Politik | Busbahnhofareal

Benkos Auftakt

Einen Monat vor der Bürgerbefragung eröffnet René Benko die Kampagne für sein Projekt. Und zeigt sich siegessicherer denn je.

Da stand er also wieder einmal im Show Room am Musterplatz. Leger und unprätentiös, selbstbewusst und überzeugter denn je, der Stadt Bozen etwas Gutes zu tun: „Endlich dürfen die Bürger der Stadt darüber entscheiden, ob sie dieses Stadtviertel aufwerten wollen“, eröffnete René Benko am heutigen Dienstag offiziell die Kampagne für die Bürgerbefragung in der Woche nach Ostern. Und wie der Tiroler Investor und sein Bozner Vertreter Heinz Peter Hager in einer knappen Stunde voller Hochglanz-Renderings und Argumenten für ihr Projekt unterstrichen: Es wäre „komplett unlogisch“, wenn die Boznerinnen und Bozner sowie die ebenfalls zugelassenen Pendler diese Chance nicht ergreifen würden. Denn Gründe dafür gibt es aus der Perspektive des Signa-Duos klarerweise ohne Ende. Wobei Benko und Hager den Schwerpunkt am Dienstag fast ausschließlich auf die städtebauliche und verkehrstechnische Revitalisierung des Viertels legten. Das Kaufhaus, auf das das Projekt in der Vergangnheit oft reduziert wurde, kam in ihrer Präsentation dagegen so gut wie gar nicht vor. „Es geht um die Revitalisierung einer Gegend, die mehr als scheußlich und peinlich für die Bozner Innenstadt ist“,  erklärte Benko. „Doch mit unserem Projekt wird aus einem Schandfleck ein tolles innerstädtisches Viertel.“

Über 10.000 Quadratmeter Wohnungen, neue Büros für die Landesverwaltung, Mensen, eine Kinder- sowie eine Seniorentagesstätte, Jugend- und Konzerträume, ein City-Hotel mit 100 Zimmern, jede Menge Gastronomie und öffentliche Flächen: Das war das Gegenkonzept zum Einkaufstempel, auf das die beiden Signa-Vetreter am Dienstag im Show Room Appetit machten. Vor dem Hintergrund der Polemiken um den Bahnhofspark legten sie auch einen besonderen Schwerpunkt auf die Grünflächen. Diese würden nicht nur durch die Zusammenlegung des Parks in Form einer Bahnhofsallee aufgewertet; zusätzliches Grün würde auch in Innenhöfen und auf Dachgärten entstehen. Als Aufputz auf vielen Renderings des neuen Stadtviertels glänzte das Siegerprojekt des Ideenwettbewerbs zum Virgl des norwegischen Büros Snohetta, das bekanntlich nicht Teil des Projekts ist. „Sobald die Volksbefragung vorbei ist, werden wir aber auch diesbezüglich konkretere Gespräche mit der Stadt Bozen aufnehmen“, versprach der Tiroler Investor. Genaue Vorstellungen zu einer Finanzierung des Virgl-Projekts scheint es bisher nicht zu geben. Benko ließ jedoch anklingen, dass er zumindest eine Seilbahn als öffentliche Struktur sehe. Eine weitere finanzielle Beteiligung der Signa bei einer Realisierung des Virgl-Projekts sicherte er aber zu. „Sonst hätten wir schließlich keinen Ideenwettbewerb gemacht“, erklärte er.

Auch finanziell verkauften Benko und Hager ihr Projekt als reinen Gewinn für die Stadt. Die öffentlichen Flächen, die sie für seine Realisierung benötigen, also das bisherige Busbahnhofareal, ein kleiner Park und eine Mensa in der alten Handelskammer, seien vom Schätzamt des Landes mit 14,5 Millionen Euro bewertet worden. „Wir dagegen bieten 99,1 Millionen Euro“, erklärte Heinz Peter Hager. Da die Flächen in einem europäischen Verkaufsverfahren ausgeschrieben werden müssten, könnte dieser Preis auch noch überboten werden. Die Signa habe aber in jedem Fall das Vorkaufsrecht. Nach Abzug der Infrastrukturkosten bleiben der Gemeinde laut den Signa-Vertretern noch über 70 Millionen Euro, die in den Aufschwung anderer Zonen investiert werden könnten.

Auch die Befürchtungen, dass das Kaufhaus und die neuen Strukturen die Verkehrsbelastung in der Innenstadt erhöhen, versuchten Hager und Benko zu zerstreuen. „Der Verkehr wird nicht unbedingt reduziert“, räumte Hager zwar ein, „doch er wird reorganisiert.“ Allen voran mit einer Untertunnelung der Südtiroler Straße, mit der ein direkter Zugang von der Bahnunterführung bei der Mayr-Nusser-Garage zur Parkgarage des Kaufhauses, sowie jener am Waltherpatz und im Pastoralzentrum geschaffen wird. Fast 9000 Autos sollen laut den Hochrechnungen der Projektbetreiber dadurch am Tunneleingang in der Mayr-Nusser-Straße „geschluckt“ werden. Besonders signifikant soll dadurch der Verkehr am Verdiplatz und der Garibaldistraße beruhigt werden. Doch mit Ausnahme der Mayr-Nusser-Straße selbst sehen die Grafiken, mit denen die Signa ihre Verkehrsprognosen  veranschaulichen, allesamt einen Rückgang der Fahrzeuge rund um das neue Viertel vor. Aussichten, denen nicht nur in der Vergangenheit, sondern vor allem in den kommenden vier Wochen sicher so einiges entgegengesetzt werden wird. Einen Vorgeschmack darauf gaben bereits einige Vertreter des Benko-kritischen Komitees „Jung in Bozen“, die den Investor in seinem Show Room mit unbequemen Fragen zu irritieren versuchten.

Wirklich aus der Ruhe bringen ließ sich Benko davon aber nicht. Vielmehr unterstrich er, dass selbst er überrascht gewesen sei, wie schnell das sogenannte Lex Benko durchgesetzt werden konnte. Und entmutigte auch all jene, die darauf hoffen, dass er angesichts des Widerstands in Bozen irgendwann die Geduld verlieren werde. „Wir rechnen von vornherein damit, dass solch wichtige Projekte rund zwei bis drei Jahre diskutiert werden“, so René Benko. 

Die Berichterstatterin scheint einer Aufwertung dieses Stadtviertels persönlich nicht sehr gewogen zu sein, was allerdings an und für sich überhaupt kein Problem darstellt, würde die persönliche Befindlichkeit nicht öffentlich wie hier - und zudem dermaßen unterschwellig - geäußert.
Objektivität sollte - so möchte man meinen - stets oberstes Prinzip eines Berichterstatters sein. Die fehlt hier leider an manchen Stellen.

Di., 01.03.2016 - 17:32 Permalink

Hinzuzufügen ist außerdem, dass sich die Berichterstatterin ein Beispiel an den Journalisten Paolo Campostrini oder auch an der Tageszeitung bezüglich Objektivität nehmen sollte. Am objektivsten wäre es wohl, die hochprofessionelle und objektiven Aussagen des Bürgervereins Zukunft-Bozen eins zu eins ohne Kommentar hier abzudrucken: "mehr als 100 Millionen Euro für die Gemeinde" (objektive Journalisten dürfen und sollten die 30 Mio zu Lasten der Stadt nicht erwähnen), oder "Bahnhofspark wird leicht vergrößert" (dass über 2000 m² bebaut werden und die Bahnhofsstraße nicht grün wird sollte man nicht beachten). Benkotivität sollte - so möchte man meinen - stets oberstes Prinzip eines Berichterstatters sein. Die fehlt hier leider an manchen Stellen.

Mi., 02.03.2016 - 00:28 Permalink

Hallo,
nach einer langen und stark unterstützen Auseinandersetzung mit den technischen Fakten des Projektes, begleitet von vielen Experten (welche in Gegensatz zur Signa Fachgruppe keinerlei Entlohnung bekommen) haben wir gemerkt das die Pro-Kaufhaus Leute kein Interesse an Fakten haben. Ihnen liegt der Groll der letzten Jahre des Stillstandes auf dem Gemüt (verständlicher weise) und verlangen deshalb nach Emotionen und Einsatz für das vorankommen in der Stadt. Jedoch ist diese Begeisterung bereits vorhanden und wird nur nicht zugelassen bzw. gefördert und wir wollen deshalb diese Begeisterung zeigen. Sachliche Hintergrundinformationen haben wir natürlich auf unserer Internetseite zur Verfügung gestellt. http://www.lovebz.it/de.html

Fr., 04.03.2016 - 12:41 Permalink
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Martin B.

Antwort auf von Thomas Huck

Wie schon an anderer Stelle gepostet (http://www.salto.bz/comment/30494#comment-30494): Ich sehe keine Alternativen und deren Finanzierung, nur eine Auflistung von Gegenargumenten. Gibt es überhaupt Alternativen? Ich würde gern von den lovebz Leuten verstehen ob sie gemeinsam: A) einen konkreten Plan für die Bahnhofsparkzone inklusive Finanzierung haben? (oder soll alles mal so bleiben?) B) die Bahnhofsareal-Umgestaltung den verhassten Stillstand aufheben soll (nur wann und wie lange kann der Stillstands-Groll noch ausgehalten werden?).
Die Fronten sind wohl schon zu verhärtet, aber ich frage mich ob nie folgende Variante diskutiert bzw. von der Gemeinde angedacht wurde: Benko wird angeboten im Bahnhofsareal investieren/bauen zu können (ev. Verbindung/Hereinholung der Immobilien in seinem Besitz) mit Auflage einer wirklichen Optimierung von Bahnhof, Busbahnhof, Rittner-Bahn, Verkehrs-Situation und dem gemeinsamen Interesse das Ganze möglichst zeitnah umsetzen zu können.

Fr., 04.03.2016 - 16:20 Permalink

Grundsätzlich möchte ich festhalten das wir nicht gegen Benko sind oder sonstige Investoren, sondern den Vertrag über den wir ab den 29.3-4.4.2016 abstimmen. Da die Gemeinde es einfach nicht geschafft hat sich gleichwertig einzubringen und abwesend einfach alles unterschrieben hat.

Unsere Alternative wäre ganz einfach:
- Der Bahnhof wird saniert (wäre in 1 Jahr leicht machbar)
- Die von der Gemeinde reservierten Gelder für den Bahnhofspark sollten endlich ausgegeben werden. (Da sie bereits vorhanden sind!)
- Benko würde sich mit seinen Immobilien, Hotel Alpi und 1. Gebäude (!in der Garibaldistraße, dem Aufwärtstrend der Gegend anschließen.

Das alles wäre leicht und schnell Möglich wenn bei den kommenden Gemeinderatswahlen endlich eine sinnvolle starke Regierung hervorginge. Den das ist das wahre Problem.

Fr., 04.03.2016 - 16:38 Permalink