Politik | Ernennung

Der neue Eurac-Präsident

Nach 23 Jahren dankt Werner Stuflesser als Eurac-Präsident ab. Der Favorit für seine Nachfolge ist der Limnologe und Innsbrucker Vizerektor Roland Psenner.

Fast ein Vierteljahrhundert stand er an der Spitze der Europäischen Akademie (Eurac). Der studierte Mathematiker Werner Stuflesser war zuerst 16 Jahre lang erster Direktor des Landesstatistikinstituts ASTAT, bevor er 1992 zum Präsidenten der damals eben gegründeten Eurac wurde. Der Grödner SVP-Funktionär sollte zwischenzeitlich zwar in den Landtag gewählt werden, doch das politische Abenteuer scheiterte.
So blieb Werner Stuflesser über 23 Jahre lang Eurac-Präsident. Selbst seine Gegner bescheinigen dem früheren Statistiker eine glückliche und durchaus kompetente Hand bei der Führung der akademischen Kaderschmiede. Unter Stuflesser ist die Eurac nicht nur groß geworden, sondern hat es auch geschafft, alle Übernahmeversuche vonseiten der Freien Universität Bozen gekonnt zu parieren.
Werner Stuflesser, der Anfang des Jahres 66 Jahre alt wurde, wird jetzt in Rente gehen. Mit der Genehmigung der Bilanz 2015, die in den kommenden zwei Wochen durch die Eurac-Mitgliederversammlungen erfolgen wird, läuft auch die Amtszeit des Gründungspräsidenten endgültig aus.


Eurac-Präsident Werner Stuflesser: Abtritt nach 23 Jahren

Der Nachfolger

Der Name wird zwar noch als topsecret gehütet, aber es gibt längst einen eindeutigen Favoriten auf die Stuflesser-Nachfolge. Neuer Eurac-Präsident soll der Innsbrucker Hochschulprofessor und Vizerektor Roland Psenner werden.
Der 65jährige Roland Psenner studierte Biologie, Limnologie und Biochemie an der Universität Innsbruck, wo er auch promovierte. Von 1977 bis 1986 war er Postdoc an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und danach dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig.
Nach einem einjährigen Zwischenspiel in Südtirol als Raumplaner wurde Psenner 1991 außerordentlicher Universitätsprofessor an der Universität Innsbruck, 1997 ordentlicher Universitätsprofessor für Limnologie. Sein Forschungsinteresse gilt insbesondere den Auswirkungen des Klimawandels auf alpine Ökosysteme wie Hochgebirgsgewässer oder Gletscherregionen.


Innsbrucker Vize-Rektor Roland Psenner: Neuer Eurac-Präsident.

Seit 2010 leitet er den interfakultären Forschungsschwerpunkt „Alpiner Raum – Mensch und Umwelt“. Er engagiert sich seit vielen Jahren in Universitätspolitik und -verwaltung, von 2001 bis 2004 war er Studiendekan der damaligen naturwissenschaftlichen Fakultät, seit 2008 leitet er als Dekan die Fakultät für Biologie und wirkt darüber hinaus in zahlreichen in- und ausländischen Forschungsgremien und -beiräten mit.
Seit 1. März 2012 ist Psenner Vizerektor an der Universität Innsbruck und ist dabei für den Bereich „Lehre und Studierende“ zuständig.

Der Wechsel

Die Amtszeit des Eurac-Verwaltungsrates beträgt 4 Jahre. Formell sind die vier Jahre am 19. Mai 2015 ausgelaufen. Der Wechsel und die Neuwahl erfolgt aber erst wie üblich nach der Bilanzgenehmigung.
Derzeit sitzen im Eurac-Verwaltungsrat neben Präsident Werner Stuflesser, Konrad Bergmeister, Präsident der Freien Universität Bozen, Manuela Nocker (University of Essex), Siegfried Rinner, Direktor des Südtiroler Bauernbundes, und Andrea Zeppa, Direktor des Ressort für Innovation, Informatik, Arbeit, Genossenschaften und Finanzen.
Formell gewählt wird der Präsident von der Mitgliederversammlung. Die Eurac hat 20 ordentliche Mitglieder, da das Land Südtirol aber der Hauptfinanzier ist, designiert die Landesregierung – ähnlich wie der Stiftung Sparkasse – auch den Präsidenten.

Der Favorit

Roland Psenner hat seit langem direkte Beziehungen zur Eurac. So ist er seit Jahren einer der Mentoren und Köpfe des Eurac-Projekts „Junge Forscher gesucht“. Es ist ein seit 2005 periodisch stattfindender Wettbewerb, bei dem Schülerinnen und Schüler aus Graubünden, Südtirol, Tirol und Trentino Kreativität und Forschergeist unter Beweis stellen und bis zu 3.000 Euro Preisgeld gewinnen können.


Rechtsprofessor Obwexer, Landeshauptmann Kompatscher und Roland Psenner.(v.l.n.r.):  Gute politische Beziehungen

Psenner ist aber auch politisch äußert gut eingeführt. 2011 ernannte die damalige Bildungslandesrätin Sabina Kasslatter-Mur, heute Botschafterin der Uni Innsbruck, den Uniprofessor zum Vorsitzenden des technischen Begutachtungskomitees für die Vergabe der Forschungsstipendien des Landes Südtirol.
Als im April 2014 im Palais Widmann eine rechtswissenschaftliche Tagung zur Zukunft der Südtirol Autonomie stattfand, trat nach Landeshauptmann Arno Kompatscher unmittelbar Roland Psenner ans Rednerpult als Vertreter der Uni Innsbruck.
Nach Informationen von salto.bz wird Ende Juni Roland Psenner von der Mitgliederversammlung der Eurac zum neuen Präsidenten designiert werden. Es ist nicht nur ein Ehrenamt. Werner Stuflesser verdiente bereits im Jahr 2012 (die letzte Veröffentlichung) 85.050 Euro.

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Salto User
Sepp.Bacher Mo., 15.06.2015 - 11:04

Mir stellen sich verschiedene Fragen: Wie kann man aus einem Ehrenamt - wenn auch gut dotiert - in Rente gehen? Es scheint mir auch eigenartig, einen 66-Jährigen durch eine 65-Jährigen zu ersetzen.

Mo., 15.06.2015 - 11:04 Permalink