Alles easy mit René?

Innsbruck, die dynamische Stadt – Bozen, die Hochburg der Jammerer und Verhinderer: Diesen Nachgeschmack hinterließ am Mittwoch ein Morgengespräch von RAI Südtirol mit dem Grünen Innsbrucker Stadtrat für Stadtentwicklung Gerhard Fritz. Wie war das eigentlich vor fünf Jahren bei Euch mit dem Kaufhaus Tyrol, wurde der Stadtrat gefragt. Alles problemlos, lautet die Antwort. Nie eine kontroverse Debatte, breite Zustimmung zur Wiederbelebung des leerstehenden Kaufhauses durch René Benko – von der Stadtführung bis hin zum Verein der Kaufleute der Innenstadt. Einzig vom Denkmalamt habe es anfangs Einspruch gegen die Fassade gegeben, die dann abgeändert wurde, so die Zusammenfassung von Gerhard Fritz' Aussagen.
Er winkte auch bei anderen Punkten ab, die in Bozen kritisch hinterfragt werden. Verkehrsbelastung? Ach wo, relativierte der Grüne Stadtrat. Immerhin seien zehntausende von Fußgängern ohnehin schon in der Stadt, der Großteil der Kunden des Kaufhauses komme also zu Fuß oder mit dem Rad. Sterben des traditionellen Handels? „Wenn die Kaufkraft vom Umland wieder stärker in die Innenstadt gezogen wird, kommt das allen zugute“, widersprach Fritz. Außerdem seien im Kaufhaus Tyrol nicht nur große internationale Filialisten, sondern auch alteingesessene Innsbrucker Betriebe zu finden. Selbst für den „bösen“ Finanzinvestor Benko fand der Tiroler Grüne mehr anerkennende als kritische Worte. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Gruppe solide dasteht, also genügend Kapital im Hintergrund hat“, sagte er. Und: René Benko könne zwar ein beinharter Verhandlungspartner sein und sei sicher nicht seines eigenen Geldes Feind. „Doch wenn man was ausgemacht hat, hat er das immer gehalten“, so Fritz.
„Es steht mir nicht zu, den KollegInnen im Bozner Gemeinderat Ratschläge zu geben, aber ich kann nur aus der Innsbrucker Erfahrung sagen: Die zwei innerstädtischen Einkaufszentren Sillpark und Kaufhaus Tyrol waren und sind ein Segen für die Wirtschaftsentwicklung und für die Kaufleute in der Innenstadt. Die haben sich nicht zu Tode konkurriert, sondern die Innenstadt als Ganzes belebt und attraktiver gemacht.“
Gerhard Fritz, Grüner Stadtrat in Innsbruck
Ein KO-Schlag für Bozens Kaufleute und andere Benko-Kritiker, einen Tag vor der entscheidenden Abstimmung im Bozner Gemeinderat? Ein tendenziöses Interview, wettert das Komitee Città nostra Bolzano - Unsere Stadt Bozen rund um Architekt Luigi Scolari, die auf salto.bz einen Vergleich der beiden Kaufhaus-Projekte machen. "Ein weiterer Beleg für die unfaire Berichterstattung rund um das Kaufhausprojekt", kontert auch Bozens Kaufleutechef Thomas Rizzolli. Der Alt-Landeshauptmann werbe in der Neuen Südtiroler Tageszeitung für das Projekt, Niki Lauda im Alto Adige - „und jetzt macht auch noch der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit?“, war der Laubenkaufmann laut eigenen Aussagen schon morgens entsetzt von Kollegen angerufen worden. „Das alles reiht sich in immer dasselbe Bild ein“, sagt Rizzolli. „Alltäglich werden neue Fürsprecher aktiviert, es wird ständig Angst vor Schadenersatz geschürt – kurzum, man versucht unaufhörlich zu suggerieren: Wenn ihr das nicht macht, seid ihr blöd oder bekommt eines auf die Rübe“.
Doch ist ein Grüner Innsbrucker Stadtrat nicht über den Verdacht erhaben, Lobby-Arbeit für Benko zu betreiben? Warum also begrüßt Innsbruck unisono ein Vorhaben, das in Bozen droht die Stadt entzwei zu reißen? Die Zerreißprobe in Bozen hat mit dem undemokratischen Procedere des gesamten Vorhabens zu tun, antwortet Rizzolli. „Dieses gipfelt nun auch noch darin, dass der Gemeinderat nur mehr Ja oder Nein sagen kann, statt mitzubestimmen“, kritisiert er.
"Knebelverträge und leidende Konfektionsbranche"
Doch auch in der Sache selbst widerspricht der Bozner Kaufleutechef dem Grünen Innsbrucker Stadtrat. „Wir waren insgesamt vier Mal in Innsbruck und haben bei vielen Treffen mit Kaufleuten und Vertretern der Stadt ein ganz anderes Bild bekommen“, sagt Rizzolli. So würden zu hohe Mieten und eine zu niedrige Kundenfrequenz zu einem ständigen Mieterwechsel im Kaufhaus Tyrol führen. „Allein im ersten Halbjahr haben erneut mehr als 10 Prozent der Geschäfte Mieter gewechselt.“ Aufgrund von „Knebelverträgen“ seien einige Unternehmen sogar zugrunde gegangen, so Thomas Rizzolli. Mit Optik Miller gibt es laut ihm nur mehr ein einziges, vor Ort ansässiges Geschäft von den insgesamt 55 Shops auf einer Gesamtverkaufsfläche von 33.000 Quadratmetern. „Und die Konfektion in der restlichen Innenstadt hat unter der Eröffnung des Kaufhauses extrem gelitten“, behauptet er.
Aussagen gegen Aussagen, Zeitungsblattlinien pro und contra Benko: Es ist wahrlich nicht nur ein Hoch names Dietlinde, das das Klima in der Landeshauptstadt vor der morgigen Gemeinderatsentscheidung zum Kochen bringt. Und der Höhepunkt steht uns noch bevor.
Beim Äpfel mit Birnen
Beim Äpfel mit Birnen vergleichen war der gemeine Südtiroler noch nie schlecht!
Warum jubelten die
Warum jubelten die Innsbrucker über etwas, das die Bozner verteufeln?
Weil Innsbruck in Österreich ist, Bozen nicht. (chissà se si legge tra le righe)
Antwort auf Warum jubelten die von Massimo Mollica
Sono perfettamente d' accordo
Sono perfettamente d' accordo con Lei.
Der Vergleich ist unzulässig
Der Vergleich ist unzulässig (und wohl auch unlauter); vor allem aber ist er untauglich:
Es geht, heute und morgen, eben NICHT um die Entscheidung, ob Bozen ein Kaufhaus braucht/will/haben soll, sondern um die Entscheidung, ob zum heutigen Zeitpunkt die von der Dienststellenkonferenz augehandelte Vereinbarung für Bozen die BESTE Lösung zum richtigen Zeitpunkt ist. Dabei geht, gottlob, nicht um Benko oder No-Benko, sondern vor allem darum, dass all das Kleingedruckte in all seinen Auswirkungen und seiner Tragweite, von jedem Gemeinderat, der sich eine Entscheidung anmaßt, erfasst, verstanden und bewertet ist.
Sollte das nicht der Fall sein, wäre jede Entscheidung (und vor allem ein blinder Sprung ist Unbekannte) ein Wahnsinn und Leichtsinn.
In diesem Sinn wünsche ich uns allen eine verantwortungsvolle Arbeit der Gemeinderäte.
Einerseits hat Innsbruck auch
Einerseits hat Innsbruck auch auf anderen Feldern seine Hausaufgaben gemacht (Radwege, Trambahn etc.) aber andererseits gibt es dafür in den umliegenden Dörfern keine Nahversorgung mehr! Dort sucht man vergeblich nach den vielen kleinen Geschäften, die uns Dörflern in Südtirol die (Auto)fahrt in die ach so tolle Hauptstadt ersparen!
Antwort auf Einerseits hat Innsbruck auch von Sigmund Kripp
das stimmt, sigmund. in
das stimmt, sigmund. in dieser hinsicht wurde vieles falsch gemacht und viel zu spät reagiert. nur einige wenige haben es durch innovative ideen geschafft, die ortskerne am leben zu erhalten - was wiederum beweist, dass es trotz innsbrucks strahlkraft möglich wäre.
Antwort auf Einerseits hat Innsbruck auch von Sigmund Kripp
Ja die Autofahrt bleibt uns
Ja die Autofahrt bleibt uns erspart, dafür verlangen die so netten kleine Geschäfte in den Dörfern ihren Tribut an der Ladenkasse.
... ich fände es nicht gut,
... ich fände es nicht gut, wenn "endlich in BZ was weitergeht", nur damit was getan wird, auch wenn das dann hauptsächlich den Interessen des Investors entspricht. So liest man zwischen den Zeilen. Nachdem der GR nicht vom Fleck kommt, sollten die Bürger das Wort ergreifen: darüber, wie das zentrale und sehr wichtige Areal umgestaltet werden soll, nicht über Investoren-Projekte. Danach sucht der GR aufgrund der Ergebnisse Projekte und Investoren aus. In BZ lief und läuft's umgekehrt.
Viel Erfolg beim "aussuchen"
Viel Erfolg beim "aussuchen" der Investoren die etwas bauen sollen "was die
Bürger wollen". Das ist wohl sehr weltfremd.