Umwelt | Laimburg

Gassers Gegenangriff

Nächste Runde im heimischen Forellen-Skandal. Die Laimburg lässt einen Gegenangriff Peter Gassers vorerst unkommentiert. Doch wie reagieren die Fischer am Donnerstag?

33 Mal hat er seine Vorgesetzten und Landesrat Arnold Schuler laut eigenen Aussagen per Mail aufgefordert, die Unwahrheit aus der Welt zu schaffen. Nun hat Peter Gasser, bisheriger Leiter der Landesfischzucht, die Aufgabe selbst übernommen. Es gibt keinen Fischskandal, es war nie Aufgabe der Landesfischzucht eine Reinzucht der Marmorierten Forelle zu betreiben, lautet seine Kernaussage in einem ausführlichen Interview, mit dem die Tageszeitung Dolomiten am Mittwoch ihren Lokalteil aufmacht. „No comment“, heißt es dazu von seinem Vorgesetzen, Laimburg-Direktor Michael Oberhuber. Er werde auf diese Behauptungen vielleicht zu gegebener Zeit reagieren; derzeit gibt es dagegen keine Stellungnahme.

Eine weitere Episode einer Affäre, deren Thematik zum Schmunzeln anregen mag. Politisch und natürlich auch in Fischerkreisen ist das Thema Marmorierte Forelle aber mittlerweile von höchster Brisanz. Auslöser dafür war wie berichtet die Tatsache, dass viele Jahre lang großzügig Steuergelder dafür ausgegeben wurden, die einzige autochthone Forellenart über die Züchtung in der Landesfischzucht zu schützen und zu erhalten – um am Ende drauf zu kommen, dass nur 5 % der dort gezüchteten Fische die geforderte genetische Reinheit von rund 95 % aufweisen. Dass der Ausdruck Fisch-Skandal in dem Zusammenhang gerechtfertigt ist, ließ Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler nicht nur bei einer Pressekonferenz vor einem Monat verstehen. „Das Image der Landesfischzucht, das Image der Laimburg und des Landes insgesamt hat unter dieser Geschichte sehr stark gelitten“, erklärte er damals. Am vergangenen Freitag folgten den Worten dann auch Taten – mit Schulers Ankündigung, dass die Landesfischzucht der Laimburg entzogen wird und künftig unter den Fittichen des Amtes für Jagd und Fischerei und seinem neuen Direktor Luigi Spagnolli stehen wird.

Damit ist auch die gut zwei Jahrzehnte dauernde Herrschaft des bisherigen Leiters der Landesfischzucht beendet. Eine Bedingung, die ganz klar von Seiten des Südtiroler Fischereiverbandes gestellt wurde, der eine weitere Zusammenarbeit mit Peter Gasser ausschloss. Der wiederum lässt den Schwarzen Peter ganz offensichtlich nicht auf sich sitzen – und durchkreuzt mit seinem Dolomiten-Interview Schulers Deeskalationsstrategie. Inhaltlich scheint Gassers Verteidigungsstrategie allerdings keineswegs wasserfest. Immerhin unterstrich auch Laimburg-Chef Oberhuber vor einem Monat, dass man sich mit einer genetischen Reinheit von 95 % zufrieden geben müsse. Und dieser geforderte Wert sei laut seinen damaligen Aussagen noch im Jahr 2008 auch bei 90% der Fische erzielt worden.

Von Reinrassigkeit war nie die Rede, seit Beginn des Projektes ging es nur um Phänotypische Massenselektion, also um ein Hinführen zu mehr Reinheit, sagt Peter Gasser dagegen heute. Ganz anders klang dies auch aus seinem Mund noch im April 2013 bei einer Tagung zur Zukunft der Marmorierten Forelle in der Laimburg. Das Zuchtprogramm der Landesfischzucht treibe die Nachzucht der heimischen Fischart „mit garantiert ursprünglichen Marmorierten Forellen" voran, wurde ihr Leiter damals vom Landespresseamt zitiert. In der Landesfischzucht würden vier Generationen der Marmorata gehalten, um die Tiere mit den besten Eigenschaften auszuwählen. Dieser Auswahlprozess soll verstärkt durch genetische Untersuchungen unterstützt werden, kündigte Gasser damals an.

Interessant ist aber auch die symbolische Wirkung des Dolomiten-Interviews. Denn der Bruch des Redeverbots, das Peter Gasser laut seinen eigenen Aussagen auferlegt wurde, kann auch als klare Botschaft an die Laimburg-Führung gelesen werden. Lange Jahre galt der Durnwalder-Schützling Gasser dort als unantastbar; auch heute noch wird gemunkelt, dass sein Vertrag „felsenfest“ sei. Und diesen Status will der bisherige Leiter der Landesfischzucht offenbar nicht widerstandslos aufgeben. Angesichts der diskreten Aufräumarbeiten, die derzeit im gesamten Durnwalder-Erbe Laimburg stattfinden, kann auch niemand der Verantwortlichen daran interessiert sein, dass ein Peter Gasser seine Lust entdeckt, mit den Medien zu plaudern. Noch dazu, da in der Causa Landesfischzucht die Verantwortung der Laimburg-Führung keineswegs vom Tisch zu wischen ist. Das unterstreicht nicht nur Gasser selbst, der auf die Genehmigung seiner Entscheidungen durch den wissenschaftlichen Beirat der Laimburg verweist.  Auch in Fischerkreisen mokiert man sich unter anderem darüber, dass Laimburg-Direktor Michael Oberhuber sich in der Vergangenheit vehement gegen die Finanzierung eines Projektes durch den Fischereifonds gewehrt habe, mit dem der Fischereiverein Bozen die Zucht-Kriterien genetisch absichern wollte.

„Solche Äußerungen sind aus dem Zusammenhang gerissen“, erklärt der Laimburg-Direktor auf Anfrage von salto.bz. „Ich habe mich damals generell dafür ausgesprochen, dass angewandte Forschung zentral gemacht wird.“ Auch habe er ohnehin keine Entscheidungsgewalt bei der Zuteilung der Gelder des Fischereifonds gehabt. „Man hat mich nur um einen Rat gefragt“, so Michael Oberhuber. Tatsache ist aber auch, dass ohne solche Forschungsprojekte und die private Initiative von Fischern außerhalb der Laimburg wahrscheinlich auch heute noch davon ausgegangen würde, dass in den Becken der Landesfischzucht und in vielen Gewässern des Landes reinrassige Marmorierte Forellen schwimmen.

Immer noch im Raum stehen diesbezüglich Schadenersatzforderungen von Fischervereinen, die das Material in diesem Glauben von der Landesfischzucht kauften. Auch unter diesem Aspekt kann Gassers medialer Gegenschlag nun als erste Abwehrmaßnahme gesehen werden. Immerhin findet am morgigen Donnerstag Abend eine Ausschusssitzung des Fischereivereins Bozen statt, bei dem die Landesfischzucht ebenfalls auf der Tagesordnung steht. Vorab wollten die Verantwortlichen dort keine Stellungnahmen abgeben. Doch es sieht ganz danach aus, als wäre das Kapitel Marmorierte Forelle noch nicht zu Ende geschrieben.

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Peter Gasser Mi., 27.04.2016 - 20:17

Liebe Susanne,
im gegenständlichen Artikel der Tageszeitung "Dolomiten" von letztem Freitag war mein Namen mit dem Wort "Betrug" in Zusammenhang gebracht, und die Forderung gestellt worden, dass ich wegen dieses "Betruges" meine Stelle räumen sollte. Niemand lässt sich ohne irgendwelchen Beleg einen "Betrüger" nennen - mir und meiner Familie war ich es schuldig, dies aus der Welt zu schaffen.
Gleichzeitig konnte ich durch Vorlage entsprechender Dokumente der "Dolomiten" auch belegen, dass es diesen "Betrug" nie gab, und habe somit auch meine Mitarbeiter, die Landesfischzucht und die Laimburg von diesem Vorwurf befreit.
Der "Gegenangriff", wenn man sich schon so martialisch ausdrücken will, war also gegen diesen schlimmen Vorwurf des "Betruges" gerichtet. Dieser ist nun aus der Welt. Nun habe ich meine Sache gesagt UND BELEGT, nun werde ich wieder Schweigen.
Das verordnete Schweigen war eine schwere Prüfung, das nun selbst auferlegte wird eine vergleichsweise einfache Übung.
Aber da wir uns ja kennen und du eine gute Freundin bist, lass mich noch schnell etwas sagen:

Du schreibst: "Das Zuchtprogramm der Landesfischzucht treibe die Nachzucht der heimischen Fischart „mit garantiert ursprünglichen Marmorierten Forellen" voran, wurde ihr Leiter damals vom Landespresseamt zitiert."
Und das ist richtig und wurde umgesetzt: "garantiert ursprüngliche Marmorierte Forellen" bezeichnet in diesem Zusammenhang die HERKUNFT, und nicht die ZUCHTMETHODE: die Forderung war, keine Mutterfische oder Eier aus dem Trentino, dem Friaul oder aus Slowenien zu beziehen, sondern mit autochthonen, "garantiert (aus dem Einzugsgebiet der Südtiroler Etsch stammenden, also) ursprünglichen MF" zu beginnen.
Weiters schreibst du: "Dieser Auswahlprozess soll verstärkt durch genetische Untersuchungen unterstützt werden, kündigte Gasser damals (2013) an." Auch das ist richtig: diese genetische Unterstützung sollte demnach 2014/2015 beginnen, wurde dann aber nicht durchgeführt, da man ab 2016 nach Einholung der Zustimmung der Stakeholder mit der Reinzucht beginnen wollte.

Nun habe ich meine Stimme erhoben und der Vorwurf des "Betruges" ist durch Dokumente belegt weggewaschen. ich habe das Miene gesagt.

Der "Gegenangriff" galt dem Vorwurf des "Betruges", in der Laimburg arbeiten wir zusammen, und nicht gegeneinander.

Ich danke dir

Peter

Mi., 27.04.2016 - 20:17 Permalink