Gesellschaft | PolitikerInnen träumen vom Freistaat Südtirol
Freistaat Südtirol
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Freistaat Südtirol
PolitikerInnen träumen vom Freistaat Südtirol, und wenn dieses ihr oberstes Ziel erreicht wäre, dann würden sie Grenzen ziehen müssen, Zäune errichten, eine kleine Armee aufstellen um Eindringlinge abzuwehren. Und andere Freistaaten würden folgen : ein Freistaat Sicilia, ein Freistaat Calabria, ein Lega-Freistaat Lombardia, und warum nicht : ein Freistaat Pustertal, ein Freistaat Vinschgau.... Die „Freiheit“ wäre dann perfekt und Europa würde endlich unregierbar und zerbrechen... In spätestens weiteren 20 Jahren würden alle diese Freistaaten, ohne dass es die TräumerInnen gemerkt hätten, chinesischen Gesetzen unterliegen. Welch „wunderbare“ Träume !
Karl Trojer, Terlan
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Was Karl Trojer hier schreibt
Was Karl Trojer hier schreibt, ist vollkommen aus der Luft gegriffen, da die bekannten Kleinstaaten Europas (Vatikanstadt, San Marino, Monaco, Andorra, Liechtenstein, Luxemburg) allesamt keine Grenzen gezogen, Zäune errichtet und Armeen aufgestellt haben. Sie haben auch nicht dazu beigetragen, dass Europa unregierbar wurde und zerbrach, im Gegenteil, der Luxemburger Juncker ist an der Spitze der Europäischen Union. Wahr ist also genau das Gegenteil von dem, was Herr Trojer fantasiert, und trotzdem möchte ich ihm teilweise Recht geben. Ein Freistaat Südtirol hat wenig Sinn, da eine Wiedervereinigung Tirols die bei weitem bessere Lösung wäre.
Antwort auf Was Karl Trojer hier schreibt von Hartmuth Staffler
Hallo Hartmuth Staffler,
Hallo Hartmuth Staffler,
die von Ihnen im vorlaufenden Kommentar aufgeführten Kleinstaaten sind allesamt geschichtlich gewachsen; sie brauchen keine Armeen, weil sie rundum von "normalen" Staaten geschützt sind und wir seit 70 Jahren in der EU im Frieden leben. Würde der Vorschlag "Freistaat Südtirol" Schule machen, weil ja "alle mehr Freiheit" einfordern könnten, dann würde aus der EU wohl ein Sammelsurium von zig kleinen Freistaaten. Halten Sie, Herr Staffler, ein solches Gebilde für regierungsfähig ?
Herr Trojer, bin ganz bei
Herr Trojer, bin ganz bei ihnen: gegen die Kleinstaaterei, auch im Kopf.
Fusion ist die Lösung, nicht Spaltung.
Haben denn alle vergessen dass es der hochgezüchtete Nationalismus war, der die Welt im letzten Jahrhundert in zwei Weltkriege mit hundert Mio. Toten sowie unsäglichem Verbrechen und Leid gestürzt hat?
Die Neo-Nationalisten sind aus meiner Sicht blind für die Geschichte und unfähig Lehren daraus zu ziehen: sie stellen eine Regression dar.
Hier ein paar Antworten, zum
Hier ein paar Antworten, zum Beispiel FAQ Nr. 39: http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?page_id=200#39D
Antwort auf Hier ein paar Antworten, zum von pérvasion
Der Artikel behandelt die
Der Artikel behandelt die Regelung der Zuständigkeiten und Verwaltungsebenen: Dem kann man nur zustimmen!
So könnte man bei den kleinen Einheiten beginnen:
- Auflösen der Bezirkskörperschaften, da sie nicht demokratisch legitimiert sind
- Gemeindereform: Mindestbevölkerungsanzahl 20.000 Menschen
Antwort auf Der Artikel behandelt die von Christian Mair
Gleichzeitig eine
Gleichzeitig eine Doppelbesetzung der Bürgermeisterposten mit Mann/Frau?
Lieber Karl Trojer, wenn man
Lieber Karl Trojer, wenn man davon ausgeht, dass Gesellschaften etwas statisches und prinzipiell unveränderliches sind, dass die nationale Identität etwas ebenso unveränderliches ist und dass wir im 19. oder 20. Jahrhundert leben, ja dann könnte ich deinen Ausführungen folgen.
Da ich aber fest daran glaube, dass sich Gesellschaften weiterentwickeln, dass nationale Identität ein Konstrukt ist und da ich weiß, dass wir im 21. Jahrhundert leben, bin ich ob der Rückwärtsgewandtheit deiner "Theorie" doch einigermaßen erstaunt.
Bitte mir zu erklären bzw. zu beweisen
- worin der Kausalzusammenhang zwischen Staatsgröße und Grad der Abschottung besteht
- warum ein Europa der 100 Staaten notwendigerweise schwieriger zu regieren ist als ein Europa der 28? (Das hängt doch von den Entscheidungsmodi und nicht von der Anzahl der Mitglieder ab)
- warum ein solches Europa ein Zerbrechen der EU bedeuten würde (Tut sie das nicht im Moment viel eher aufgrund der Sturheit der Nationalstaaten. Kann es nicht sein, dass Kleinstaaten viel mehr Interesse an einer Europäischen Integration haben und diese auch notwendiger brauchen als große Nationalstaaten?)
lies dir das mal durch: www.salto.bz/article/17052014/grenzenloses-europa
Antwort auf Lieber Karl Trojer, wenn man von Harald Knoflach
Vom Zusammenfallen der
Vom Zusammenfallen der Gegensätze und Regression:
Dass die Bedeutung des Nationalstaats in Europa abgenommen hat ist ein Umstand der unabhängig von Klein-oder Grossstaaterei ist, vielmehr geboren aus wirtschaftlicher Entwicklung, Wettbewerb und dem Gesetz der Märkte.
Übrig bleibt der Nationalstaat als Verwaltungsebene vergleichbar mit Bezirk und Gemeinde. Und somit sind die Positionen Zanardis, Trojers und Knoflachs nicht grundverschieden, vielleicht sogar vereinbar.
Eine Forderung nach dem Freistaat und eine Abstimmung darüber löst vor allem nicht das Minderheitenproblem, da sie ein Neues erzeugt. Daher ist auch eine Abstimmung darüber fraglich. (Man würde auch nicht über die Wiedereinführung der Todesstrafe abstimmen lassen, da deren Verbot als allgemeine Errungenschaft akzeptiert und in der Verfassung verankert ist).
Antwort auf Vom Zusammenfallen der von Christian Mair
Sollten Knoflachs und meine
Sollten Knoflachs und meine Positionen vereinbar sein wäre das in der Tat erfreulich. :-)
Antwort auf Vom Zusammenfallen der von Christian Mair
»Eine Forderung nach dem
»Eine Forderung nach dem Freistaat und eine Abstimmung darüber löst vor allem nicht das Minderheitenproblem, da sie ein Neues erzeugt.« Das wäre nur der Fall, wenn sich der neue Staat als »Nationalstaat« (also aufgrund EINER Sprache) definieren würde. Ich glaube kaum, dass das in Südtirol denkbar wäre.
Antwort auf »Eine Forderung nach dem von pérvasion
"Bezweifle nur, dass die
"Bezweifle nur, dass die derzeitigen "Regionalisten, Autonomisten, Separatisten" von Katalonien, über Schottland, Venetien, Padanien, Sütdtirol & Co. das auch so sehen. Von Le Pen, FPÖ, Orban und anderen Anti-EU-Propagandisten ganz zu schweigen. Eigentlich ist es ja nicht eine Frage der Grenzen. Eigentlich geht es doch darum, ob die EU imstande sein wird, endlich eine sozial gerechte und bürgernahe Politik umzusetzen. Dann hören sich alle diese nationalistischen und Anti-Brüssel-Ressentiments von selbst auf." (Zitat Lorenz Gallmetzer 17.05.2014, 17:19)
"PolitikerInnen träumen vom
"PolitikerInnen träumen vom Freistaat Südtirol...". Beh, politici mi pare una parola grossa. Diciamo che è gente (peraltro poca) che viene votata (peraltro da una minoranza). Il problema non sussiste.
Antwort auf "PolitikerInnen träumen vom von Gabriele Di Luca
(che peraltro sono il centro
(che peraltro sono il centro dell'universo di certi giornalisti qui su salto)
Antwort auf (che peraltro sono il centro von Mensch Ärgerdi…
Se alludi a me ti sbagli. Ho
Se alludi a me ti sbagli. Ho scritto qui su salto circa 1200 articoli. Possibile che al tema specifico ne abbia dedicati una cinquantina. Quindi il mio universo è più vasto. Il mio. Quello di altri molto meno.
Antwort auf Se alludi a me ti sbagli. Ho von Gabriele Di Luca
Varrà anche per gli articoli,
Varrà anche per gli articoli, ma a commenti come siamo messi? Fatto il conto anche lì?
Antwort auf Varrà anche per gli articoli, von Mensch Ärgerdi…
No, non ho fatto il conto, ma
No, non ho fatto il conto, ma con i commenti è possibile che sia stato più generoso. Ma è un problema? Se io ritengo che questo sia un tema risibili e commento dicendo che è un tema risibile è un problema? Osserva la dinamica di queste discussioni. Arriva l'articolo sul tema. Poi interviene Staffler, che sono 11.000 anni che ripete sempre la stessa roba. Poi intervengono altri due o tre, compresi quelli di bbd che linkano i loro articoli di bbd. Un cumulo di stronzate. Poi arrivo io e dico: hey, ma questo è un cumulo di stronzate! E il problema sarei io? :D
Antwort auf No, non ho fatto il conto, ma von Gabriele Di Luca
Ogni volta che su Salto
Ogni volta che su Salto appaiono i lemmi Klotz, Knoll, separatisti, Südtiroler Freiheit, Freistaat e chi più ne ha, più ne metta, c'è sempre, ma veramente sempre, il tuo commentino sarcastico sotto. Ma chi dice che si tratta di un problema? Semmai un ossessione ;-)
Antwort auf Ogni volta che su Salto von Mensch Ärgerdi…
È un hobby.
È un hobby.
Antwort auf No, non ho fatto il conto, ma von Gabriele Di Luca
umbilicus mundi perpetua
umbilicus mundi perpetua mobilia.
Also echt jetzt Herr Dipl.Ing
Also echt jetzt Herr Dipl.Ing., Mag.Phil.; ich dachte jetzt kommt etwas Lesenswertes aber mehr als ein kurzes persönliches Statement war das nicht welches natürlich die üblichen Kommentare anregt.
Lieber Harald Knoflach,
Lieber Harald Knoflach,
ich habe Deinen salto-Artikel "grenzenloses Europa" vom 17.05.2014 gelesen und stimme diesem weitgehend zu. Darin beendest Du Deine Vision vom Europa der Zukunft mit den Forderungen nach "effizienter Verwaltung", "bürgernaher Politik" und "Starkung der Präsenz Europas in der Welt". OK ! Zu Deinen Anfragen : zu 1. ich sehe keinen "Zusammenhang zwischen Staatsgröße und Abschottung", zumal kleine ebenso wie große Staaten oder staatsrechtliche Gebilde sich abschotten können (siehe die derzeitige Handhabung des Flüchlingsthemas : der größte Staat der EU, Deutschland, setzt die meiste Solidarität konkret um). Zu 2. "Warum ein Europa der 100 Staaten notwendigerweise schwieriger zu regieren ist als ein Europa der 28 ?" In Deinem vorgenanntne Artikel sprichst Du von "bürgernahen Kleinstaaten/Regionen (mit meist ca. 500.000 und 10.000.000 Einwohnern)" und da würde ich das Problem darin sehen, dass die Dimensionen Südtirols bzw. jene von Bayern oder der Lombardei sich nicht wesentlich davon unterscheiden, ob man das derzeitige Luxemburg und Deutschland vergleicht. Bürgernähe hängt somit nicht zwangsläufig mit der Staatsdimension zusammen. Zu 3. Deine Forderung nach einer "starken Präsenz Europas in der Welt". sehe ich nicht dadurch unterstützt, dass anstelle der derzeit 28 Staaten 100 Kleinstaaten/Regionen treten sollen. Ich wünsche mir ein Europa der Freiheit, Gleicheit, Brüderlichkeit und Rechtssicherheit, eine EU in der das Gemeinwohl über den Privatinteressen (TTIP, Finanzspekulation, aggressiver Lobbyismus,...) steht, eine Gemeinschaft die offen ist für Menschen in Not und sich gegen Zerstörung zur Wehr setzt. Effizienz im Sinne dieser Werte setzt voraus, dass die Weiterentwicklung der politischen Strukturen parallel mit jener der persönlichen Offenheit, des gegenseitigen Respekts und der Wertschätzung der Verschiedenheiten einhergeht. Zivilcourage müsste Allgemeingut werden und bedarf der Kompetenz zur Lösungsfindung.
Seit dem es die "Initiative für mehr Demokartie" gibt, trage ich diese so gut ich kann mit. Ich bin davon überzeugt, dass das Wesentliche einfach ist, und das Komplexere sich aus der Vernetzung von Einfacherem ergibt; deshalb habe ich das "Netzwerk für Partizipation" mitgegründet und deshalb bin ich Gründungsmitglied der demos2 Gen.m.b.H., die salto.bz betreibt.
Antwort auf Lieber Harald Knoflach, von Karl Trojer
Lieber Karl,
Lieber Karl,
ich kann das meiste, was du schreibst teilen. Umso mehr verwundert es mich, warum du dann einen derart undifferenzierten und vorurteilsbehafteten Artikel wie den obigen verfassen konntest. Ist es nicht an uns gelegen, den sehr wohl existierenden engstirnigen Populisten einen progressive Vision entgegenzusetzen, anstatt mit diffusen Horrorszenarien um uns zu werfen?
Nur ein paar lose Punkte:
Die Forderung nach einem unabhängigen Südtirol ("Freistaat") muss nicht notwendigerweise isolationistisch und rückwärtsgewandt sein. Außerdem würden wir wohl auch in einem unabhängigen Südtirol nicht von Rechtspopulisten, die Grenzzäune aufziehen, regiert werden, zumal den Parteien, die einen Freistaat propagieren, im Falle der Unabhängigkeit eines der wichtigsten Wahlmotive abhanden käme. Ich würde eher meinen, dass sich unsere Parteienlandschaft sogar normalisieren würde - im Gegensatz zur derzeitigen, durch die Zugehörigkeit zu Italien bedingten, Anomalie.
Deutschland zeigt sich sehr solidarisch. Umgelegt auf "Flüchtlinge pro Kopf" dürfte Schweden (und vielleicht auch Österreich) aber noch die Nase vorn haben.
Bürgernähe hängt tatsächlich nicht zwangsläufig mit der Dimension zusammen. Kausalzusammenhang lässt sich keiner herstellen - aber es gibt eine sehr starke Korrelation.
Ob die EU 100 oder 28 Mitglieder hat, ist für mich einerlei. Es geht vor allem um die Entscheidungsmodi. Wenn wir ein echtes europäisches Parlament hätten und konsequent nach einem qualifizierten Mehrheitsprinzip entscheiden, ist die Mitgliederanzahl völlig wurscht.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Stephan Lausch Zäune errichten und Armeen aufstellen möchte: http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=22967
Antwort auf Lieber Karl, von Harald Knoflach
Lieber Hunter,
Lieber Hunter,
dass Du das meiste von dem was ich schreibe teilen kannst, freut mich sehr ! Dass Du meine letzten Ausführungen zum Thema „Freistaat“ „undifferenziert, vorurteilsbehaftet“.. und „mit diffusen Horrorszenarien“ versehen wertest, wundert mich. Unabhängigkeit und Freiheit haben miteinander zu tun. Das Erleben von diesen beiden Werten passiert vorrangig über die Köpfe und Bäuche von uns Menschen. Es kann kleine „Freistaaten“ geben, die von „Tyrannen“ beherrscht werden und große Bundesstaaten in denen persönliche Freiheit garantiert ist. Du schreibst :“Ob die EU 100 oder 28 Mitglieder hat, ist für mich einerlei. Es geht vor allem um die Entscheidungsmodi“... bei denen „nach einem qualifizierten Mehrheitsprinzip entschieden (wird)“... „die Mitgliederanzahl (ist) völlig wurscht.“ Diesen Deinen Ausführungen stimme ich zur Gänze zu. Es liegt mir sehr fern, dem Stephan Lausch, den Du zitierst, zu unterstellen, dass er „Zäune errichten und Armeen aufstellen möchte“. Weltweit gibt es , geschichtlich bedingt, eine Vielzahl von Zugehörigkeits-Anomalien; ich wage die Behauptung, dass unsere Autonomie unter diesen jene ist, die beste Selbstbestimmungs-Möglichkeiten bietet; Nordtirol ist dabei nicht so weitgehend frei im Gestalten wie wir. Ich sehe derzeit keine Barrieren in den Chancen zum Austausch von Kultur, Beziehungen, Wirtschaft mit unseren Nachbarregionen, die durch einen „Freistaat“ noch mehr reduziert werden könnten: mir scheint eher, dass wir selbst es sind, die diese bestehenden Chancen zu wenig nutzen. Selbst ein Freistaat unterliegt dem Lauf der Geschichte und die Frage, ob darin mehr Bürgernähe gesichert ist, erscheint mir nicht nur positiv beantwortbar zu sein. Bist Du Dir ganz sicher, dass wir Südtiroler in einem „Freistaat“ mehr Zivilcourage an den Tag legen würden und dass darin der Lobbyismus geringer und die Bürgernähe größer wären als derzeit ?
Antwort auf Lieber Hunter, von Karl Trojer
Lieber Karl,
Lieber Karl,
mit undifferenziert meinte ich den Eingangsartikel unter welchem wir hier diskutieren. Der ist mir einfach zu banal. Das ist Rhetorik, wie man sie umgekehrt von Rechtspopulisten kennt.
Zu deinen Äußerungen:
Es gibt freilich keinen Kausalzusammenhang zwischen Bürgernähe/Governance und Staatsgröße. Wie du richtig schreibst gibt es kleine Despotenstaaten und große Gebilde, die ganz gut funktionieren. Ein Blick auf Statistiken und Rankings zeigt jedoch, dass zumindest die kleineren demokratischen europäischen Staaten tendenziell flexibler, weniger korruptionsanfällig sowie freier und friedlicher sind.
Ich stimme dir völlig zu, dass wir unsere Chancen bisweilen nicht einmal richtig ausnützen. Es ist aber auch so, dass wir z.b. im Vergleich zu Katalonien sehr viele Zuständigkeiten nicht haben. Wir hätten zwar das Geld dafür (was Katalonien zum Teil fehlt) - dürfen aber nicht schaffen.
Österreich ist zwar föderalistisch, kennt aber das Autonomiemodell nicht. Gleichzeitig ist der österreichische Staat in seiner Performance dem italienischen in den meisten messbaren Belangen weit überlegen. Somit ist auch der (gefühlte) Bedarf an Selbstverwaltung der Bundesländer weniger hoch. Wenngleich es in einigen Fragen große Spannungen zwischen Bund und Ländern gibt.
Italien interpretiert EU-Recht sehr isolationistisch. Gerade in wirtschaftlichen Belangen gibt es viele Hemmschwellen von Seiten Italiens, die es umgekehrt nicht gibt. Ein unabhängiges Südtirol hätte diesbezüglich wesentlich mehr Spielraum und könnte den Bedürfnissen der lokalen bis regionalen Wirtschaft, die aufgrund der Grenznähe oft grenzüberschreitend ist, wesentlich besser gerecht werden. Und so absurde italienische Interpretationen wie jene zur Intrastat-Erklärung würde ein unabhängiges Südtirol wohl niemals aufrechterhalten.
Richtig. Bürgernähe ist auch in einem unabhängigen Staat nicht gesichert. Gewissheit, dass alles besser wird, gibt es freilich nicht. Daher bin ich mir überhaupt nicht sicher, ob wir mehr Zivilcourage und weniger Lobbyismus hätten. Aber der Status quo birgt doch auch Risiken. Drehen wir den Spieß doch um. Kannst du mit absoluter Gewissheit sagen, dass sich unser Gemeinwesen durch mehr Eigenverwaltung in Form eines unabhängigen Staates verschlechtern würde. Und wenn nein, was spricht dann dagegen, es zu versuchen, wenn die Beibehaltung des Status quo ebenfalls einen unbekannten Ausgang hat?
Antwort auf Lieber Karl, von Harald Knoflach
Lieber Hunter,
Lieber Hunter,
auf Deine Frage im letzten Satz Deines obigen Kommentars hier meine Antwort : "eine absolute Sicherheit" gibt es in unserer sich permanent verändernden Welt nicht, so kann ich Dir eine solche auch nicht geben. Gegen den Versuch, Südtirol in einen "unabhängigen Staat" umzuwandeln sprechen, nach meinem Verständnis, folgende Umstände : 1. warum etwas Unsicheres wagen, wenn Bestehendes seit 1973 offensichtlich recht gut funktioniert; 2. der Ausgang einer Volksabstimmung dazu wäre sehr ungewiss; 3. wie sollen die Rechte von Minderheiten im neuen Staat geschützt werden ?; 4. es entstünde eine neuartige "Option" mit den Folgen von Rissen und Feindschaften quer durch Familien und Gesellschaft.Unser Autonomie-Modell wird international als gut für ethnische Konflikt-Lösungen angesehen wird, und das hat das seine Gründe. Konzentrieren wir unsere Kreativität und unsere Kräfte doch auf das Optimieren des Bestandes und auf Fragen, die weit dringender sind (wie das Flüchtlingsthema, unser eigenes Mündig-Werden, ecc). Damit schliesse ich meine Stellungnahmen zum Thema Freistaat-Südtirol; maches von dem was ich geschrieben habe mag für Einige "banal" sein, Andere können daraus ihre Schlüsse ziehen. Dir, lieber Hunter, meinen Dank für Deine Auseinandersetzung !
Antwort auf Lieber Hunter, von Karl Trojer
auch dir danke für die nette
auch dir danke für die nette debatte. ich kann das jetzt aber nicht so stehen lassen, denn deine aussagen schreien nach einer antwort.
eben - sicherheit gibt es keine. es gibt nur wahrscheinlichkeiten in dieser hinsicht.
1. ich denke, dass das bestehende auch sehr große unsicherheiten hat, da wir eben nicht mehr in den 70er-jahren leben. die welt hat sich verändert und daher sollten wir auch auf die veränderten gegebenheiten reagieren. ob da eine antwort von vor 45 jahren die richtige ist, wage ich zu bezweifeln.
2. na und? ich als demokrat (und unabhängigkeitsbefürworter) habe kein problem damit, wenn die abstimmung nicht in meinem sinne ausgeht. das nennt man demokratie.
3. die wahrscheinlichkeit geht gegen null, dass sich ein unabhängiges südtirol mit seinen drei sprachgruppen als nationalstaat definieren würde. wir würden wohl eher dem schweizer modell einer nicht nationalen willensgemeinschaft folgen. in der schweiz gibt es keine minderheiten, wenngleich die italienisch-, französisch- und rätoromanischsprachigen zahlenmäßig weniger sind als die deutschsprachigen. der staat differenziert nicht nach "nationalität" wie das italien oder österreich machen und folglich "minderheitenschutz" benötigen.
4. das ist jetzt nicht dein ernst, oder? eine demokratische abstimmung auch nur in ansätzen mit der option zu vergleichen ist eine grobe verharmlosung dieses nazifaschistischen wahnsinns.
- würde südtirol unabhängig muss niemand das land verlassen oder seine lebensweise/kultur/sprache aufgeben
- eine demokratische abstimmung sollte normalität sein - im gegensatz zur idiotischen wahnidee zweier faschistischer diktatoren
- niemand muss sich offen für oder gegen die unabhängigkeit aussprechen, der das nicht will. wie bei einer wahl (wo ich auch nicht sagen msus, wen ich wähle) erfolgt die entscheidung geheim in der wahlkabine
- gibt es irgendeinen grund, warum die abstimmung über die staatliche zugehörigkeit größere "risse und feindschaften" erzeugen sollte als z.b. jene über eine eventuelle einführung der homoehe? der einzige grund, warum das so sein könnte, ist ein zutiefst nationalistischer - und den wollen wir doch überwinden.
- die option war eine entscheidung zwischen teufel und belzebub. in jedem fall haben die menschen etwas verloren (entweder die heimat oder die sprache/kultur) bei einer abstimmung über die unabhängigkeit stimme ich über zwei positive/gute vorschläge ab und niemand muss irgendetwas aufgeben, wenn es anders kommt.
wie ich schon in "grenzenloses europa" geschrieben habe, denke ich, dass eine auflösung der nationalen logik, der auch du anheim gefallen zu sein scheinst, die voraussetzung dafür ist, dass europa langfristig funktioniert.
Antwort auf auch dir danke für die nette von Harald Knoflach
Hallo Hunter,
Hallo Hunter,
... " das kann ich jetzt aber nicht so stehen lassen"... "dass ich der nationalen Logik anheim gefallen zu sein scheine" werte ich als einen nicht fairen Ausrutscher. Europa´s Staaten sind mit Sicherheit keine "Nationalstaaten" mehr, zumal wesentliche Richtlinien zu ihrer Weiterentwicklung bei der EU getroffen werden und das, ohne Vetorecht und mit Mehrheitsbeschlüssen. Diese Staaten bilden den Europäischen Rat, der derzeit übermächtig ist. Würde man diesem Rat den Status eines "Bundesrates" zuordnen, das Europäische Parlament als gesetzgebendes aufwerten und die EU-Kommission von diesem Parlament wählen lassen, dann hätten wir bürgernähere und demokratischere Zustände. Das Modell Schweiz ist nicht unbedingt, immer und überall das bestmögliche; siehe die Entscheidung über die Minarette, die langjährige Avversion gegen die UNO... und wenn´s um die Finanzen oder den Waffenexport geht, ist auch dieses Modell recht egozentrisch. Damit verabschiede ich mich vom Freistaat.
Antwort auf Hallo Hunter, von Karl Trojer
sorry, das war nicht
sorry, das war nicht persönlich gemeint und nicht in der art zu verstehen, dass ich dich für einen nationalisten halte. ich wollte damit sagen, dass du mit deiner aussage über die minderheiten und die option einem gängigen automatismus folgst, der durch die - wie mir scheint uns beinahe schon inhärente - nationale logik bestimmt ist und der uns in nationalen kategorien denken lässt.
in einem staat, in dem die "ethnie" privatsache ist (wie die religion, die sexuelle orientierung usw. eigentlich normalität in einer demokratie), gibt es dann keine nationalen minderheiten. wir haben in italien - obwohl die katholiken in der mehrheit sind - keinen minderheitenschutz für atheisten, protestanten, muslime usw. warum sollte ein "ethnosäkularer" staat bewohner eines territoriums unterschiedlich behandeln. wenn der staat die sprachliche vielfalt hierzulande zur norm erhebt, und nicht wie in italien (oder österreich) es eine norm und die ausnahmen dazu gibt, dann braucht es auch keinen minderheitenschutz. und dass jemand ein großes problem (stichwort option) mit einer demokratischen abstimmung über die staatliche zugehörigkeit haben könnte, lässt sich auch nur "national" begründen.
reine "nationalstaaten" hat es nie gegeben. das war immer eine illusion. dennoch definieren die meisten europäischen staaten eine "ethnie" zur norm und gebärden sich national im vollen bewusstsein, dass das nicht funktionieren kann.
was parlament und kommission bestrifft, bin ich ganz bei dir. auch beim europäischen rat. ich wär eher sogar für ganz abschaffen und wenn nötig ein zweikammernsystem einführen. denn dass der rat - als nationales exekutivorgan - auf der eu-ebene legislative spielt, ist schon komisch.
ich meinte auch nicht, dass wir die schweiz kopieren sollten. ich habe sie nur genannt, um zu zeigen, dass staaten auch einen mehrsprachigen quellcode haben können und es somit keine ethnischen minderheiten gibt, so wie wir sie kennen.
was die didem betrifft ist die schweiz sicher ein sonderfall. aber dass die repräsentativdemokratie notwendigerweise so viel bessere ergebnisse bringt, kann man nun auch nicht sagen (siehe bankenrettung, flüchtlingskrise, hyposkandal usw. usw.)
Antwort auf Lieber Karl, von Harald Knoflach
Lieber Hunter,
Lieber Hunter,
dass Du das meiste von dem was ich schreibe teilen kannst, freut mich sehr ! Dass Du meine letzten Ausführungen zum Thema „Freistaat“ „undifferenziert, vorurteilsbehaftet“.. und „mit diffusen Horrorszenarien“ versehen wertest, wundert mich. Unabhängigkeit und Freiheit haben miteinander zu tun. Das Erleben von diesen beiden Werten passiert vorrangig über die Köpfe und Bäuche von uns Menschen. Es kann kleine „Freistaaten“ geben, die von „Tyrannen“ beherrscht werden und große Bundesstaaten in denen persönliche Freiheit garantiert ist. Du schreibst :“Ob die EU 100 oder 28 Mitglieder hat, ist für mich einerlei. Es geht vor allem um die Entscheidungsmodi“... bei denen „nach einem qualifizierten Mehrheitsprinzip entschieden (wird)“... „die Mitgliederanzahl (ist) völlig wurscht.“ Diesen Deinen Ausführungen stimme ich zur Gänze zu. Es liegt mir sehr fern, dem Stephan Lausch, den Du zitierst, zu unterstellen, dass er „Zäune errichten und Armeen aufstellen möchte“. Weltweit gibt es , geschichtlich bedingt, eine Vielzahl von Zugehörigkeits-Anomalien; ich wage die Behauptung, dass unsere Autonomie unter diesen jene ist, die beste Selbstbestimmungs-Möglichkeiten bietet; Nordtirol ist dabei nicht so weitgehend frei im Gestalten wie wir. Ich sehe derzeit keine Barrieren in den Chancen zum Austausch von Kultur, Beziehungen, Wirtschaft mit unseren Nachbarregionen, die durch einen „Freistaat“ noch mehr reduziert werden könnten: mir scheint eher, dass wir selbst es sind, die diese bestehenden Chancen zu wenig nutzen. Selbst ein Freistaat unterliegt dem Lauf der Geschichte und die Frage, ob darin mehr Bürgernähe gesichert ist, erscheint mir nicht nur positiv beantwortbar zu sein. Bist Du Dir ganz sicher, dass wir Südtiroler in einem „Freistaat“ mehr Zivilcourage an den Tag legen würden und dass darin der Lobbyismus geringer und die Bürgernähe größer wären als derzeit ?
meine auch
meine auch
So viele zustimmende
So viele zustimmende Bewertungen sieht man selten hier. Eine visionäre Weiterentwicklung ist eben attraktiver als ein stagnieren und "zurechtkommen" mit dem Status Quo. Wahrscheinlich müssen uns andere starke und große Regionen vorausgehen und wir sollten nicht auf die südlichen oder andere angrenzende Nachbarn vergessen.