Gesellschaft | Vorsicht

Strahlende Zukunft?

In Südtirol macht man sich Sorgen um die zunehmende Strahlenbelastung durch WLAN und Mobilfunk. Einige Gegenmaßnahmen gibt es bereits. Und Italien soll nachziehen.

Im Premstallerpark soll er abgeschalten werden, anderswo in Bozen wurde der Vorschlag vom Stadtviertelrat, einen einzurichten zunächst gutgeheißen, dann mit zunehmender Skepsis beäugt. Die Rede ist von WLAN-Hotspots im öffentlichen Raum, über die derzeit aus unterschiedlichen Gründen diskutiert wird. Für die einen ein unabdingbarer Service in Zeiten von Smartphones, stetiger Erreichbarkeit und dem Drang, sich mitzuteilen. Anderen aus denselben und anderen Gründen mehr ein Dorn im Auge. Im Fall des Premstallerparks wie auch in jenem des Tambosi-Parks in Haslach war es vorwiegend die Sorge um die dort spielenden Kinder, die die Politik an der Sinnhaftigkeit eines kostenlosen WLAN-Netzes zweifeln ließ. Die Kinder und ihre Mütter fühlten sich durch die Asylbewerber, die durch den freien Internetzugang angelockt würden, belästigt, hieß es vor Kurzem am Bozner Boden. Die Kinder würden bei gratis WLAN am Spielplatz nur noch im Internet 'rumhängen', auf der Sitzung des Stadtviertelrats von Oberau-Haslach am gestrigen Montag.


Gemäßigte Strahlung

Einen etwas einleuchtenderen Grund gegen WLAN-Hotspots und den entsprechenden Einsatz in Schulen und Kindergärten, führt Florian Kronbichler ins Feld. Auch er macht sich Sorgen um die Jüngsten unserer Gesellschaft – genauer, um deren Gesundheit. Wie der Südtiroler Parlamentarier vor Kurzem mitteilte, hat er in der Abgeordnetenkammer einen entsprechenden Beschlussantrag eingereicht. “Zum Schutz speziell von Kindern und jungen Menschen vor der Strahlenbelastung durch Handys, Smartphones und WLAN”, erklärt Kronbichler. Mit dem Antrag solle, so der Abgeordnete weiter, auf Staatsebene das erreicht werden, wozu die Südtiroler Landesregierung bereits im abgelaufenen Sommer verpflichtet wurde.

Am 10. Juni nahm der Landtag nämlich den Beschlussantrag mit der Nummer 378/2015 mehrheitlich an. Eingereicht hatten ihn die Grünen, mit dem Titel “WLAN, Mobilfunk, Strahlenbelastung: Das Vorsorgeprinzip gelten lassen”. Konkret wurde die Landesregierung beauftragt, in Schulen, Kindergärten und anderen öffentlichen Einrichtungen bereits bestehende WLAN-Anlagen soweit wie möglich durch strahlungsärmere zu ersetzen sowie deren Nutzung zeitlich und räumlich zu begrenzen. Weiters soll eine Arbeitsgruppe eingesetzt werden, um die Strahlenbelastung der neuen Technologien auszuwerten und strahlungsarme Alternativen zu ermitteln. Als dritten Punkt verpflichtete der Landtag die Landesregierung, die Auswirkungen der digitalen Medien auf die Schüler sowie den sinnvollen Umgang mit diesen Medien für einen guten Lernerfolg zu prüfen. Und schließlich soll eine Informations- und Sensibilisierungskampagne ins Leben gerufen werden, mit dem Ziel, auf mögliche gesundheitliche Risiken insbesondere von Ungeborenen, Babys, Kindern und Jugendlichen hinzuweisen und auf einen bewussten Gebrauch von Handys, Smartphones und WLAN hinzuarbeiten.


Löchriger Schutz und gläserne Schüler

“Mein Beschlussantrag im Parlament greift im Wesentlichen das auf, was der Landtag auf Antrag der Grünen Fraktion im Juni beschlossen hat”, informiert Kronbichler. Sein Hauptanliegen ist es, “in dem momentan unkritisch auf Wachstum, Innovation und Digitalisierung gepolten Italien ein bisschen Bewusstsein für Gefahren und die Kehrseite solcher ‘Informations’-Euphorie zu wecken”. Unterstützt wurde Kronbichler bei der Ausarbeitung seines Beschlussantrags von der Bürgerwelle Südtirol. Seit Jahren setzt sich die Bürgerinitiative für die Sensibilisierung der Risiken des Mobilfunks ein. Zuletzt im Zusammenhang mit der zunehmenden Digitalisierung an den Schulen.

Weniger die Strahlenbelastung als vielmehr der fehlende Datenschutz stand dabei im Zentrum der Kritik. “Die Einführung des digitalen Klassenregisters, wie von Informatik-Landesrätin Waltraud Deeg angekündigt, würde eine ernste Missbrauchgefahr mit sich bringen”, warnte die Bürgerwelle Ende September. Man kritisiert, dass für die Sammlung solcher hoch sensiblen Daten wie Noten, persönlichen Beobachtungen und Fehlstunden eine ernste Missbrauchgefahr mit sich bringen würde, mit möglichen persönlichen Folgeschäden für Schüler und Lehrpersonen. “Zusätzlich würde eine weitere Tür aufgemacht in Richtung totale Überwachung der Bürger”, gibt die Bürgerwelle gemeinsam mit der Verbraucherschutzzentrale Südtirol zu bedenken.

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Martin B. Di., 06.10.2015 - 20:48

Es ist gut wenn die Sorgen von Eltern und Bürgern ernst genommen werden. Wo häufig Kinder sind, sollten weder Handymasten noch öffentliche WLANs (strahlen stärker) und dergleichen aktiviert werden. Die Kinder können in der Schule sicherlich auch ausreichend mit verkabelten (LAN) Computern lernen. Was die Nutzung von Smartphones und Tablets angeht würde ich schon von einer Sucht sprechen, die man Kindern möglichst lange vorenthalten sollte. Hier von Grundrechten zu sprechen finde ich paradox und egoistisch, da nicht alles der persönlichen Komodität geopfert werden sollte: das checken der sozialen Netze 2-3 mal am Tag an einer verkabelten Zugangsstelle müsste reichen. Ständiges Online- und "Verfügbar"-Sein ist eine moderne Geißel.
Bezüglich Datenschutz: ich nutze Computer gerne für viele Aufgaben (Kommunikation, Medienverwaltung, usw.), aber wo konventionelle Mittel den Dienst auch erledigen, sollte nicht mit Gewalt die Digitalisierung gesucht werden. Die Klagen von Lehrern, Ärzten, usw. bezüglich den Landes-EDV-Diensten sind allgegenwärtig. Der Datenschutz ist nicht zuletzt auch wichtig: alles was irgendwie übers Internet geht, muß als öffentlich wie eine Postkarte gelten. Auch stärkere Sicherungsmaßnahmen können nicht ändern, das unerwünschte Personen auf die Daten Zugriff haben.

Di., 06.10.2015 - 20:48 Permalink
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Andrea Terrigno Mi., 07.10.2015 - 10:54

Antwort auf von Martin B.

Genau, und was die sich auf der Durchreise befindenden Flüchtlinge/Migranten angeht, wären eben wie Du schreibst verkabelte Einrichtungen wahrscheinlich die beste Lösung. Ich haben überhaupt kein Problem mit Migranten auf den Spielplätzen, denn das ist eine Angst die ein einseitiges Hirn erschaffen muss, um sich weiterhin in der eigenen Einbildungswelt sicher zu fühlen. Ich will keine zusätzliche Bestrahlung an öffentlichen Orten, die eigentlich Gelegenheit zur Zusammenkunft und Entspannung für unser Nervensystem geben sollen.

Mi., 07.10.2015 - 10:54 Permalink
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Markus Gufler Mi., 07.10.2015 - 11:20

Antwort auf von Martin B.

Sorgen muss man ernst nehmen - oder versuchen sie aufzuklären! Denn offensichtlich wirkt Unwissenheit bei vielen sehr besorgniserregend. Bei EM-Feldern - wie man "WLAN-Strahlung" korrekterweise bezeichnet - ist es vermutlich darin begründet dass man es weder sehen, noch riechen oder spüren kann.
Doch selbst das ist nicht ganz korrekt. Denn das exakt gleiche EM-Feld in den selben Frequenzen kann man bei Mikrowellenherden sehr wohl spüren. Nur muss die zu erwärmende Speise in dem Fall maximal 10-20 cm von der Strahlungsquelle entfernt sein (nicht wie bei den WLAN-Accesspoints 3-100 Meter) und zudem muss ein Mikrowelle mit ungefähr 1000 Watt "senden", damit man es spüren kann.
Da WLAN-Geräte einen gesetzlichen Grenzwert von 100 Milliwatt einzuhalten haben (das sind 0,1 Watt und somit 10000 mal weniger als beim Mikrowellenherd) sollte man sich also nicht wundern, wenn man dieses WLAN weder sehen noch spüren kann. Wenn ich einen Musikplayer mit einem 0,5 Watt Kopfhörer auf maximale Lautstärke aufdrehe werde ich damit auch keinen Nachbar wegen Lärmbelästigung nerven können.
Übrigens lassen sich gut geplante WLAN-Netzwerke durchaus auch so einrichten, dass der gesetzlich erlaubte Grenzwert von 100 mW um den Faktor 20 unterschritten wird. Sie funktionieren im Gegensatz zu den Mobiltelefon-Frequenzen ja auch nur im Umkreis von ungefähr 100 Metern. Und das ist auch gut so denn die WLAN-Frequenzen sind nur ein klitzekleiner Bereich des gesamten für Funkanwendungen nutzbaren Frequenzspektrums. Würde sich die sogenannte Funkzelle eines WLAN-Accesspoints (fast jeder nutzt so einen auch zuhause) weiter ausdehnen, würde man mit den 12 verfügbaren Kanälen sicher nicht auskommen.
Zwei Behauptungen hätte ich aber gerne etwas genauer geklärt:
Auf welchen Informationen bzw. Fakten fußt die Behauptung dass öffentliche WLANs stärker strahlen? Bitte um Details! Würden sie stärker strahlen, könnte das - weil ja fix und öffentlich montiert - leicht gemessen und mit den vorgesehenen Strafen im fünfstelligen Bereich geandet werden.
Zweitens möchte ich die Behauptung "alles was irgendwie übers Internet geht, muß als öffentlich wie eine Postkarte gelten" sehr in Frage stellen. Natürlich ist eine unverschlüsselte Kommunikation wie z.B. eine Email oder auch der Login und das Posten hier auf salto.bz in der Hinsicht "öffentlich" dass jemand es mitlesen kann sofern er Abhör-Anlagen montiert hat oder als Administrator (unerlaubt) auf zwischengespeicherte Informationen zugreift. Die Aussage stimmt aber nicht wenn es um weit verbreitete und problemlos verfügbare Verschlüsselung geht. Wenn man dies nicht weiß und aus dem Grund das Internet grundsätzlich verteufelt dann frag ich mich, was bei der früheren Zettelwirtschaft mit den bearbeitenden Personen (Sekretariat, Schalter, Ämter, Archive) gewesen ist.

Mi., 07.10.2015 - 11:20 Permalink
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laurin B. Fr., 09.10.2015 - 15:31

.......eine glück, dass nicht einmal der theiner weiss, wie viele sendemasten es schon gibt und wie viele jeden tag dazukommen.....die telefonbetreiber zahlen gut.

Fr., 09.10.2015 - 15:31 Permalink