Ohne Perspektive
30 Kündigungen hier, 30 dort, 20 woanders: Fast täglich trudelte bei der Fachgewerkschaft Bau des SGB/Cisl in der vergangenen Woche eine neue Mittteilung über Personalreduzierungen bei heimischen Baufirmen ein. Wer diese sind, will Landessekretär Georg Plaickner lieber nicht in den Medien lesen. „Sonst bekommen sie zusätzliche Probleme mit ihren Banken, und dann wird alles nur noch schlimmer“, meint er.
Dass es schlimm steht, um Südtirols Baubranche ist keine Neuigkeit. „Doch so schlimm war es noch nie“, meint Plaickner. Da ist einmal das Ausgleichsverfahren des Pusterer Bauriesen ZH, dem gemeinsamen Unternehmen von Zimmerhofer und Hobag. Noch warten insgesamt mehr als 130 Beschäftigte auf ihr März-Gehalt. Am Donnerstag Nachmittag soll Richterin Francesca Bortolotti über die Freigabe der Zahlungen entscheiden. Noch weit wichtiger ist für die Bauarbeiter aber die Frage, wie es in den kommenden Monaten weitergehen wird.
120 Tage hat die Betriebsführung nach dem in der vergangenen Woche hinterlegten Ausgleichsantrag Zeit, um eine Einigung mit ihren Gläubigern zu finden. Mit der von der Regierung Monti eingeführten neuen Form des Ausgleichsverfahrens mit Vorbehalt wird versucht, den bestehenden Betrieb zu erhalten. Damit würde zumindest die in der Baubranche immer wieder kritisierte Praxis unterbrochen, dass Unternehmer in Schwierigkeiten Ausgleich anmelden, und dann zu begünstigten Bedingungen mit einem neuen Unternehmen durchstarten. Die Frage ist aber, ob es ZH-Chef Werner Zimmerhofer gelingt, eine Einigung mit den Gläubigern zu finden. Immerhin werden Verbindlichkeiten in Höhe von 80 Millionen Euro kolportiert.
Spitze des Eisbergs
Wie Gewerkschafter Plaickner meint, sind Fälle wie die ZH jedoch nur die Spitze des Eisbergs. „Während alle über die Probleme der Großen reden, gehen bei kleinen Firmen laufend Arbeitsplätze verloren“, meint er allein unter Verweis auf die vergangene Woche. Die sei keine Ausnahme, sondern liege ganz im Trend der vergangenen Monate. Oder auch Jahre: Immerhin verringerte sich die Zahl der Bauarbeiter in Südtirol seit 2007 von 18.000 auf 13.000.
Was jedoch anfangs noch als Redimensionierung eines überhitzten Sektors gesehen werden konnte, hat mittlerweile längst die Schmerzgrenze überschritten. „Früher diente das Baugewerbe immer als eine Art Staubsauger für den heimischen Arbeitsmarkt, der Arbeitskräfte aus anderen Sektoren in Krise aufgenommen hat“, sagt Landessekretär Plaickner. Doch nun, in der Krise der Baubranche, gäbe es weit und breit keinen Staubsauger, der arbeitslose Bauarbeiter auffange. Sprich: Vielen der entlassenen Arbeiter drohe derzeit das Schicksal Langzeitarbeitslosigkeit.
Eine Situation, in der laut der Fachgewerkschaft im SGB/Cisl nun der Gesetzgeber gefordert sei: Entweder brauche es eine bessere soziale Abfederung für die betroffenen Arbeitskräfte oder Maßnahmen zur Belebung der Krisenbranche, fordert sie. Sofort gefragt ist laut Georg Plaickner ein permanenter Krisentisch der Baugewerkschaften mit Arbeitgebern und der Landesregierung. „Den haben wir schon vor zwei Jahren gefordert, doch damals wurden wir als Schwarzmaler bezeichnet.“
energetische Sanierung
wäre einer der personalintensivsten Bereich im Bau und nützt Umwelt und den Geldbörsen der BewohnerInnen.