Der Rechtsanwalt und Experte für internationale Finanzen Hans Janus fordert in der " ZEIT" ( Nr. 26 ) einen Schuldenschnitt für die Ukraine. Ohne eine harte Umschuldung drohe sonst der Staatsbankrott, schreibt er. Seltsam, dass sich darüber niemand aufregt. Könnte es daran liegen, das die Ukraine von rechten Nazionalisten regiert wird?
Das EU-Mitglied England verfolgt seit jeher eine europafeindliche, egoistische Politik und kassiert deutlich mehr Geld als es in die EU einzahlt. In Brüssel traut sich niemand, dagegen aufzutreten.
Das EU-Land Ungarn betreibt seit Jahren eine extrem antisemitische und antiliberale Politik. Presse und Kultur unterliegen einer strengen Zensur. Vor einem Monat hiess es, die Budapester Regierung wolle wieder die Todestrafe einführen. Dann kündigte die ungarische Regierung den Bau einer Mauer an der Grenze zu Serbien an , um keine Flüchtlinge mehr ins Land zu lassen. Schliesslich der Plan, das Abkommen von Schengen zu kündigen - ebenfalls um den Flüchtlingsstrom zu stoppen.
Erst beim Begriff "Schengen" wachten die EU-Behörden auf. Sie verwarnten Ungarn - halbherzig , um sich sofort wieder genüsslich dem Hinrichtungsritual von Griechenland zu widmen. Im Gegensatz zu Budapest ist in Athen nämlich eine Linksregierung an der Macht und die ist inakzeptabel und inkompatibel mit der neoliberalen Wirtschaftsauffassung , der in Brüssel weiter gehuldigt wird.
Da nützen auch die klugen Stellungnahmen des deutschen Ex-Bundeskanzlers Helmut Schmidt ( ZEIT ) nichts, geschweige denn die Artikel des grossen Philosophen Jürgen Habermas ( SÜDDEUTSCHE ZEITUNG) oder des Starökonomen Thomas Piketty (ZEIT ) , die sich in einem Punkt einig sind: Europa hat im Fall Griechenland versagt und lernt auch nicht aus seinen Fehlern. Und Deutschland habe seit 1870 nie seine Schulden bezahlt und immer andere für sich zur Kasse gebeten.
Dass Papst Franziskus in seiner letzten Enzyklika " Laudato si " die fatale Rolle der Banken beschrieben und deren ungebremste Gier für die ausufernde Armut in Europa verantwortlich gemacht hat, kümmert die aufgehetzte Masse ebensowenig wie die interessanten Ausführungen des deutschen Unternehmerchefs Ulrich Grillo zum Thema Griechenland.
Griechenland ist Schuld, Griechenland muss zahlen, Griechenland soll büssen : so der in Europa vorherrschende " Mainstream" .
Selbst die Horrorverbrechen des Daesch, des Islamischen Staates rücken mittlerweile in den Hintergrund, weil Griechenland bestraft und gehasst werden muss. Und so ist die Nachricht, dass ein unterirdischer Tunnel an der türkisch-syrischen Grenze zur Begünstigung und Bewaffnung der IS-Terroristen entdeckt wurde, völlig untergegangen. Auch dass die türkische Regierung offiziell erklärt hat, die Kurden seien gefährlicher als die IS-Verbrecher, ging in der Hetze gegen Griechenland unter.
Das derzeitige Flüchtlingsdrama in Europa , die explosive Lage in Libyien und in Ägypten : alles scheint zweitrangig zu sein. Durch die Fokussierung auf Griechenland sollen das Versagen der EU, der Egoismus der einzelnen Staaten, die Mittelmässigkeit der europäischen Politiker und die Aktivität der Lobbys vertuscht und verwischt werden. Diesem Ablenkungsmanöver fallen auch normalerweise " vernünftige " Personen und Gruppen zum Opfer. Das ist das Problem - und zwar abgesehen vom Fall Griechenland.