Politik | Gemeinden

Verein Volkspartei

Auf den offiziellen Internetseiten von über 20 Südtiroler Gemeinden werden die SVP und ihre Parteiorganisationen als Vereine angeführt. Ein stiller und dummer Missbrauch.

Manchmal sagen kleine Dinge mehr aus, als die große Politik.
Südtirols 116 Gemeinden haben wie vorgeschrieben allesamt einen offiziellen Internetauftritt. Der Großteil der Gemeinden hat für die eigene Homepage eine Vorlage hergenommen, die vom Gemeindeverband ausgearbeitet wurden.
Unter dem Link „Dorfleben“ finden sich dabei auch die Rubrik „Vereine“. Es ist eine nützliche Übersicht, welche Vereine und Verbände es in einer Gemeinde gibt. Man kann darin die Anschrift, die Kontaktadresse und auch die Telefonnummer des Vereinschefs finden.
Schaut man sich allerdings diese Vereinsregister näher an, so kommen seltsame Blüten zum Vorschein. Denn in 21 der 116 Gemeinden werden in diesen Vereinsrubriken die SVP und ihre Teilorganisationen wie selbstverständlich als Verein geführt. So als wäre eine politische Partei dasselbe wie jeder Tuifeleverein.

Verein SVP-Ortsausschuss

Obwohl die Internetseiten der Gemeinden von der Verwaltung gestaltet werden, scheinen weder Südtirols Gemeindeangestellte, noch ihre politischen Vorgesetzten das Fach Bürgerkunde in der Schule genauer verfolgt haben. Denn nur so ist diese parteipolitische Missbrauch einer öffentlichen Informationsplattform verständlich.
So etwa wird auf den Gemeindeseiten von Villanders, Lana, Aldein und Mühlbach der SVP-Ortsausschuss als Verein geführt. Weil Ortsobmann in einem Vereinsregister etwas auffällig wäre, hat man diesen hier zum Vorstand umbenannt. Meistens ist Adresse und Telefonnummer angegeben.

„Lanas SVP-Bürgermeister Harald Stauder, der beruflich auch als Benimm-Berater arbeitet, scheint in diesem Fall die eigenen Ratschläge zu vergessen.“

Der SVP-Parteiservice geht aber weiter. Lanas Bürgermeister SVP-Harald Stauder, der beruflich auch als Benimm-Berater arbeitet, scheint in diesem Fall die eigenen Ratschläge zu vergessen. Nur so ist es erklärbar, dass im offiziellen Vereinsregister der Marktgemeinde Lana gleich vier Organisationen seiner Partei geführt werden: Die SVP-Jugend, der SVP-Ortsausschuss, der SVP-Sozialausschuss und die SVP-Frauenbewegung.

Internetseite der Gemeinde Lana: Viermal SVP im Vereinsregister.

Auch in der Stadt Klausen ist anscheinend neben der SVP-Ortsgruppe Klausen auch der der SVP-Sozialausschuss ein Verein. In Aldein kommen zum Ortsausschuss auch die SVP-Frauen und die Junge Generation als Verein dazu. In Dorf Tirol werden die SVP-Ortsgruppe und die JG als Verein geführt. In der Gemeinde Gais findet man gleich fünf Vereine, die als Vereinszeichen das Edelweiß tragen: Die SVP Gais, die Junge Generation, die SVP Mühlbach, die SVP Tesselberg und die SVP Uttenheim. Auch in Olang gibt es mit der SVP-Geiselsberg, dem SVP-Gemeindefrauenausschuss, der SVP-Mitterolang, der SVP-Niederolang und der SVP-Oberolang ein Handvoll besonderer Vereine. In Barbian sind die SVP-Ortsgruppen Barbian und Kollmann anscheinend Vereine. Ebenso in Latsch, wo die SVP-Ortsgruppe Tarsch als Verein geführt wird. Dasselbe gilt für die SVP-Ortsgruppe in Laurein, Lajen, Sand in Taufers, Proveis, Terenten oder Vahrn.

Echter Vereinsservice

Besonders interessant sind aber die offiziellen Vereinsregister der Gemeinden Pfitsch und Schnals.
In Pfitsch gibt es anscheinend überhaupt nur einen Verein im Dorf: Die SVP-Ortsgruppe Wiesen. Jedenfalls ist nur dieser auf der offiziellen Seite der Gemeinde zu finden.

„In Pfitsch gibt es anscheinend überhaupt nur einen Verein im Dorf: Die SVP-Ortsgruppe Wiesen.“

Die Gemeindeverwaltung von Schnals wartet hingegen mit einem besonders Service auf. Dort gibt es zwei SVP-Vereine: Die Ortsgruppe Kartaus und die Ortsgruppe Katarinaberg.
Wer aber auf diese Vereine klickt, bekommt aber auch noch gleich das gesamte Organigramm der lokalen Parteigremien geliefert. Eine Service auf Kosten der Steuerzahler, den nicht einmal die Volkspartei selbst auf ihrer Homepage anbietet.

Gemeinde Schnals: Organigramm des Vereins SVP-Ortsgruppe Katharinaberg.

Verein Sven Knoll

Es ist in Südtirol keine Neuheit, dass die Südtiroler Volkspartei ohne größere Bedenken Parteiarbeit und Gemeindeverwaltung vermischt. Die klammen Parteikassen in der Brennerstraße dürften kaum dazu beitragen, dass sich das in Zukunft ändert.
Dass diese Art des parteipolitischen Missbrauchs aber auch von einer Südtiroler Oppositionspartei schweigend mitgetragen wird und diese selbst von derselben Masche profitiert, dürfte überraschen.
Denn in zwei Südtiroler Gemeinden herrscht auch im Vereinsregister politischer Pluralismus. In Schenna werden unter dem Dorfvereinen nicht nur die „Arbeitnehmer in der SVP“ angeführt, sondern auch die „Südtiroler Freiheit (Sven Knoll)“ samt Privat- und Handynummer des Landtagsabgeordneten.

Südtiroler Freiheit: Vereinsregister der Gemeinde Schenna.

Auch auf der Internetseite der Gemeinde Montan findet man unter dem Vereinen im Dorf, neben der „Südtiroler Volkspartei – Ortsgruppe Montan“, den Verein „Süd Tiroler Freiheit – Freies Bündnis für Tirol“. Beim Vereinswappen hat man sich dort aber etwas vertan. Denn neben dem Vereinsnamen prangt das Parteizeichen der „Union für Südtirol“.

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Salto User
Günther Alois … Di., 16.02.2016 - 06:56

Nach all den S V P Skandalen,(sind hoffentlich jedem Bürger bekannt),laufen denen die "Schäfchen" davon,deshalb ist es wohl nützlich jetzt sich unter einem VEREIN feiern zu lassen! Bauernschläue,wie üblich! Zum LACHEN!

Di., 16.02.2016 - 06:56 Permalink