Christian Troger schuldig gesprochen
Während draußen eine kleine Solidaritätskundgebung stattfand, ging es am Freitag Vormittag für Christian Troger im Gerichtsgebäude von Bozen um viel. Wie berichtet, steht der Vize-Sekretär der UIL-SGK seit nunmehr vier Jahren vor Gericht. Angezeigt von Massimiliano Sturaro, Henrci Chenot und Walter Meister wegen einem – zumindest in den Augen der Kläger – diffamierenden Artikel, den Troger 2011 in der Zeitung seiner Gewerkschaft veröffentlicht hatte. Für Freitag, den 13. November war der letzte Verhandlungstag anberaumt. Und das Datum hat dem Gewerkschaftsvertreter kein Glück gebracht. Denn vor kurzem verlas das Gericht sein Urteil: Christian Troger ist wegen Diffamierung schuldig gesprochen. salto.bz hat mit dem Gewerkschafter gleich nach der Urteilsverkündung gesprochen. “Ich bin sehr enttäuscht”, gesteht er, “und werde als Verbrecher abgestempelt, weil ich die Missstände der Arbeitswelt aufgezeigt habe”. Das Unverständnis in seiner Stimme ist hörbar: “Das Urteil bedeutet, dass das gewerkschaftliche Recht auf sozialpolitische Kritik völlig untergraben wird und gleichzeitig eine Infragestellung der Demokratie.”
Davanti al Tribunale di Bolzano solidali con Christian Troger della UIL/SGK per la difesa delle libertà sindacali e dei diritti del lavoro. #openbolzano #noistiamoconchristian
Posted by Guido Margheri on Venerdì 13 novembre 2015
Das Gericht hat nun 90 Tage Zeit, die Begründung für das Urteil nachzureichen, aber für Troger steht heute schon fest: “Ich werde das nicht so auf mir sitzen lassen und Rekurs einlegen.” Allerdings bedeute das neue Kosten und viel weitere Zeit. Doch für den Gewerkschafter steht einiges auf dem Spiel: “Neben der Verurteilung sehe ich mich mit einer kaum zu bewältigenden Schadenersatzforderung konfrontiert”, so Troger. Solidarität erfährt er nicht nur von seiner eigenen, sondern auch von weiteren Gewerkschaften, darunter CGIL/AGB und SGBCisl. “Esprimiamo nuovamente la piena solidarietà al collega Christian Troger”, schreiben sie in einer Aussendung. Denn wie Troger sehen sie die Aufgabe der Gewerkschaften als “wichtige zivilgesellschaftliche Organisationen für mehr Gerechtigkeit” in Gefahr und bezeichnen das Urteil als “ungerecht”:
Riteniamo tale sentenza ingiusta perché limita gravemente la critica sindacale, che anche se fatta con toni forti, fa certamente parte del contesto, della dialettica democratica del nostro Paese e del rapporto fra le parti sociali.
“Wir werden sehen”, sagt Christian Troger. Ob er seine Entscheidung bereut? Davon will er nichts wissen. “Mir ging es darum, aufzuzeigen, dass mit Arbeitnehmern so fragwürdig umgegangen wird.” Nicht um mehr, aber auch nicht um weniger.
mein beileid, ist mir ja auch
mein beileid, ist mir ja auch so ergangen, solidaritätskundgebungen habe ich leider keine erfahren, aber die greifen ja scheinbar auch nicht mehr.