Politik | Menschenrechte

"Schützt Sexarbeiterinnen!"

Amnesty International hat eine Resolution zum Thema Prostitution verabschiedet, gegen das sogenannte "schwedische Model" und für die Entkriminalisierung der Prostitution
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

“Sex workers are one of the most marginalized groups in the world who in most instances face constant risk of discrimination, violence and abuse. Our global movement paved the way for adopting a policy for the protection of the human rights of sex workers which will help shape Amnesty International’s future work on this important issue,”

Salil Shetty Generalsekretär von Amnisty International.

 

Letzte Woche hat Amnesty International eine Resolution zum Thema Prostitution verabschiedet. Man stellt sich klipp und klar hinter Prostituierte und will in Zukunft aktiv für den Schutz ihrer Grundrechte werben. Wie im Bericht vom Amnesty zu lesen ist, https://www.amnesty.org/latest/news/2015/08/global-movement-votes-to-adopt-policy-to-protect-human-rights-of-sex-workers/ ist diese Entscheidung nicht einfach so von heute auf morgen entstanden, sondern handelt es sich hier um das Ergebnis einer langen Analyse der weltweiten Situation bei der man Meinungen aller relevanten Akteure der Szene miteinbezogen hat.

Feministinnen aller Welt haben dabei mit Empörung reagiert und eine Gegenpetition erstellt, ein interessanter Kommentar dazu http://www.zeit.de/kultur/2015-08/prostitution-legalisierung-amnesty-international-kommentar

Wie auch immer man zum Thema stehen will, eines scheint klar: Prohibitionisten, oder eher Prohibitionistinnen, stehen immer mehr alleine da, eine Entwicklung die nur zu begrüßen ist.

    

Es geht doch nicht um die Kriminalisierung der Sexarbeiterinnen (die werden auch beim von Ihnen angeprangerten Schwedischen Modell nicht kriminalisiert), sondern um - wenn schon - die Kriminalisierung der Prostitution, und die beinhaltet auch Zuhälter und Zuhälterei. Sie werden doch nicht allen Ernstes behaupten wollen, dass es hierzulande jemanden gibt, die/der Prostituierte kriminalisiert?! Und übrigens: Vor wem wollen Sie denn Sex-Arbeiterinnen geschützt wissen? Na? Vor den Prohibitionist_innen etwa? Oder vielleicht doch vor Ausbeutung - vonseiten der Kunden, Freier, Zuhälterin (jawohl, ohne _innen!) ?! Sie erkennen schon den Widerspruch in den Sie sich da verrannt haben? Und noch zwei Worte zu dem "interessanten Kommentar der Empört_innen (jaja): Da haben Sie aber schon den IMHO schwächsten herausgefischt. Denn es geht doch mitnichten, wie die Autorin schreibt, "um schmutzigen Sex", oder darum, "dass Frauen, die mit vielen verschiedenen Männern Sex haben, unmoralisch sind", oder darum, dass es "- oh Gott -, um Geschlechtsverkehr geht" (wo die Autorin all diesen Schmarrn wohl herhaben mag?!), sondern darum, dass keineswegs sichergestellt ist, dass die Dienstleistung/en, um die es geht, immer und ausnahmslos freiwillig passieren. Das Gegenteil ist schon wahrscheinlicher. Was die Autorin dann ja auch selbst sagt (wie Sie das bloß übersehen konnten...): "Sexarbeit ist oft lukrativer als andere Jobs. Wer sich einmal anschaut, was Friseurinnen, Altenpflegerinnen oder Callcenter-Agentinnen verdienen, sollte sich nicht darüber aufregen, dass Frauen sich in anderen Gewerbezweigen umschauen. Insofern ist vielleicht doch etwas dran an der Behauptung, dass viele Frauen nicht wirklich freiwillig Sexarbeiterinnen sind. Skandalös wäre in diesem Zusammenhang aber nicht ihre Tätigkeit, sondern dass andere Dienstleistungen so schlecht bezahlt werden." Sehen Sie? Und darum muss es gehen: Dass nämlich Freiwilligkeit erst dann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit erst dann gegeben ist, wenn mindestens eine gleichwertige Alternative zur Auswahl steht. Aber sich dafür engagieren, dass Friseurinnen, Altenpflegerinnen und Callcenter-Agentinnen gesellschaftlich höher gestellt und besser bezahlt werden, ist schlecht, gell, weil davon haben dann ja Kunden, Freier, und Zuhälter wenig bis gar nichts...

Mo., 17.08.2015 - 15:06 Permalink

Der Schutz für Sexarbeiter ist natürlich höher wenn sie einen regulären Gewerbe nachgehen das reguliert werden kann anstatt nur der nicht kriminalisierte Teil einer Gesetzesubertretenden Handlung zu sein. Es ist natürlich etwas anderes wenn man Freier in geregelten Strukturen empfangen kann als gezwungen zu sein Freier so zu treffen, dass diese sich relativ sicher vor dem Gesetz fühlen. Puritanische Sittenregelungen funktionieren gleich gut wie puritanische Drogenpolitik.
Und zwar nur im Wunschdenken deren Befürworter.

Mo., 17.08.2015 - 15:58 Permalink

Bei der Kriminalisierung eines Handelns geht es unweigerlich um die Menschen die diese Taten vollbringen. Ja, der Gesetzesgeber kriminalisiert eine geregelte Prostitution in dem er es z.B. einer Prostituierten unmöglich macht legal ihr Einkommen zu versteuern, es fallen somit nebenher Versicherungsschutz wie Altersvorsorge weg um nur die Spitze des Eisbergs zu nennen. Entkriminalisierung ist der erste Schritt zur Legalisierung die eine geordnetes Arbeitsleben schafft wie bei jeden anderen Beruf auch.
Sie verharren stur auf die Idee, dass es kein Mensch (auch Männer verkaufen ihren Körper an Frauen, das gibt es wirklich!) geben kann der freiwillig dieser Tätigkeit nachgeht, obwohl es mehr als evident ist, dass es diese Menschen sehr wohl gibt.
Hier geht es um Grundrechte, die Abschaffung von mittelalterlichen Diskriminierungen und um Schutz von Menschen, genau die Begriffe und Ideen die eine veraltete Weltanschauung von manchen Feminismus bis heute sich zunutze gemacht haben. Drückt vielleicht hier der Schuh am meisten?

Mo., 17.08.2015 - 16:02 Permalink

Nach der Logik folgenden Zitats, Silvia, ""Sexarbeit ist oft (...........) schlecht bezahlt werden."", könnte man auch schlussfolgern, dass illegale - oder unter dem Mindestlohn bezahlte - Arbeiter lieber stehlen gehen, weil das lukrativer ist oder sein kann, als unter den schlechten Bedingungen zu arbeiten. Die Ethik, gut oder schlecht, falsch oder richtig werden durch prekäre Bedingungen nicht aufgehoben.
Es ist ok, wenn oben Genannte zusätzlich betteln oder eine Sozialhilfe annehmen, aber niemals, dass sie stehlen. Und das sehe ich analog auch mit der Prostitution so.

Mo., 17.08.2015 - 16:47 Permalink

Ich akzeptiere die Ausrede oder Entschuldigung nicht, Sexarbeit ist oft lukrativer als andere Jobs wie Friseurinnen, Altenpflegerinnen oder Callcenter-Agentinnen. Kannst du jetzt -im Zusammenhang - etwas damit anfangen?
Mir geht`s ums Prinzip und nicht um das Schlechtmachen von Sexarbeiter/inn/en. Männer und Frauen die unbefriedigte Bedürfnisse im Bereich von Zärtlichkeit, Sex und intimer Kommunikation haben, sollen auch zu ihrer Bedürfnisbefriedigung kommen, wenn auch für Bezahlung. So wie wir auch bezahlen, wenn die Seele unbefriedigte Bedürfnisse hat (Berater, Psychotherapeuten).

Mo., 17.08.2015 - 19:41 Permalink

Ja, ok, und danke für die Aufklärung. Ab "Männer und Frauen..." kann das gut und gerne so stehen bleiben, was mich angeht. Es ist aber damit noch nicht geklärt (sicher gestellt), dass die Menschen, die diese Dienstleistungen anbieten, das auch freiwillig tun, und ob diese Freiwilligkeit (besser) gesichert ist, wenn die Prostitution legalisiert wird (ist). Denn das ist, in meinen Augen, das Hauptproblem: dass etwa 90 % der Dienstleister_innen ihrem Gewerbe eben NICHT freiwillig nachgehen, womit wir zwangläufig bei Gewalt und Ausbeutung wären.

Di., 18.08.2015 - 14:27 Permalink

Richtig. Zwar geht es hier um Prostitution, weil Herr Menschärgeredichnicht einen Beitrag dazu verfassen wollte. Also finde ich es sinnvoll, beim Thema zu bleiben. Aber natürlich kann gern auch über allgemeine/ren Zwangskontext in Arbeitsverhältnissen geredet, wie ich ja übrigens selbst schon einmal gesagt hatte (ich zitiere mich aus einem Kommentar weiter oben): (...) "Aber sich dafür engagieren, dass Friseurinnen, Altenpflegerinnen und Callcenter-Agentinnen gesellschaftlich höher gestellt und besser bezahlt werden, ist schlecht, gell, weil davon haben dann ja Kunden, Freier, und Zuhälter wenig bis gar nichts..." Und ja, bei dieser Gelegenheit: Schon interessant, oder, wie heftig und wie engagiert sich manche Männer für Besserstellung und Absicherung eines überwiegend weiblichen Berufsstandes engagieren und ins Zeug legen. Glaubwürdig werden sie wohl erst sein, wenn sie sich mit derselben Vehemenz für die zehntausende 5-Euro-die-Stunde-Lidl-Kassiererinnen ins Zeug legen...

Di., 18.08.2015 - 15:49 Permalink
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Sylvia Rier

Antwort auf von Sylvia Rier

... ich stelle das aber trotzdem mal hier ein, nur so, wenn ich auch nicht glaube, dass es etwas ändern wird, weil sie ja Ihre Meinung schon längst gefestigt haben (ad "Glaubwürdigkeit :-) ): "Wer gegen Prostitution aus ökonomischen Zwängen kämpfen will, kann sich ja für die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens einsetzen. Das würde den Zwang zur Erwerbsarbeit mindern. Und den Frauen wäre wirklich geholfen." ("kämpfen" kommt hier nicht von mir, und ja, mir ist auch klar, dass Sie nicht gegen Prostitution aus ökonomischen Zwängen kämpfen wollen, aber immerhin tun Sie so, als ginge es Ihnen um die Frauen... ). https://www.freitag.de/autoren/felix-werdermann/warum-sexarbeit-entkrim…

Mi., 19.08.2015 - 17:18 Permalink

Liest man Amnestys Bericht dazu dann versteht man ohne große Probleme wieso die Freiwilligkeit durch Entkriminalisierung und Legalisierung besser garantiert ist.
Den Feministinnen geht es im Grunde ja nicht um die Freiwilligkeit, sondern nur um den Geschlechterkampf (Stichwort Kombattant) bei den das Bild vom "Mann der die Frau kauft" schlichtweg unakzeptabel ist. "Organisationen wie CATW streiten allerdings die Existenz freiwilliger Sexarbeit per Definition ab. Keine emanzipierte, richtige Frau würde freiwillig Sex gegen Geld haben" und weiter " Frauen, die mit vielen verschiedenen Männern Sex haben, sind unmoralisch. Und es begäbe sich doch keine freiwillig auf Schlampenniveau herab, das kann nur Zwang sein" schreibt Sophie Elmenthaler in ihren Kommentar. Damit trifft sie den Nagel auf den Kopf.

Di., 18.08.2015 - 15:26 Permalink