Am Beispiel: Krankenhaus-TV
Mit anderen Worten: Aus einer Mücke – oder noch weniger – einen Elefanten gemacht zu haben. Diesen Eindruck habe ich zwar nicht, aber es kann auch nicht ausgeschlossen werden, denn wir sehen ja alle immer nur durch die eigene Brille, nicht wahr (gilt zwar für beide Seiten). Zumal ich also nicht überzeugt bin, dass meine Kritiker (sag‘ ich halt mal so) Recht haben, werde ich jetzt doch von einer weiteren „Begebenheit“ zu demselben Themenkreis (der scheint’s für manche ein rotes Tuch ist. Soll mir recht sein, einerseits; andererseits muss halt das Kind einen Namen haben) Bericht erstatten, die mir auch dieser Tage vor den Horizont gespült wurde (Zufälle gibt’s…). Ich bin übrigens der Meinung, F-ussball zum Beispiel braucht (auch) kein Mensch. Trotzdem ist die Welt voll davon. Aber gut.
Also. Ich musste neulich für eine Visite länger – also ziemlich lange über den vereinbarten Termin hinaus - in einem der Wartesäle des Brixener Krankenhauses herumsitzen. An zwei Wänden dieses Warteraumes hängen zwei Bildschirme, die ich die längste Zeit mit Nichtachtung strafte – Krankenhaus-TV! -, aber dann wurde ich doch neugierig, was wohl eine solche (in meinen Augen eher unsinnige, wahrscheinlich nichtsdestotrotz recht aufwändige Veranstaltung) rechtfertigen könnte. Das würde mich übrigens immer noch interessieren.
Völlig unerwartet, dafür umso eindringlicher, stellte sich dann aber heraus, dass Krankenhaus-TV sehr viel interessanter ist, als auf den ersten Blick vermutet sein möchte. Zwar leider (für die Auftraggeber…) nicht die Geschichte, die erzählt werden sollte, dafür aber die, die dahinter durchschimmert. Und die geht so:
Szene 1 bei Krankenhaus-TV: Man sieht einen Herrn Direktor, vermutlich einer Abteilung oder Etage, wie er seine Sekretärin in Empfang nimmt, bzw. die Unterschriftenmappe, die sie ihm, freundlich lächelnd, überreicht;
Szene 2 bei Krankenhaus-TV: Zeigt den Küchenchef mit klassisch gestärkter Haube vor (s)einem Computer. Vermutlich berechnet er die Nährwerte des Tagesmenüs, oder sonst etwas wichtiges. Dann schwenkt die Kamera hinein in seine Küche und nimmt zwei Frauen ins Visier, die sehr erfolgreich Möhren und Kartoffeln schälen; weiter geht’s zu einem (diesmal allerdings haubenlosen) Koch, der sich am hochtechnologischen Großküchen-Backofen zu schaffen macht. Der letzte Küchen-Schwenk zeigt – völlig folgerichtig – zwei Frauen, wie sie die Speisen schön auf die Teller drapieren und die Tabletts auf dem Krankenhaus-Fließband in die Ferne schicken;
Szene 3 bei Krankenhaus-TV: Wieder raus aus der Küche, hinein in ein Ärztezimmer. Darin steht eine Doktoren-Runde und diskutiert lebhaft und mit kompetent wirkender Gestik einen eher komplizierten Fall, aus ihren ernsthaften und konzentrierten Mienen zu schließen. Eine Frau ist auch zu sehen, sie sagt aber nichts, gestikuliert auch nicht, sondern nickt nur immerzu.
Szene 4 bei Krankenhaus-TV: Ein anderes Arztzimmer, mit einem einzelnen Herrn Doktor darin. Er sitzt an seinem Tisch und beauftragt die ihm zugeteilte Schwester, die nächste Kundin herein zu bitten, Aufgabe, die ohne Widerrede, mit sehr viel Elan und freudestrahlendem Gesicht erledigt wird. Während die Kamera dann den Herrn Doktor im Gespräch mit der Kundin einfängt, ist die Schwester verschwunden.
Szene 5 bei Krankenhaus-TV: Der Krankenhaus-Kindergarten. Überflüssig zu sagen, dass hier der allgemeine Krankenhaus-Befund nicht umgekehrt wurde, und folgerichtig natürlich kein Mann auf dem kleinen Stühlchen sitzt und an einem kleinen Tischchen mit kleinen Kunden Bauklötzchen sortiert.
Natürlich muss das alles nichts zu sagen haben. Selbstverständlich kann es der pure Zufall sein, dass in diesem Film der Südtiroler Gesundheitsbehörde keine Ärztinnen und keine Köchinnen zu sehen sind und überhaupt keine Frauen in so genannten „verantwortlichen“ Positionen. Und ja, bestimmt ist es möglich, dass mein Eindruck, in diesem Film seien es ausschließlich Männer, die „schalten und walten“, derweil die Frauen „lächeln und nicken“, nichts anderem als einer ganz persönlichen „fixen Idee“ entspringt.
Wahrscheinlich ist das aber nicht. Vielmehr schaut’s doch sehr danach aus, als würde dieser Film mitnichten die Realität (oder vielleicht doch?!), sondern weit überwiegend und in erster Linie „fixe Ideen“ zum Ausdruck bringen… aber nicht meine. Und sogar für den – hoffentlich – doch sehr unwahrscheinlichen Fall, dass in der Südtiroler Gesundheitsbehörde und ihren Krankenhäusern tatsächlich keine Ärztinnen oder Direktorinnen und auch keine Küchenchefinnen tätig sind, wäre es doch Aufgabe einer öffentlichen Behörde, in solchen (und ähnlichen) gesellschaftlichen Belangen besondere Sensibilität walten zu lassen, und Vorbild zu sein.
Ja, so schaut’s aus, im Jahre 2015, im Lande Südtirol. Da muss wahrhaftig nichts „mit Bedeutung aufgeladen“ werden – die Realität ist weit bedeutend genug.
PS. Die einzelnen Szenen gebe ich aus der Erinnerung wieder; sie sind inhaltlich völlig korrekt, können sich aber durchaus in anderer Reihenfolge abgespielt haben.
Ja, ihre Probleme möchte ich
Ja, ihre Probleme möchte ich haben!
Wie ginge es mir dann gut auf dieser Welt!
Antwort auf Ja, ihre Probleme möchte ich von Manfred Gasser
hm. das denke ich eher nicht.
hm. das denke ich eher nicht. aber jedem seine illusion :-)
Dieses Krankenhaushaus-TV
Dieses Krankenhaushaus-TV sollte man am besten wieder Abschaffen. Schlichte Gemüter könnten damit überfordert sein und es für die Realität halten und wenn jemand von einer Ärztin untersucht werden soll wird er sie sonst noch Fragen: Wie soll das Gehen, sie sind ja eine Frau? Sind sie die Gattin oder ist jetzt schon wieder Fasching?
Aber zum Glück gibt es noch jene die sich darüber Sorgen machen wie Sie und nun in der Fiktion auch Gleichstellung wünschen. Vieleicht schaffen Sie es noch dass der Film neu gedreht wird. In der Sanität sind die Ausgaben ja eh schon so hoch, da wird man auch der political correctness der Berufs- und Hobbyfeministen genüge tun können und für den Schmarrn nochmals Geld aus dem Fenster werfen.
Antwort auf Dieses Krankenhaushaus-TV von gorgias
völlig richtig. jetzt müssen
völlig richtig. jetzt müssen sie mir nur noch erklären, warum in dieser fiktion nicht die frauen ärztinnen sind und die männer die kartoffeln schälen.
Antwort auf völlig richtig. jetzt müssen von Sylvia Rier
Erklären Sie es mir bitte.
Erklären Sie es mir bitte. Warum?
Wahrscheinlich gibt es im
Wahrscheinlich gibt es im Film auch keinen Menschen mit Migrationshintergrund, ob da nicht der Ku-Klux-Klan dahinter steht? Vielleicht bilde ich es mir ja nur ein, aber es ist schon komisch. Wieso tragen Ärzte eigentlich weiße Kittel? Schon mal darüber nachgedacht? Noch so eine Kapuze über den Kopf und was habe wir da?