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Frauenpower im Brauhaus

In der Bierbrauerei Forst haben die Frauen das Sagen. In vierter Generation führt die Familie Fuchs den Betrieb. Der weibliche Touch als Erfolgsrezept?

Frauen und Bier. Die Kombination ist für viele immer noch ungewohnt, ja sogar exotisch. Doch in der so männlich anmutenden Domäne der heimischen Bierproduktion steckt viel mehr an weiblichem Touch als man es im erstem Moment vermuten möchte. Vor über 150 Jahren wurde die Brauerei Forst gegründet. Und ihre traditions- und erfolgreiche Geschichte hat sie in erster Linie den Frauen zu verdanken.

In Südtirol ist es die Frau, die sich traditionell um den Hof kümmert. Und dasselbe gilt für das Brauhaus Forst.


Die Fuchs-Frauen

1857 wird das Brauhaus von zwei Meraner Unternehmern aus der Taufe gehoben. Sechs Jahre später übernimmt Josef Fuchs den Betrieb. Schon bald schafft man es, die produzierte Biermenge zu verhundertfachen. Es ist Josef Fuchs’ Frau Filomena, die ihren Mann tatkräftig unterstützt und so dem Unternehmen zu einem bedeutenden Wachstumsschub verhilft. Anfang des 20. Jahrhunderts übernimmt Sohn Hans den Betrieb. Nach dessen Tod gehen die Geschicke der Brauerei in die Hände seiner Frau Fanny über. Diese führt das Unternehmen durch die turbulenten Zeiten des Ersten Weltkriegs und der Nachkriegszeit. 1933 tritt Fannys und Hans’ Sohn Luis Fuchs in die Fußstapfen seiner Eltern. Über ein halbes Jahrhundert leitet er den Brauereibetrieb.

Auch das historische Forst-Etikett ist weiblich angehaucht. Foto: Facebook/Forst

Als Luis 1989 stirbt, ist die Zeit von Margarethe gekommen. Die Ehefrau des verstorbenen Luis Fuchs übernimmt die Präsidentschaft und steht bis heute an der Spitze der traditionsreichen Bierbrauerei. Ihre Tochter, Margherita Fuchs von Mannstein, führt inzwischen in vierter Generation die Unternehmenstradition fort. Zur Seite stehen ihr dabei – wie könnte es anders sein – drei Frauen: Margheritas Tochter Cellina von Mannstein sitzt im Verwaltungsrat der Brauerei. Die bekannte Fotografin ist zuständig für die Unternehmenskommunikation und wird das Geschäft wohl von ihrer Mutter übernehmen. Doch auch Cordula von Mannstein, Cellinas Schwester, und Cellina Fuchs, ihre Tante, mischen im Betrieb mit.

Grundsteinlegung zum neuen Sudhaus 2009. Im Bild ganz rechts Margherita Fuchs von Mannstein. Zweite von links ihre Mutter und Forst-Präsidentin Margarethe Fuchs. Foto: Facebook/Forst


Gewissenhaft Tradition bewahren

Frauenpower pur also. Für die Fuchs’ und von Mannsteins keineswegs etwas Ungewöhnliches. “In Südtirol ist es die Frau, die sich traditionell um den Hof kümmert. Und dasselbe gilt für das Brauhaus Forst”, erklärt Cellina von Mannstein im Gespräch mit dem Corriere Economia. Der weibliche Touch als Erfolgsgeheimnis eines Unternehmens? “Ich persönlich kann nicht sagen, ob es in Betrieben, die von Frauen geführt werden, mehr oder weniger Syntonie gibt als in solchen, wo nur Männer an der Spitze stehen. Aber bei uns war es immer so und es ist ein Rezept, das perfekt funktioniert.” Die Zahlen scheinen Cellina von Mannstein recht zu geben. Trotz widriger wirtschaftlicher Umstände hat frau es geschafft, das Geschäftsjahr 2014 positiv abzuschließen. Derzeit hält Forst 5 Prozent der Marktanteile im italienischen Biersektor. Nur große multinationale Marken wie Heineken (29 Prozent), Peroni-Sab Miller (19 Prozent) und Carlsberg (6 Prozent) sowie die italienische Brauerei Castello-Pedavena (6 Prozent) reihen sich vor Forst ein.

Margherita Fuchs von Mannstein. Foto: Facebook/Forst

Im Gegensatz zu den großen Global Playern setzt Forst nach wie vor auf den heimischen Markt: 85 Prozent der Gesamtproduktion werden in Südtirol verkauft. “Für uns ist es wichtig, die lokalen und nationalen Märkte zu bewahren”, bestätigt Cellina von Mannstein. “Natürlich bleiben Länder wie Österreich und Deutschland interessant und es ist nicht auszuschließen, dass wir in Zukunft expandieren. Im Moment jedoch konzentrieren wir uns auf den heimischen Markt.” Und dabei setzen die Forst-Frauen auf weibliche Intuition als ihre altbewährte Erfolgsstrategie: “Die Fuchs-Frauen haben sich immer schon dafür eingesetzt, um gewissenhafte Unternehmerinnen zu sein”, so Cellina von Mannstein. “Dabei aber stets darauf geachtet, die Tradition der Familie und des Territoriums zu wahren.”

Enkelin und Großmutter: Cellina von Mannstein mit Margarethe Fuchs. Foto: mixerplanet.com

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Mensch Ärgerdi… Mo., 22.06.2015 - 11:07

"Für uns ist es wichtig, die lokale und nationalen Märkte zu bewahren"
Oh ja das stimmt mal auf jeden Fall! Wer in der Branche tätig ist (oder war) kann ein Lied davon singen...

Mo., 22.06.2015 - 11:07 Permalink
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Roland Kofler Mo., 22.06.2015 - 11:14

"weibliche Intuition" in Fettdruck. Jetzt wirds esoterisch.

Salto hat gerade offensichtlich Frauenwoche, gestern 3 Artikel hintereinander auf der Frontpage, heute wird die Serie fortgesetzt. Das "Gewissenhafte Unternehmertum" der Forst Brauerei ist jedenfalls im "Territorium" Südtirol "legendär". Sie sollten sich mal ein bisschen umhören.

Mo., 22.06.2015 - 11:14 Permalink
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Oskar Egger Mo., 22.06.2015 - 15:55

Na ja, so idyllisch wie es scheint, war' s nicht, vor allem für jene, die auch gern ihr Bier gebraut hätten, in Südtirol oder ein anderes verkauft. Von weiblich und Intuition war da nicht so viel zu spüren, eher von knallharter Geschäftsstrategie. Zum richtigen Zeitpunkt den Markt ergriffen und raubtierartig verteidigt, könnte eher auf das Bild zutreffen.

Mo., 22.06.2015 - 15:55 Permalink