Umwelt | Rückkehr der Kormorane

Pechvogel Kormoran

Nach Meinung des Landesfischereiverbandes ist der Vogel eine Plage und die geschützte und bedrohte Vogelart wurde in Südtirol auch abgeschossen.
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Der Kormoran frisst Fische, nur Fische. Diese seine Natur ist vielen Anglern in Europa ein Dorn im Auge. Eine Taskforce haben Fischervereine Europas gegründet, um die Interessen der Fischerei politisch und gesellschaftlich durchzusetzten. Dabei argumentiert man u.a. mit Artenschutz, Fischebestände der Äsche und Forelle würden dezimiert. In Lokalzeitungen wird häufig nur die Sichtweise von Fischern wiedergegeben, die Bereichterstattung ist einseitig und nicht objektiv. Die Naturschutzbund Deutschland-Pressestelle wertete im Jahr 2010, als der Kormoran zum Vogel des Jahres erklärt wurde, Kormoranartikel aus. Von den 901 Artikeln waren 50% neutral und mit ausgewogener Bereichterstattung, 27% positiv und 23% negativ, es wurde nur die Meinung von Fischern und Anglern dargestellt.

Die Kormoranbestände Italiens waren 1970 auf eine Zahl von weniger als 100 gefallen und die Art somit vor dem Aussterben. Durch Schutzmaßnahmen haben sich die Bestände Italiens erholt und erreichen heute immerhin eine Zahl von 5000 Individuen im Jahr 2015.

Viele Feuchtgebiete Italiens, in denen der Kormoran heute ein Brutvogel ist, wurden seit den 1970er Jahren konsequent geschützt und nicht wenige Flächen wurden durch den WWF als sogenannte Oasi aufgekauft. In Südtirol ist der Kormoran kein Brutvogel, nur einzelne Gruppen von meist 10 bis 20 Individuen halten sich manchmal längere Zeit an Südtirols Gewässern auf oder ziehen als Teilzieher durch Südtirol. Anhand des Aussehens lassen sich zwei Unterarten unterscheiden, Kormorane die an Küsten vorkommen und Kormorane die an Binnengewässern vorkommen.

Der Kormoran ist auf tiefere Gewässer angewiesen und taucht meist zwischen 1 bis 3m, wobei er den kleinen bis mittelgroßen Fischen hinterhertaucht und sie frisst. Große Fische kann der Kormoran nicht fressen. Durch sein Fressverhalten reguliert er die Fischbestände in den Gewässern. Kormorane selbst werden von auf den Schlafbäumen von Habicht, Steinadler, Uhu und Nebelkrähen prädiert und in ihrem Bestand reguliert. Die Hauptregulation der Kormoranpopulationen ist aber das Nahrungsangebot. Ein Kormoran frisst täglich ca. 500 gr. Fisch und ist daher auf fischreiche Gewässer angewiesen. Solche fischreiche Gewässer finden sich auch in Südtirol. Die Fisch-Biomassewerte sind in einigen Gewässern sehr hoch, aber wahrscheinlich zu wenig hoch, als dass er sich als Brutvogel niederlassen würde, wie es sich manch Vogelfreund wünscht.

Der Kormoran ist in Südtirol geschützt und nicht jagdbar. Trotzdem wurden Abschüsse mittels Sonderdekret des Landeshauptmanns in Südtirol verfügt, wogegen die LAV juristisch vorging.

Unbeliebt ist der Kormoran beim Landesfischereiverband. In der Dolomiten vom 16. Oktober 2015 behauptet der Verbandschef Meinhard Mayr, der Kormoran würde die Etsch leerfressen. Unter der Überschrift “Gefräßige Räuber in Anflug” und “Seit Jahren in Europa ein großes Problem” wird der Kormoran, der in Asien als Nutztier für Fischer Fische fängt, dargestellt, als wäre er ein Problem. Dass die Haupnahrung der Kormorane nicht die von Fischern begehrten großen Speisefische sind, sondern kleine Fische und Nachwuchs, von denen Fische bekanntlich jährlich große Mengen hervorbringen, wird ignoriert. Sogar auf das Mitleid der Leserschaft wird gezielt, wenn der Vertreter der Anglerallianz Franz Kohl erzählt: “ich habe ein dramatisch aussehendes Foto aus Slowenien, wo haufenweise verletzte Fische am Ufer gelegen sind”.

Das Amt für Jagd und Fischerei bekommt in dieser Ausgabe der Dolomiten die Möglichkeit, über den Kormoran zu berichten, wobei immer wieder auf die kanalisierte Etsch hingewiesen wird, den Mangel an Strukuren und auf die nicht optimalen Lebensbedingungen für Fische. Doch sind die Fisch-Biomassewerte der Etsch und anderer Gewässer hoch, so hoch, dass es sich für einen größeren Kormoranschwarm auszahlt, längere Zeit dort zu verbringen.

Die Etsch hat seit der Regulierung vor 150 Jahren diese Form und hat sich entwickelt, ist fischreich und wenn hungrige Kormoranschwärme nicht manchmal Rast machen würden, dann wäre sie voller Fische. Die Fische und Kormorane sind wie die Weiden und Pappeln an den Ufern Teil der Restnatur im ausgeräumten Etschtalboden. Dass der Hochwasserschutz der Haupverantwortliche dafür ist, dass die kleinen Seitenbäche im Etschtalboden oft gar keinen Lebensraum für Fische darstellen, da sie in Betonwannen fließen oder gar verrohrt sind, wird nicht erwähnt und diese Gewässer werden konsequent nicht revitalisiert und nicht ökologisch aufgewertet.

Von örtlichen Fischereivereinen werden Fische in Gewässer auch eingesetzt. Hierin unterscheiden sich Fischer von Jägern, welche bekanntlich keine Hirsche und Rehe vermehren, freilassen und dann jagen. In der Sportfischerei ist der Fischbesatz gängige Praxis, es werden Fische gezüchtet, eingesetzt und dann geangelt.

Fischreiche Gewässer, wie z.B. der Fischerteich im Biotop Falschauer, in dessen unmittelbarer Nähe auch Schlafbäume für Kormorane zu finden sind, bieten Kormoranen einen idealen Lebensraum. Viele Fische tummeln sich im Fischerteich, die Schlafbäume befinden sich auf der anderen Seite des Biotops. Es finden sich juvenile und adulte Kormorane ein und verbringen in Gesellschaft mit Graureihern und anderen Wasservögeln die Zeit. Nicht die Kormorane sind hier fehl am Platz, sondern die Fischer. Die Anwesenheit von Fischern wirkt sich sehr negativ auf die Vogelfauna aus. Es werden Wildvögel durch Fischer immer wieder in ihrer Nahrungsaufnahme und beim Brüten gestört, auch in der Ruhezone, die generell nicht betreten werden darf. Das Betretungsverbot gilt aber nicht für Fischer mit Fischerkarte.

So wie im Biotop Falschauer die Fischerei privilegiert wird, so sind offensichtlich Südtirols Fischbestände für Freizeitfischer reserviert. Kormorane wurden geschossen, von Schlafbäumen verjagt und dargestellt, als wären sie so gierig und besitzdenkend wie Menschen. Doch sie sind es nicht. Es sind Vögel die herumfliegen und Orte aufsuchen, wo sie was zum Fressen finden. Sie sind ein Teil der Natur Südtirols und ein nützliches Glied im Ökosystem der Gewässser.

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Sepp Bacher Di., 27.10.2015 - 11:42

Vorweg: ich bin keine Freund von Fremdwörtern, speziell nicht wenn ein normales deutsches Wort, das gleiche aussagt und verständlicher ist. Beispiel: "juvenile und adulte Kormorane". Aber das genügt dir nicht, Martin. Du erfindest auch neue, wie "prädiert". Ich habe dieses Wort nie gehört oder gelesen und ich finde es auch nicht im Fremdwörter-Duden.
Zur Sache: Sind die kleinen Fische nicht das Futter der größeren Raubfische, die von den Fischern begehrt sind? Und was passiert, wenn diese zu wenig zu fressen finden?

Di., 27.10.2015 - 11:42 Permalink