren ursachen (zerstörung der lebensgrundlage in afrika durch europa, china, indien und den usa) nicht beseitigt werden. es ist frustrierend in der tat.
Antwort auf bravo. genau so ist es. die von Harald Knoflach
Die politischen Konsequenzen
Die politischen Konsequenzen liegen daher viell. im Stopp von Blumen-, Futtermittel-, Palmölimporten?
https://www.inkota.de/uploads/tx_ttproducts/datasheet/INKOTA_Infoblatt1…; http://www.welt.de/wirtschaft/article13867953/Das-grosse-Geschaeft-mit-…