Gesellschaft | Wahlkampf

Drogen-Umschlagplatz Alpi?

Die Lega will aus „zuverlässiger Quelle“ wissen, dass in der Bozner Flüchtlingsunterkunft mit Rauschgift gehandelt wird. Volontarius und Polizei wurden nicht verständigt.

„Wir sind im Besitz eines Videos, das zeigt, wie im Innern des Hotel Alpi mit Drogen gehandelt wird“, erklärt der Bürgermeister-Kandidat der Lega Nord, Carlo Vettori. Vor dem Bozner Hotel, das derzeit rund 150 Asylsuchenden aus Afrika als Notunterkunft dient, hat sich ein Dutzend Partei-Vertreter und -Anhänger zu einer Pressekonfernez versammelt, um den Sittenverfall im Herzen der Landeshauptstadt anzuprangern: „La situazione è irrecuperabile.“

Ein afrikanischer Insasse verkaufe in seinem Zimmer Rauschgift an auswärtige Personen, berichtet Vettori. Das Video sei der Lega Nord von jemandem zugespielt worden, der im Innern des Hotels den Aufsichtsdienst verrichte. Auch lägen der Partei seit dem vergangenen Sommer Meldungen einiger Bozner Bürger vor, die in dieselbe Richtung wiesen.

Hat die Lega ihr Beweismaterial der Polizei übergeben oder den Verein Volontarius, der das Flüchtlingsheim verwaltet, von ihrem Verdacht in Kenntnis gesetzt? Man sei eine politische Partei und wende sich an die Öffentlichkeit, lautet die Antwort. Und der ehemalige Bozner Gemeinderat Filippo Maturi fügt süffisant hinzu: „Es fragt sich nur, weshalb Volontarius diese Vorgänge entgangen sind.“

Andrea Tremolada, Pressesprecher bei Volontarius, fällt aus allen Wolken. „Wenn ein derartiger Verdacht aufkäme, wären wir die Ersten, die die Polizei verständigen.“ Im Alpi, berichtet Tremolada, würden regelmäßig Kontrollen mit Drogenhunden durchgeführt. Niemals habe diese Präventionsmaßnahme irgendetwas ergeben. Man sei in ständigem Kontakt mit Polizei und Carabinieri, die Zusammenarbeit funktioniere gut. „Illegale Vorgänge würden wir niemals dulden, allein schon im Interesse jener Flüchtlinge, die ehrlich um Integration bemüht sind.“

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Stefan Wedra Mo., 04.01.2016 - 14:16

Auch in Deutschland versuchen die Rechten die Flüchtlinge zu kriminalisieren. Doch der einzige Zuwachs an Kriminalität in Deutschland sind die Brandanschläge auf Flüchtlingsheime. Wenn man daran denkt, dass dabei in Kauf genommen wird, dass Menschen sterben, ist das jeweils versuchter Mord.

Auch die Äußerungen von Ulli Mair anlässlich des Tages der Gewalt gegen Frauen sind unerträglich. Sie unterstellte letztlich den Flüchtlingen pauschal, weil sie aus einer islamisch-patriarchalen Kultur kämen, wären sie übergriffig gegenüber südtiroler Frauen, so dass diese sich nicht auf die Straße trauen könnten. Statistiken der Deutschen Polizei ergaben auch bei Sexualdelikten keinen Anstieg durch Flüchtlinge. Dennoch kursieren im Internet immer wieder Berichte über solche "Vorfälle".

Die rechten Parteien versuchen über Angst- und Neidgefühle, Stimmen zu fangen. Sie zeigen damit jedoch nur, dass sie keine Vision und kein Potential besitzen, die Zukunft des Landes zu gestalten.

Mo., 04.01.2016 - 14:16 Permalink
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gorgias Mo., 04.01.2016 - 21:27

Ich bin natürlich dafür, dass man sich mit Einwanderung kritisch auseinander setzt, doch leider ist es auf breiter Linie quasi ein Tabu und man überlässt es solchen Parteien wie der LEGA, die nur zu Taten fähig ist, die eindeutig darauf hinweisen, dass man den Akteuren ins Gehirn geschissen haben muss. Anstatt sich an die Polizei zu wenden, werden mit solchen Publikmachungen nur mutmaßliche Drogendieler vorgewarnt und die Ermittlungen erheblich gestört.
Vielleicht ist das aber der LEGA im grunde Wurst und alles nur eine saudumme PR-Geschichte, die nur die mental herausgefordersten anspricht.

Mo., 04.01.2016 - 21:27 Permalink
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Stefan Wedra Di., 05.01.2016 - 11:21

Nachtrag:
Aus Köln und Hamburg wurden systematischen Übergriffe von nordafrikanisch aussehenden Männern gegenüber Frauen berichtet. Diese wurden sexuell belästigt und beraubt. Dabei handelt es sich laut Angaben der Polizei um Intensivtäter.

Dies ist aber kein Anlaß von der Herkunft eines Menschen auf ein kriminelles Verhalten zu schließen. Meine persönliche Nachfrage bei der Quästur Bozen ergab, dass kein Anstieg von Gewalttaten gegenüber Frauen durch Flüchtlinge festzustellen ist. Der Großteil von Gewalttaten gegenüber Frauen wird von Einheimischen begangen.

Di., 05.01.2016 - 11:21 Permalink