Umwelt | Bienenrückgang

Aus Sympathie zu Bienen und Mals ("Pestizidfrei!)

Gegen die Verharmlosung des Chemieeinsatzes in der Landwirtschaft.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

Erinnern Sie sich noch an das Lied "Summ, summ, summm...Bienchen summ herum. Ei, wir tun dir nichts zuleide..."? Als wir das in den 50erJahren sangen, dachten wir nicht im Traum daran, dass es den fleißigen, lieben Bienen mal schlecht gehen könne. Das ist aber heute der Fall. Und wahrscheinlich hauptsächlich wegen der Spritzmittel.  Die Verbreitung der Spritzmittel an die Obstbäume hat inzwischen Ausmaße erreicht, die massenhaft Insekten tötet, auch Nicht- Bienen.  Als ich vor mehreren Jahren mit dem Auto durch landwirtschaftliches Gebiet fuhr, hatte ich anschließend am Kühler Unmengen kleiner Insekten kleben, was mich damals immer ärgerte. Heute picken weitaus weniger. Das könnte mich auch freuen, aber ich frage mich: wenn ich das bespritzte Gemüse oder Obst esse (das ich vorher natürlich sorgfältig gewaschen hatte) bekomme ich da nicht wie die Insekten eine kleine Beigabe von Spritzmitteln? Ein Teil der Mittel ist sicher an der Oberfläche der Lebensmittel, ein anderer Teil aber ebenso sicher drinnen und den ess’ ich mit, tagtäglich, und der wird zunächst mal von meinem Gewebe gespeichert, jeden Tag kommt ein bissl dazu und irgendwann einmal erreicht das eine kritische Menge, die sich auf mein Wohlbefinden negativ auswirkt. Ich weiß: bei manchen, nicht bei allen Spritzmitteln ist laut Beibackzettel ein Totenkopf dabei, vor gesundheitlichen Risiken gewarnt wird bei allen. Wie bekomme ich das in den Griff? Indem ich nachbete, was die Pharmkonzerne und der Beratungsring sagen, dass die empfohlenen Giftdosen so klitzeklein sind, dass sie gar nix ausmachen? Das glaube ich inzwischen nicht mehr. Demnach muss ich vom „integrierten Obst- und Gemüseanbau“ weg, auf „biologischen“  ausweichen, um dieses Risiko zu verkleinern.

Die Bienen, vor allem die Wildbienen, gehören zu uns. Sie werden aber massiv zurückgedrängt, durch die Monokulturen, durch den Artenrückgang, durch den Klimawechsel und eben auch durch das Ausbringen der Spritzmittel und Herbizide. Noch sind ausreichend viele vorhanden, dass sie die Obstbäume bestäuben können. Aber wenn sie sich nicht wehren können, müssen wir für sie einspringen. Schon in den 90er- Jahren hat es mich getroffen, als Prof. Ortner im Radio vom „lautlosen Tod der Schmetterlinge“ in den Obstbauplantagen sprach. Doch das hatte keine Reaktionen ausgelöst. Nun habe ich einen wissenschaftlichen Bericht [1] von 2014 über Europa vor mir liegen, über den „schweren Rückgang verschiedener Arten, Gattungen und Familien von Gliederfüßlern, verbunden mit drastischem Niedergang von Populationen insektenfressender Vogelarten wie z.B. Schwalben“, den die Wissenschaftler im wesentlichen auf Pestizide und Herbizide zurückführen.

Ich möchte mich für die Bienen, Schmetterlinge und Vögel- letztlich für mich- gegen  diese Spritzmittel wehren, wohl wissend, dass diese die Produktion von Obst und Gemüse mengenmäßig fördern und das Einkommen erhöhen. Das gönne ich den Bauern, solange es nicht an meine Gesundheit geht. Aber ich glaube, da ist nun eine Grenze erreicht, wenn nicht gar schon überschritten. Und ich will mich nicht durch Schweigen mitschuldig machen.

Da will/ muss ich "gangln" (im Vinschger Dialekt für „stechen“), im Interesse meiner Rasse.

[1] Aus „WIA_2015_neonicotinoids.pdf“, englischer Originaltext: They also noted that the massive collapse of different species, genera and families of arthropods coincided with the severe decline of populations of different insectivorous bird species upto now considered as commonsuch as swallows and starlings.

 

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Oskar Egger Di., 21.07.2015 - 06:01

Vernunftmäßig sicher, aber es wird sich hinter den Empfehlungen der Beratungsringe versteckt und der Herr Landesrat Schuler ist hier, selbst konventioneller Großbauer, keine Hilfe. Man denke nur an sein letztes Statement bezüglich Roundap: "es kommen dann noch schädlichere Mittel zum Einsatz"...also fürs globale Umdenken haben wir noch viel zu tun.
Ganz schlimm für die Bienen, das gegen die "neue" Essigfliege im Weinbau eingesetzte Spinosad. Es schwächt sie hauptsächlich im Herbst, wenn die neue Brut für das Überleben im Winter kräftig werden sollte.

Di., 21.07.2015 - 06:01 Permalink
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Mensch Ärgerdi… Di., 21.07.2015 - 07:37

Beim Thema "Aufklärungsresistenz" sollte man in erster Linie auf den Verbraucher und nicht den Bauer schauen. Das wird immer wieder auch hier auf Salto vergessen.

Di., 21.07.2015 - 07:37 Permalink
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Oskar Egger Di., 21.07.2015 - 08:59

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Ja, das stimmt sicher so. Mehr als Resistenz ist aber der Mangel an Aufklärung zu beobachten. Oder wissen die "normalen" Speckesser z.B., daß ein holländischer Großschweinezüchter vermehrte Mißbildungen bei Ferkeln festgestellt hat und dies mit der Fütterung von Glyphosat-behandelter Soja in Zusammenhang bringen konnte. Dieselben Mißbildungen, die argentinische/brasilianische Landbevölkerung am eigenen Nachwuchs beobachten muss. Hindert das den "normalen" Speckesser daran, seinen holländischen Facke in geselliger Runde anzubieten??

Di., 21.07.2015 - 08:59 Permalink
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Ludwig Thoma Di., 21.07.2015 - 14:17

Aufklärungsresistenz herrscht wohl auch bei den Journalisten (an dieser Stelle mal ein kleines Lob an dieses Portal). Stellen wir uns mal vor, die Schäden im Weinbau im Unterland wären von einem Schädling hervorgerufen worden. Wir würden jeden Tag darüber informiert, wie schlimm die XY-Mücke ist, oder welche Risiken der Tripsdrill-Wurm birgt. Doch es herrscht Totenstille.

Di., 21.07.2015 - 14:17 Permalink
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Klaus Griesser Di., 21.07.2015 - 17:29

Antwort auf von Ludwig Thoma

Danke für die engagierten Meldungen! Die Bienenstich-sponsuda- Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, angesichts des Schweigens im Großteil des Blätterwalds –mit Salto als erfreuliche Ausnahme- sachliche Informationen zum Thema Chemieeinsatz anzubieten. Zu oft haben wir erlebt, dass der verharmlost wird, vom Beratungsring/ Laimburg wie von den Landesämtern, zumal die Spitzen des Bauernbundes das offensichtlich so haben wollen. Wir wollen aber nichtsdestotrotz unterscheiden zwischen Bauern und Bauern. Im Grund müsste ein Bauernbund in seiner Ethik daran arbeiten, dass die Versorgung der Bevölkerung mit landwirtschaftlichen Produkten gesundheitlich risikolos erfolgt. Leider ist dem nicht so: „ Das bisschen Chemieeinsatz schadet nicht!“ behaupten die Pharmakonzerne in ihrem Profit-Interesse und das glaubt der Bauernbund gerne, dient doch der Chemieeinsatz der Arbeitserleichterung und dem eigenen höheren Gewinn. Von diesem Prinzip haben sich die Biobauern erfreulicherweise abgesetzt, natürlich hat der Verbraucher/ die Verbraucherin ein unmittelbareres Interesse, gesunde Lebensmittel zu genießen. Er/sie muss beim Einkauf eine bewusste Wahl treffen und damit die Geschäftsführung zwingen, Risikoware aus den Regalen zu nehmen, das ist besser als eine gesetzliche Regelung. Und er/sie tut das zunehmend, trotz steigender Armut der Verbraucher/innen müssen auch die großen Kaufhäuser Bio-Produkte anbieten.

Di., 21.07.2015 - 17:29 Permalink
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Profil für Benutzer Klaus Griesser
Klaus Griesser Di., 21.07.2015 - 18:25

Ein Gedicht,als Nachtrag. Von gaer:

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IN
DER NATUR
DES MENSCHEN
ERLIEGT DIE NATUR.
DIE GEISTER DER TECHNIK
SCHWEBEN IN FORM VON SCHWEFELWASSERSTOFFBLASEN
ÜBER DEN WASSERN.
halten wir dagegen:
das frühe jahr
die unschuld der kinder
und die liebe.
E

Di., 21.07.2015 - 18:25 Permalink