Politik | Gemeindewahlen

"Die SVP hat kein Monopol auf den Handel"

Darf der Verband für Kaufleute und Dienstleister offen für Kandidaten der Südtiroler Volkspartei werben? Paul Rösch schreibt einen offenen Brief.

Wie halten es Südtirols Interessensvertretungen mit ihren Wahlempfehlungen? Ein delikates Thema, das vor jeder Wahl für Diskussionen sorgt. In Meran eröffnet sie nun Bürgermeister-Kandidat Paul Rösch mit einem offenen Brief an den Meraner hds-Obmann Gundolf Wegleiter. „Mit großer Verwunderung muss ich feststellen, dass Ihr Verband an seine Mitglieder Wahlempfehlungen zugunsten von Kandidaten einer einzigen Partei verschickt“, schreibt er darin. Grund seines Anstoßes: Ein Schreiben des hds-Obmanns an die Meraner Mitglieder des Kaufleute- und Dienstleisterverbandes, in dem in Wort und Bild eine klare Wahlempfehlung für die vier SVP-KandidatInnen Georg Hörwarter, Monika Noller, Peter Premstaller und Gabi Strohmer sowie Fabio Rizzi  von der Liste Civica per Merano gegeben wird. „Bitte bedenke, dass wir jede Stimme brauchen“, heißt es darin. „Entscheide mit und wähle die Kandidat/innen: für eine starke Wirtschaft und für eine hohe Lebensqualität in Meran.“

 

Für den Bürgerlisten-Kandidaten Paul Rösch stellt eine solche Empfehlung einen klaren Missbrauch der Rolle des hds dar, der immerhin öffentliche Mittel in Anspruch nimmt und die Interessen des Einzelhandels zu vertreten hat. „Auf diesen hat die besagte Partei kein Monopol“, findet Rösch. Der Touriseum-Direktor und politische Neueinsteiger erinnert den hds bei der Gelegenheit auch daran, dass seine eigene Familie seit 1854 in den Meraner Lauben ein kleines Einzelhandelsgeschäft betreibt.

"Während in letzter Zeit eine Reihe anderer Laubenhäuser internationalen Ketten übergeben wurden und Meran damit riskiert, seine Besonderheit zu verlieren und zu einer gesichtslosen Einkaufsstadt wie viele andere zu werden, hat die Familie Rösch auch zuletzt viel Geld ausgegeben, um ihr historisches Laubenhaus zu sanieren und in ihrem Geschäft das Flair des gewachsenen Meran zu erhalten. Bequemer und lukrativer wäre es gewesen, unser Laubenhaus meistbietend zu verkaufen. Indem der hds diesen Einsatz geringschätzt und sich stattdessen vor den Karren von Parteiinteressen spannt, verlässt er den Boden von seriöser und transparenter Verbandsarbeit."

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Oskar Egger Do., 30.04.2015 - 15:05

das hat doch bisher südtirolweit bestens funktioniert, oder? es war doch so, bei den letzten, den vorletzten, den vorvorletzten, den....? welche Partei hat Geld erhalten für die Wahlwerbung?

Do., 30.04.2015 - 15:05 Permalink
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Rudi Rieder Do., 30.04.2015 - 15:53

Recht hat er, der Paul Rösch! Ich bin vor den letzten Landtagswahlen, als Obmann der Floristen im LVH aus dem selben Grund zurückgetreten und aus dem Verband ausgetreten. Ein Verband ist keine politische Institution und sollte eine apolitische Linie beibehalten, um sich mit allen Parteien über die bestmöglichen Lösungen konfrontieren zu können. Ich muss gerade jetzt wieder darüber lachen, wenn ich auf der Wahlwerbung der SVP-Kandidaten lese, daß sie sich für einen Bürokratieabbau einsetzen wollen, wo ihre eigene Partei, in Rom, allen Gesetzen, die diese verursacht, zustimmt. Bravo Paul!

Do., 30.04.2015 - 15:53 Permalink
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Martin Daniel Do., 30.04.2015 - 17:22

Da diese Praxis bekanntlich vom Regionalgesetz verboten ist, nur eben "vergessen" wurde, eine Sanktion vorzusehen, sieht man, wie sich nicht wenige nur dann an Gesetze gebunden fühlen, wenn Strafe droht.

Do., 30.04.2015 - 17:22 Permalink
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Christian Mair Fr., 01.05.2015 - 09:20

Interessant dazu auch die bayrischen Gebirgsschützen unter Aufgaben Absatz 3 "Jede parteipolitische Betätigung und jeder parteipolitische Anschluß sind dem
BBGK, seinen Gauen/Bataillonen und Kompanien verboten."

Auch die Schützen sollten sich in einer Demokratie des 21.Jh. frei von politischer Parteinahme zeigen. Warum dürfen eigentlich Frauen keine Schützen werden? Der Landsturm ist schliesslich für alle da?

Fr., 01.05.2015 - 09:20 Permalink
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Christian Mair Fr., 01.05.2015 - 11:07

Antwort auf von Sepp.Bacher

"Aus dieser Aufgaben und Ziel - Definition sind dreierlei Aufgaben ableitbar:

gesellschaftspolitische (volkstumspolitische) Aufgaben;
kulturelle Aufgaben;
gesellschaftlich-soziale (solidarische) Aufgaben.

Schützen haben nicht nur volkstumspolitische Aufgaben, sonst wären sie eine politische Partei, wohl aber die Aufgabe als "politisches" Gewissen "
http://www.schuetzen.com/ssb/organisation/zielsetzung.html

Fr., 01.05.2015 - 11:07 Permalink