Kultur | Solidarität

Der Flüchtlingschor

Zur Eröffnung des Transart-Festivals wird es eine besondere musikalische Darbietung der Migranten aus dem Ex-Hotel Alpi geben.

Wie schnell und einfach Dinge ins Rollen kommen und sich vermeintlich hochproblematische Situationen ganz anders zeigen, konnten Peter Paul Kainrath und Eduard Demetz in diesen Tagen erfahren. Aus einer Idee, einem Anfangsgedanken wird nun ein konkretes Musikprojekt mit Flüchtlingen zur Eröffnung des Transartfestivals im Museion.

„Ich habe, ebenso wie viele andere, die jungen Migranten gesehen, die vor dem Museion ihre Smartphones nutzen, weil es dort einen freien Internetzugang gibt, die Passage und der Platz davor sind mittlerweile ein richtiger Treffpunkt geworden.“ Peter Paul Kainrath hat derzeit viel im Museion zu tun, der Auftakt für das Transart-Festival am 9. September findet dort statt. „Wie virtuos diese jungen Männer mit ihren handys umgehen und dass die Musik eine wichtige Rolle spielt, hab ich auch gesehen, und mir ist eine Idee gekommen.“ Wie wäre es, sie, deren Präsenz mittlerweile zum Museion gehört, in die Eröffnungszeremonie von Transart einzubeziehen? Gesagt, getan. Die Anfragen bei Direktorin Letizia Ragaglia und den Flüchtlingen über den Verein Volontarius, der die Betreuung im Hotel Alpi über hat, ergaben ein schnelles Einverständnis, und auch ein musikalischer Leiter war sogleich bereit, das Projekt zu übernehmen. „Als ich von der Idee hörte, war ich sofort begeistert und habe Ja gesagt, denn jeder der in diesen Tagen und Wochen durch die Stadt geht, sieht was los ist mit den Menschen, die sich zu uns herüberretten, da braucht man gar nicht das Fernsehgerät einzuschalten.“

Wichtig ist, über diesen vermeintlichen Schatten zu springen, der oft als Hürde zwischen einer Idee und seiner konkreten Realisierung steht. 

Eduard Demetz sagt, er wäre froh, auf diese Weise einen Beitrag leisten zu können, der Verbundenheit schafft. Das Medium Musik sei noch dazu unkompliziert und erzeuge eine gute Energie bei Menschen, die noch vor kurzem schreckliche Erfahrungen machen mussten. „Das ist unglaublich, wie schnell sich über die Musik und über den Gesang Fröhlichkeit verbreitet, und wieviele Lieder und Melodien von ihnen kommen. Nach jeder Probe kommen zwei oder drei zu mir und wollen, dass am nächsten Tag aber ganz bestimmt ihr Song gesungen wird.“ Am Ende soll es ein kleines Willkommenskonzert der Migranten an das Transart-Publikum werden, der Ad-hoc-Chor wird die Eröffnung mit den Smartphones melodisch einleiten, die Bongi- und Kongatrommeln werden einen Klangteppich erzeugen, aus dem immer wieder einzelne Sänger sowie die Stimmen gemeinsam hervortönen.  

Die ungefähr 150 Flüchtlinge, die im Ex-Hotel Alpi untergebracht sind, stammen aus den verschiedensten Regionen von Afrika; die jungen Männer haben in der leerstehenden Immobilie Unterkunft und Verpflegung erhalten und sind derzeit in einem Wartezustand, der so lange andauert, bis ihre Asylanträge geprüft bzw. bewilligt sind. Umso willkommener ist ein Projekt wie dieses, das Abwechslung und vor allem ein aktives Teilnehmen am Leben und der Gesellschaft ermöglicht. „Einer der Migranten hat mich gefragt, warum wir das hier machen, und ich hab‘ geantwortet, weil unsere Welten so weit auseinander sind und wir auf diese Weise eine Begegnung schaffen wollen,“ sagt Eduard Demetz. Er, der Komponist und Musiker, freut sich über die Musikalität und die Gestaltungsenergie der jungen Männer.

 „Wir wollen das Projekt nicht mit Botschaften aufladen, es ist vielmehr einem spontanen Gedanken entsprungen und wir waren selbst erstaunt, wie einfach und problemlos die Umsetzung war,“ unterstreicht Peter Paul Kainrath den Stellenwert des Vorhabens. Wichtig sei, über diesen vermeintlichen Schatten zu springen, der oft als Hürde zwischen einer Idee und seiner konkreten Realisierung steht. Auch Eduard Demetz betont: „Ich mache das hier nicht als Komponist oder künstlerischer Leiter, sondern als Musikant, der seit seiner Kindheit gesungen und gespielt hat.“ Als Zeitgenossen mit Imaginationskraft machen sie das, setzt Kainrath noch hinzu, denn die Augen verschließen und ignorieren was vor der Nase abläuft, sei einfach nicht mehr drin.

Ist diese Nachricht wirklich so interessant? Anstatt die "Flüchtlinge" so zu beschäftigen, sollen die mal ihre Betten selbst machen.
Was wichtig ist, wäre die Asylverfahren zu beschleunigen und dann könnt ihr von "Flüchtlingschören" reden.

Mi., 02.09.2015 - 16:00 Permalink

Die Asylverfahren zu beschleunigen ist sehr wichtig, darum soll und wird sich hoffentlich die Politik bemühen, aber wenn in der Zwischenzeit die Zivilbevölkerung, Kulturvereine und andere Initiative ergreifen, um das Leben der hier angekommenen oder weiterreisenden Menschen auch nur für kurze Zeit ein bisschen schöner oder gar lebenswerter macht, dann ist das ein wunderbares Zeichen.

Mi., 02.09.2015 - 18:05 Permalink