Mehr oder weniger Maut
Die Nachricht kam rechtzeitig zum Auftakt der 21. UN-Weltklimakonferenz in Paris: Österreich will die Maut für LKWS auf der Nordtiroler Seite der Brennerautobahn ab 2016 um rund ein Viertel senken. Damit soll die Einhaltung der EU-Wegkostenrichtlinie gewährleistet werden. Kritik dies- und jenseits des Brenners folgte prompt. Und auch Umweltlandesrat Richard Theiner zeigte sich wenig erfreut von den Absichten des österreichischen Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie: “Ich finde diesen Vorschlag sehr bedenklich, da dadurch der Umweg-Verkehr noch mehr steigt und die Umwelt noch mehr belastet wird.”
Gemeinsam mit Mobilitätslandesrat Florian Mussner fordert Theiner eine Gesamtstrategie, um den LKW-Transitverkehr nachhaltig in den Griff zu bekommen – “und nicht ein nach einzelnen Regionen ausgerichtetes Denken”. Erfreut über die “klaren Widerworte von Theiner zu den österreichischen Plänen der Mautsenkung in Tirol” zeigt sich der Dachverband für Natur- und Umweltschutz. Es sei es völlig schleierhaft, was die österreichische Bundespolitik dazu bewogen habe, die Maut auf der Brennerautobahn auf Nordtiroler Seite “de facto massiv zu verbilligen”. Denn, so erklären die Natur- und Umweltschützer: Schon heute seien 600.000 der circa 2 Millionen LKW-Fahrten über den Brenner reiner Umweg-Verkehr. Frächter nähmen dabei bis zu 300 Kilometer Mehrweg in Kauf, um an den Mautgebühren zu sparen. “Dieses Ressourcen verschwendende, Emissionen steigernde und gesundheitsgefährdende Treiben ist bereits jetzt absolut untragbar”, warnt der Dachverband. “Und mit einer reduzierten Maut wird der Umweg-Verkehr über den Brenner sogar noch zunehmen”, stimmt man Richard Theiner zu. Und fordert: “Mautanpassung nach oben!”
Dass die Ankündigung zur Mautsenkung auf österreichischer Seite mit dem Beginn der Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP21) in Paris zusammenfällt, kann nur bedeuten, dass der österreichischen Bundespolitik gar nicht klar ist, worum es in Paris in diesen Tagen eigentlich geht – oder es ist ihnen ganz einfach egal.
(Dachverband für Natur- und Umweltschutz)
Die vom Dachverband zitierten Frächter freuen sich indes auch. Weniger über die Aussagen des Umweltlandesrats (“Diese Befürchtungen sind natürlich nicht außer Acht zulassen”), sondern vielmehr über das, was von anderer Seite so heftig kritisiert wird: “Mit der Reduzierung der LKW-Maut auf der A13 Brennerautobahn wird den Frächtern eine wesentliche Last von den Schultern genommen”, erklärt Elmar Morandell. Er ist der Obmann der Transporteure im lvh und meint: “Dadurch können Südtirols Transporteurunternehmer endlich ein wenig aufatmen.” Außerdem sei es jetzt angebracht, die von Tirol mittels sektoralem Fahrverbot geplante Verlagerung der LKW von der Straße auf die Schiene nochmals zu durchdenken: “Die Einführung des sektoralen Fahrverbots ist bei der geplanten Mautreduzierung völlig kontraproduktiv”, so Morandell. Die Brennerautobahn steht also – wieder einmal – im Zentrum der Diskussionen. Übrigens nicht nur in Südtirol, sondern wie aus österreichischen Medien zu entnehmen ist, auch nördlich des Brenners.
Hatten die Nordtiroler nicht
Hatten die Nordtiroler nicht Jahre lang immer wieder an Südtirol und die A22 appelliert sie sollen bitte auch endlich mal die Maut auf ihrer Seite des Brenners erhöhen? Oder bild ich mir das jetzt ein?