Für den Westen etwas Neues
Warum soll das, was im Osten des Landes gut zu laufen scheint, nicht auch im Westen funktionieren? Diese Frage hat sich jüngst die Süd-Tiroler Freiheit gestellt und im Landtag die Fertigstellung der Reschenbahn gefordert – nach dem Vorbild der Pustertaler Bahn. Konkret würde das für den westlichen Landesteil die Fortführung der Vinschgauer Bahnlinie von Mals ins Nordtiroler Landeck bedeuten. “Diese innertirolische Bahnverbindung über den Reschen würde das Inntal und den Vinschgau verbinden und brächte den größten Nutzen”, so die Begründung der Süd-Tiroler Freiheit (STF) für ihren Vorstoß. Die Nachbarn im Norden zeigen sich indes allerdings noch etwas zurückhaltender: “Keine realistische Chance” sieht etwa die ÖBB derzeit für die Realisierung der Reschenbahn.
Für Tourismus und internationale Mobilität
Doch allen voran Sven Knoll scheint die Fertigstellung der Reschenbahn, mit deren Bau bereits Anfang des vergangenen Jahrhunderts begonnen wurde, ein wahres Herzensanliegen zu sein. Seine Vision: “Mit dem Bau der Reschenbahn würde eine perfekt vernetzte und europaweit einzigartige — autofrei erreichbare — Tourismusregion im Westen Tirols entstehen.”
Die Skigebiete Haider Alm, Schöneben, Nauders, Serfaus-Fiss-Ladis und Fendels, die entlang der Strecke Mals-Landeck liegen, könnten durch die grenzüberschreitende Schienenverbindung direkt an die Bahn angeschlossen werden, meint Knoll. Und neben dem touristischen Nutzen sei die Reschenbahn auch als öffentliches Nahverkehrsmittel und Anbindung an internationale Anschlussmöglichkeiten in Tirol ein zukunftsträchtiges Projekt, wie der STF-Landtagsabgeordnete aufzeigt: “Durch den Anschluss an die Arlbergbahn in Landeck und die Möglichkeit einer Verbindung mit den rhätischen Bahnen in Schuls von Pfunds oder Tösens aus, würde die Vinschgaubahn über die Reschenbahn damit auch direkt an internationale Linien und die Schweiz angeknüpft.”
Historischer Plan der Reschenbahn. Bild: Süd-Tiroler Freiheit
Interesse ist da
Für seine detailliert ausgearbeiteten Pläne und aufwändigen Recherchen erhielt Sven Knoll vor gut zwei Monaten ein Lob von Mobilitätslandesrat Florian Mussner. Am 18. September wurde der STF-Beschlussantrag im Landtag behandelt. Es gab durch die Bank Zustimmung für die Reschenbahn. Allerdings tauchte auch die Frage auf, wie groß denn das Interesse auf Nordtiroler Seite sei. Mussner bot schließlich an, mit der Tiroler Landesregierung über die Pläne ihrer südlichen Nachbarn zu sprechen. Einstimmig schließlich der Beschluss des Landtags, auch mit den Schweizern ins Gespräch zu kommen:
Der Südtiroler Landtag befürwortet die Fertigstellung der Reschenbahn von Mals nach Landeck und beauftragt die Südtiroler Landesregierung mit den Landesregierungen des Bundeslandes Tirol und Graubünden diesbezüglich in Kontakt zu treten.
Die STF ist seither nicht untätig geblieben. Am vergangenen Freitag fand eine erste Informationsveranstaltung in Mals statt. Dort konnten sich Interessierte ein genaueres Bild von einer eventuellen künftigen Reschenbahn machen. Die Organisatoren zeigen sich zufrieden: “Die Initiative zum stößt bei der Bevölkerung im Vinschgau auf großes Interesse”, teilt man mit. Auf besonders großes sei eine Verkehrsstudie des Kantons Graubünden gestoßen. Diese erwarte sich allein für die Teilstrecke zwischen Landeck und Schuls (Scuol) eine jährliche Wertschöpfung von mehr als 100 Millionen Euro durch die Bahn. “Durch die Anbindung über den Reschen nach Mals würde die Wertschöpfung zusätzlich steigen”, ist man bei der STF überzeugt.
Großes Interesse in Mals am vergangenen Freitag. Foto: Süd-Tiroler Freiheit
Andere Prioritäten
Doch inzwischen haben Knolls Pläne bereits einen ersten Dämpfer erhalten. Denn während man in anderen Nachbarregionen, wie etwa im Veneto, einer grenzüberschreitenden Bahnverbindung enthusiastisch entgegen blickt, beäugt man in Nordtirol die Pläne der Nachbarn mit Vorbehalt. “Wir sehen aus heutiger Sicht keine realistische Chance, dass ein solches Projekt umsetzbar wäre”, erklärte Johann Kapferer vor kurzem auf meinbezirk.at. Kapferer arbeitet für die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und erinnert daran, dass diese vor einigen Jahren gemeinsam mit der Politik die österreichischen Mobilitätsziele für “2025+” definiert hätten. Dabei habe man sich verständigt, in welche Bahnprojekte “zielgerichtet im Sinne der Kunden und Gütertransporte” investiert werden solle, meint Klapfer.
Erste Pläne für die Reschenbahn gabe es bereits im 19. Jahrhundert. Bild: Süd-Tiroler Freiheit.
Und dies seien in erster Linie europäische Achsen – zu denen die Reschenbahn nicht gezählt wird. Denn, so Klapferer, diese europäischen Achsen verliefen “derzeit und in Zukunft klar über andere Wege”: etwa über den Schweizer Gotthardtunnel oder den künftigen Brennerbasistunnel. Daher würden auch in diese Projekte und Strecken große Investitionen getätigt. Für die Fertigstellung der Reschenbahn hingegen scheinen jenseits des Brenners – zumindest derzeit – sowohl die finanziellen Mittel als auch der Wille zu fehlen. Bleibt abzuwarten, was die Politik der Nachbarregionen zu den Süd-Tiroler Mobilitätsvisionen sagen wird.
Trotzdem mobiler
Einen kleinen Grund zur Freude gibt es aber in der Zwischenzeit doch im Oberen Vinschgau. Vergangene Woche wurden in Landeck die Neuerungen im Winterfahrplan 2015/16 präsentiert. Im Rahmen des grenzüberschreitenden Verkehrsprojekt “Mobilita Raetica” soll es mehr und regelmäßigere Verbindungen im Dreiländereck geben. Diese kommen auch den Vinschgern zugute. So wird es ab 13. Dezember acht Verbindungen von Landeck nach Mals geben, jeweils mit Umsteigen in Nauders. Umgekehrt gibt es neun Verbindungen von Mals nach Landeck, die über Nauders und das Schweizer Martina führen. Profitieren von dem verstärkten Mobilitätsangebot werden insbesondere Vinschger Studentinnen und Studenten können, die in Innsbruck studieren. Auch auf der Strecke Mals-Müstair-Tschierv-Zernez soll aufgerüstet werden: ganzjähriger Stundentakt für die Busse, die diese Linie befahren.
Grün ist das neue schwarz.
Grün ist das neue schwarz.
Antwort auf Grün ist das neue schwarz. von Christian Mair
Na und? Was ist so "smart" an
Na und? Was ist so "smart" an der Feststellung? Hauptsache ist doch, dass sich grünes Gedankengut egal wo einnistet.