Gesellschaft | Gastbeitrag

Heimat für alle öffnen

„Parliamo di Heimat - Was ist das?“ Unter diesem Titel wurde kürzlich in Bruneck - auch im Hinblick auf den Unabhängigkeitstag - diskutiert. Katharina Kammerer war dabei.

Heimat ist ein Begriff, der nicht ausreichend definiert werden kann, auch bei der Übersetzung des Begriffs Heimat kann man schnell an sprachliche Grenzen stoßen.

Das Wort Heimat sagt man, hört man und meint man auch zu verstehen, aber niemand kann dasselbe bildhafte Verständnis für diesen Begriff haben. Das liegt daran, dass Heimat kein einfacher Sachausdruck ist, er beschreibt auch keinen bestimmten Ort und kein Gefühl. 

Was ist Heimat dann eigentlich?

Genau diese Frage haben sich die Organisatoren der Veranstaltung „Parliamo di Heimat - Was ist das?“ auch gestellt. Der Kulturverein Diverkstatt und das Jugend- und Kulturzentrum UFO in Bruneck haben am vergangenen Dienstag gemeinsam einen spannenden Diskussionsabend veranstaltet. Die Gäste: der Journalist und Historiker Christoph Franceschini, der Politikwissenschaftler Stefano Fait, die Studentin und Aktivistin Anna Gius und der Vorsitzende des Brunecker Beirates für Integration und Migration, Leon Pergjoka. Die Diskussion wurde von Markus Lobis moderiert.

Das Thema des Abends, der Begriff Heimat, wurde vielseitig beleuchtet. Am Anfang wurden dem Publikum eine Menge Denkanstöße geboten und so entstand ein spannender Austausch und Bericht über das subjektive und kollektive Verständnis und den Gebrauch des Begriffs Heimat.

Im Laufe des Abends wurde eine Menge darüber reflektiert, was Heimat nun eigentlich bedeutet. Die Erzählungen und Beschreibungen, der mehr als hundert Anwesenden gingen dabei in die verschiedensten Richtungen. Heimat habe nämlich keine klare Definition,  sondern sei ein subjektiver Ausdruck eines Gefühls. Heimat könne ein Gefühl der Zugehörigkeit sein,  ein bestimmtes Wohlbefinden oder gar Liebe, Erinnerungen an die Kindheit oder der Wunsch nach Frieden. Der Begriff sei aber auch symbolisch behaftet, zu oft politisch instrumentalisiert und als zu patriotisch verstanden. Heimat sei nicht territorial begrenzt, sollte das auch nicht sein. Die meisten beschrieben ein familiäres und fast schon intimes Verständnis des Begriffs.

Der gemeinsame Nenner, der sich im Verlauf der Diskussion herauskristallisierte: Heimat kann eigentlich nur als subjektiver Begriff dienen, der keinem angehört und niemanden beschreibt.

Genau das ist auch der Hintergrund für die Idee zur Veranstaltung. Der Kulturverein Diverkstatt hat sich im Hinblick auf den Unabhängigkeitstag in Bruneck, der am vergangenen Samstag sattgefunden hat, einige Gedanken zum Begriff Heimat gemacht und ist dabei auf viele Fragen gestoßen. Eines ist bei diesem Abend klar geworden: Heimat ist kein Begriff, der nur einem bestimmten politischen Akteur überlassen werden sollte. Heimat ist ein Begriff, der für politische Zwecke ausgenutzt wird, um so einige aus dieser auszuschließen, und deshalb war die Veranstaltung ein erfolgreicher Versuch, diesen Begriff zurückzuholen und für alle zu öffnen, in Richtung eines Südtirols des dritten Jahrtausends

 

Die gebürtige Bruneckerin Katharina Kammerer studiert Publizistik in Wien und ist seit Kurzem Mitglied des Kulturvereins Diverkstatt. Sie war bereits Vorsitzende der Südtiroler HochschülerInnenschaft sh.asus in Wien und saß am vergangenen Dienstag, 10. Mai, im Publikum der Diskussionsveranstaltung „Parliamo di Heimat - Was ist das?“.

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Salto User
Sepp.Bacher Di., 17.05.2016 - 13:57

Wie erinner ich mich den Begriff Heimat in meiner Kindheit im Passeier?: "A Huamat hobn" heiß einen Hof besitzen. Einkleiner Hof war "a Huamatl". Dann war die Huamat das Zuhause, auch für nicht Bauern: huam gien, drhuam bleiben, dr Tate isch e nia drhuam, usw. Weiter war die Heimat das Dorf "Sonkt Liarnd" oder das Tal, s´Pseier, oder das Land Südtirol. Für andere auch noch das Vaterland/die Nation (Heimatland) Österreich, Italien usw.
Andere die nicht so an der Scholle hängen oder verwurzelt sind, ist Heimat dort, wo man die selbe Sprache spricht, wo auch die Familie lebt oder wo man sich das eigene "Zu-Hause" geschaffen hat. Haben Nomadenvölker eine Heimat? Die Herde, die Karawane, das Zelt oder die Jurte und vor allem die Sippe?

Di., 17.05.2016 - 13:57 Permalink