Wirtschaft | Pensplan Invest

Die Hälfte verloren

Der Quoten des Immobilienfonds „Uno Energia“ haben 2015 fast die Hälfte ihres Wertes verloren. Eine angekündigte Talfahrt.

43,66 Prozent minus. Das ist der Wertverlust den der Immobilienfonds „Risparmio Immobiliare Uno Energia“ im abgelaufenen Jahr eingefahren hat. Innerhalb eines Jahres hat der von der Pensplan-Tochter „Pensplan Invest SGR“ aufgelegte und verwaltete Immobilienfonds damit fast die Hälfte seines Wertes verloren.
Am Montag tagte der Verwaltungsrat der Pensplan Invest und verabschiedete den Jahresabschluss 2015. Präsident Alessandro Tonina, seine Stellvertreterin Laura Costa und die Verwaltungsräte Rainer Steger und Dario Bogni mussten auf der Sitzung ein Horrorszenario zur Kenntnis nehmen.
Die Zahlen sprechen für sich. Der Fonds hat im Geschäftsjahr 2015 einen Verlust von 21.773.378 Euro eingefahren. Hatte der an der Börse notierte Immobilienfonds zum 31. Dezember 2014 noch einen Wert von 49.865.302 Millionen Euro, so ist der Wert zum 31. Dezember 2015 auf 28.091.924 Euro gesunken.
Der Wert der Quoten des Uno Energia rutscht damit von 6.233,163 Euro (2014) auf 3.511,490 Euro ab. Die 4.800 Anleger des Uno Energia – fast alle aus der Region Trentino-Südtirol – haben diese Quoten vor neun Jahren um 10.000 Euro gekauft. Damit wird auch klar, wie groß der Wertverlust dieser Kapitalanlage bisher ist.
Dabei hat sich dieses Ergebnis bereits vor Monaten abgezeichnet. Denn die Halbjahresbilanz, die mit drei Monaten Verspätung erst im September 2015 verabschiedet wurde, hatte einen Wertverlust von 40,89 Prozent ausgewiesen. Im zweiten Halbjahr ist die Talfahrt damit zwar gebremst worden, aber dennoch weitergegangen.

Die Immobilien

Der Hauptgrund dieser Talfahrt ist die Abwertung der zehn Immobilien des Fonds um rund 22 Millionen Euro. Die Abwertung dürfte die direkte Folge der Entstehungsgeschichte des Uno Energia sein. Denn bei der Gründung des Immobilienfonds Uno Energia stand ein ominöser Immobiliendeal im Mittelpunkt, der von der Banca d´Italia in mehreren Inspektionsberichten und Eingaben an die Staatsanwaltschaft als „anormal“ eingestuft wurde.
Der Immobilienfonds wurde im Sommer 2006 auf Anraten der Immobilienunternehmer Peter Paul Pohl und Marco Cozzio aufgelegt. Beide saßen danach lange im technischen Beratungskomitee des Fonds. Mit in das Projekt eingebunden waren von Anfang an auch die Bozner „Laurin Capital Management“ (heute in die Südtirol Bank aufgegangen), die den Verkauf der Quoten übernahm. Pohl und Cozzio besorgten und verkauften dem Fonds schließlich ein Immobilienpaket aus ehemaligen Enel-Immobilien, das – wie man heute weiß – ihnen direkt oder über Scheinfirmen gehörte. Auch drei Immobilien, die das Duo Pohl/Cozzio der Sparkassentochter Sparim verkauft hatte, wurden zurückgekauft und an den Immobilienfonds weitergegeben. Am Ende machen die Unternehmer einen zweistelligen Millionengewinn aus dem Immobiliendeal. Zwei Staatsanwaltschaften und die Finanzwache ermittelten Jahre später. Weil es offiziell aber keine geschädigte Partei gibt, kommen die Hauptpersonen am Ende mit Steuerstrafen in Millionenhöhe davon.
Tatsache ist, dass nach einem Wechsel des beauftragten Schätzers im vergangenen Jahr herauskam, dass die Immobilien nur mehr rund die Hälfte des Wertes haben mit dem sie jahrelang in den Büchern geführt wurden.

Der Fallschirm

Der Fonds Uno Energia sammelt beim Start 80 Millionen Euro. Es gibt zwei Investitionsklassen. 4.800 Quoten der Klasse A, die 10.000 Euro kosten und privaten Anlegern vorbehalten sind. Und 320 Quoten der Klasse B, die 100.000 Euro kosten und institutionellen Anlegern vorbehalten sind. Diese 320 Quoten wurden allesamt von jenen Unternehmern erworben, die die Immobilien an den Fonds verkauft haben.
In den ersten vier Jahren seines Bestehens machte der Fonds durchaus Gewinne. Und man schüttete auch Dividenden aus. Doch ab 2011 ging es konstant bergab. Heute sind die A-Quoten nur mehr 3.511,490 Euro wert. Die B-Quoten 35.114,905 Euro Wert.
Einziger Trost für die privaten Anleger ist eine Art Fallschirm im Reglement des Fonds. Es gibt eine Bestimmung, dass im Falle von Verlusten die Eigner der B-Quoten einen Teil der Verluste der A-Quoten-Besitzer übernehmen müssen. Damit wird der Absturz für die privaten Anleger etwas abgefedert.

Nötige Finanzspritze

Bis zum Ende des Laufzeit und zur Anzahlung der Quoten, kann sich der Uno Energie zwar noch erholen, doch niemand rechnet damit, dass er jemals wieder auf den ursprünglichen Anfangswert steigt.
Auch weil der Immobilienfonds ein weit schwerwiegenderes akutes Problem hat. Laut Gesetz darf die Verschuldung eines Immobilienfonds maximal 60 Prozent seiner Vermögens erreichen. Der Uno Energia hat bei einem Bankpool, dem die Unicredit anführt, derzeit aber Kredite von 101.040.000 Euro laufen. Durch die Abwertung des Immobilienvermögens ist der Verschuldungsgrad innerhalb des vergangenen Jahres auf 74,74 Prozent angestiegen. Das sind 14,74 Prozent über dem gesetzlichen Limit.
Laut Bestimmungen muss jetzt entweder neues Geld zugeschossen oder der Fonds aufgelöst werden.

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Profil für Benutzer Martin B.
Martin B. Mi., 02.03.2016 - 21:04

Boldu: der „Uno Energia“-Vorstand scheint geschlafen zu haben und Pohl/Cozzio sowie „Laurin Capital Management“ lachen sich ins Fäustchen. Schöne Freunde. Wall-Street-Kapitalismus erster Sahne vor Ort.

Mi., 02.03.2016 - 21:04 Permalink