Wirtschaft | Statistik

"Gute Wirtschaftspolitik ist gute Sozialpolitik"

Die niedrige Arbeitslosenrate von 3,6 Prozent im zweiten Quartal freut Stefan Pan: "Italien muss den Weg der Reformen konsequent weitergehen."

Mit 3,6 Prozent war die Arbeitslosenrate im zweiten Quartal 2015 so niedrig wie seit 2012 nicht mehr. Das geht aus den kürzlich veröffentlichten Daten des ASTAT hervor. Definiert ist die Arbeitslosenrate – auch Arbeitslosenquote genannt – als “Anteil der Arbeitssuchenden an den Erwerbspersonen”, also jener Prozentanteil der arbeitsfähigen Bevölkerung, der aktiv Arbeit sucht. Im zweiten Quartal 2015 waren laut ASTAT insgesamt 9.100 Personen in Südtirol auf Arbeitssuche. Anlass zur Freude beim Südtiroler Unternehmerverband. “Südtirol weist die bei weitem niedrigste Arbeitslosenrate Italiens auf”, so ein erster Kommentar von Präsident Stefan Pan. “Im Trentino beispielsweise liegt diese bei 7,2 Prozent und ist damit doppelt so hoch.”

Im Unternehmerverband meint man zu wissen, woher die guten Zahlen stammen: Sie seien ein Zeichen dafür, dass sich die Maßnahmen zur Wettbewerbsstärkung der Unternehmen besonders stark auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze ausgewirkt hätten – “der beste Beweis dafür, dass eine gute Wirtschaftspolitik zugleich eine gute Sozialpolitik ist”, so Pan. Die kontinuierlich ansteigende Exporttätigkeit der heimischen Unternehmen und das Modell der dualen Ausbildung sieht er als besondere Stärken Südtirols. Gleichzeitig wirft Pan auch einen Blick über die Landesgrenzen hinaus. “Der Jobs Act und die Reduzierung der Steuerlast auf Arbeit zeigen die ersten positiven Auswirkungen”, bemerkt Pan. Dadurch sei sowohl die italienweite Arbeitslosenrate auf 12 als auch die Jugendarbeitslosenrate auf 40,5 Prozent gesunken – zuletzt wurden solche Zahlen 2013 erreicht. Doch sie sollen auch in Zukunft sinken, denn: “Trotz des Rückgangs bleiben die nationalen Arbeitslosenraten auf einem zu hohen Niveau”, bemängelt Pan. Daher müsse der Weg der Reformen, der der richtige sei, “konsequent weitergegangen” werden.

Als Prioritäten für die weitere Stärkung des Wirtschaftsstandorts Südtirol nennt der Unternehmerverbands-Präsident indes wettbewerbsfähige Energiepreise, funktionierende Infrastrukturen für eine Erreichbarkeit auf allen Ebenen sowie eine schlanke und effiziente öffentliche Verwaltung, die die unternehmerische Tätigkeit unterstützt. Dass Südtirol vor allem in Sachen Energiepreise Nachholbedarf hat, zeigen kürzlich veröffentlichte EUROSTAT-Zahlen. Verglichen mit den anderen europäischen Ländern zahlen die Südtiroler Haushalte die dritthöchsten Strompreise in Europa.

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Michael Bockhorni Mi., 02.09.2015 - 15:45

soweit mir bekannt ist sind mit "Arbeitssuchenden" nur jene erfasst, welche in den Listen der Arbeitsvermittlungszentren vorgemerkt sind. Es gibt aber eine nicht unbeträchtliche Zahl von Personen die arbeitssuchend sind und nicht in der Liste eingetragen sind, z.B. weil sie kein Arbeitslosengeld mehr beziehen, sich dort nicht genug unterstützt fühlen usw. Insofern sind die EUROSTAT Zahlen, welche durch representative Umfragen erhoben werden aussagekräftiger. Außerdem sollte nicht immer nur Richtung Süden geblickt werden, sondern sich mit allen Regionen ähnlicher Wirtschaftskraft vergleichen. Das mit der Schaffung neuer Arbeitsstellen sollte doch auch bitte mit harten Fakten belegt sein. Eine gute Sozialpolitik umfasst weit mehr als Wirtschaftsförderung, u.a. aktive Arbeitsmarktpolitik mit entsprechenden Schulung- und Arbeitsintegrationsmaßnahmen, Gründerprogrammen usw. auf einem Niveau von Österreich, Deutschland oder Schweiz.

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