Kultur | In memoriam

Der andere David Bowie

Vorige Woche ist David Bowie 69-jährig verstorben, einer der ganz Großen der Popgeschichte. Er war nicht nur ein Mega-Star, sondern auch politisch-humanitär engagiert...
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.

...im Unterschied zu einigen anderen Stars wie Bono oder Lennon eher im Stillen. So dürfte sein Einsatz für Unterdrückte und gegen Diskriminierung wenigen bekannt geworden sein.

In seiner LP Heroes (1977), die er während eines längeren Berlin-Aufenthalts einspielte, erzählt er die Geschichte einer großen Liebe. Das Paar traf sich immer irgendwo an der Mauer. Berlin war geteilt und die Wiedervereinigung schien ferne Utopie. Bowie empfand Berlin als eine offene Wunde mitten in Europa. Als er 1987 im Rahmen einer Konzerttournee in die Stadt zurückkehrte, sang er natürlich den Titelsong seiner LP Heroes und wandte sich dann auf Deutsch ans Publikum: „Wir grüßen unsere Freunde auf der anderen Seite der Mauer.“ Als Außenminister Frank Walter Steinmeier vor einer Woche von seinem Tod erfuhr, twitterte er: „Leb wohl, David Bowie, jetzt bist du endgültig unter den Helden. Danke für deine Hilfe, die Berliner Mauer zu Fall zu bringen!“

1983 hielt sich der Popstar eine Weile in Australien auf, um zur gleichnamigen LP das Video „Let’s dance“ einzuspielen. Dabei lernte er die Lage der australischen Aborigenes kennen und war zutiefst bedrückt von ihrer immer noch andauernden Diskriminierung. Bowie scheute sich nicht, Australien aus diesem Grund mit Südafrika zu vergleichen („Hier gibt es immer noch Apartheid“). Im Video „Let’s dance“ treten auch zwei Tänzer der Aborigines auf, Joelene King und Terry Roberts. Einige Bilder zeigen die Arbeitsbedingungen der indigenen Bevölkerung, die vor allem mit bad jobs ihr Auskommen finden müssen. Joelene King hat deshalb Bowie nach seinem Tod nochmals gedankt.

Nach seiner Beteiligung beim berühmten Live Aid-Konzert 1985 engagierte sich David Bowie zusammen mit Brian Eno für Bosnien. Während der Belagerung von Sarajevo 1994 traf er in London mit dem bosnischen Regierungschef Haris Silajdzic zusammen und schlug ihm vor, in Sarajevo ein großes Konzert abzuhalten, um die Belagerung aufzulösen. Silajdzic war begeistert, doch die Idee konnte nicht umgesetzt werden. Drei Jahre nach Kriegsende in Bosnien beteiligt sich Bowie an der Kampagne „Let us play“, getragen von War Child, einer Hilfsorganisation zum Schutz der Kinder im Krieg.

Am 20. Oktober 2011 eröffnete David Bowie im Madison Square Garden in New York das Gedenkkonzert für die Opfer des 11. September 2001 mit dem berühmten Song von Simon und Garfunkel „America“ und mit seinem Heroes. Später widmete sich Bowie auch der Malerei und stellte den Erlös seiner Arbeiten einem Fonds für afrikanische Kinder zur Verfügung. Darüber hinaus unterstützte er zahlreiche weitere Menschenrechts-organisationen, von Amnesty bis zu den Tsunami-Opfern von 2011. Der obige Titel ist somit gar nicht glücklich. Das war nicht „der andere Bowie“, sondern nur eine Seite von ihm, die on stage nicht so sichtbar war. Fare well David Bowie.

(in Zusammenarbeit mit Alessandro Michelucci)