Politik | Bundespräsidentenwahl in Österreich

Hofer und die Frauen

Die FPÖ ist eine Männerpartei. Die Panikmache wegen sexueller Übergriffen durch Migranten nützt der Partei, offenbar aber nicht bei Frauen. Nur scheinbar ein Widerspruch.
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„Kein Wunder, dass sich Hofer weigert, in der österreichischen Nationalhymne auch die Töchter des Landes zu besingen, denn diese versauen der FPÖ schließlich jeden Wahlsieg“. Dieser Witz kursierte in sozialen Medien kurz nachdem bekannt wurde, dass der freiheitliche Kandidat Norbert Hofer am vergangenen Wochenende die österreichische Bundespräsidentenwahl knapp gegen den Ex-Chef der Grünen Alexander Van der Bellen verloren hatte.

Tatsächlich waren es die Wählerinnen die den Sieg des Rechtsaußen-Politikers vereitelt haben. Laut dem Institut SORA haben 60 Prozent der Männer für Norbert Hofer gestimmt. Bei den Frauen war es genau umgekehrt, 60 Prozent stimmten für Van der Bellen, nur 40 Prozent für Hofer.

Das mag auf den ersten Blick verwundern, denn die FPÖ schürt seit Monaten erfolgreich die Hysterie über sexuelle Übergriffe von Migranten auf Frauen. Auch Norbert Hofer forderte in seine Wahlkampf immer wieder mehr Sicherheit, „damit sich die Frauen nachts wieder auf die Straße wagen können“. Von jedem Vorfall sexueller Gewalt, bei der Asylwerber beteiligt sind, profitierte die FPÖ, die in Umfragen längst stärkste Partei ist. Neben den realen Vorfälle wurden in sozialen Netzwerken von der rechten Szene Falschmeldungen lanciert und hochgespielt. Diese Angstmache funktioniert, nur offenbar deutlich weniger bei Frauen als bei Männer. Absurd? 

Offensichtlich durchschaut die Mehrheit der Österreicherinnen sehr gut, dass die Partei ein zutiefst frauenfeindliches reaktionäres Weltbild vetritt und ihr Sicherheitskampagne Frauen nur für eine xenophobe Hetze gegen - in der ersten Linie islamische  - Immigranten instrumentalisiert. Die Frauen werden darin als Objekt dragestellt, quasi als Besitztum des Mannes, das es gegenüber die Einwanderer zu verteidigen gilt. „Finger weg. Unsere Frauen sind kein Freiwild“ forderte der Ring freiheitlicher Studenten Steiermark auf einem Plakat und lieferte darunter gleich auch die arabische Übersetzung, damit kein Zweifel besteht, wer damit gemeint sein könnte. Auf dem Plakat sind vier Frauen im Dirndl zu sehen, die abwehrende Handbewegungen machen. Müsste es im Text dann nicht eigentlich heißen: „Finger weg. WIR sind kein Freiwild“? Angesprochen werden aber bewusst nur Männer, die „unsere Frauen“ schützen wollen. 

Im Extremfall gehören zu „unseren Frauen“ nur die weiblichen Vertreterinnen des eigenen politischen Lagers. Denn nach der Wahlniederlage gingen FPÖ-Anhänger in dieser dieser völlig verqueren frauenfeindlichen Logik sogar soweit und forderten in Kommentaren in sozialen Medien die Vergewaltigung der Van der Bellen-Wählerinnen, also defacto von 60 Prozent der Österreicherinnen: „Die weiblichen Van der Bellen-Wähler sollen sich gefälligst von Asylanten vergewaltigen und erschlagen lassen und nicht jammern!!!!“ heißt es in einem der vielen Postings.

Diese frauenverachtende Weltsicht, in der sexuelle Gewalt für politische Konflikte instrumentalisiert wird, erinnert an die Logik der weiterverbreiteten Kriegsverbrechen: Die männlichen Gegner werden dadurch gezielt gedemütigt und angegriffen, dass ihre Frauen vergewaltigt werden. Die sind nur Werkzeug in einem grausamen Krieg der Männer. 

Wenig attraktiv für weibliche Wähler macht sie die FPÖ wohl auch durch das höchst antiquierte Rollenbild der Frau, das sie vertritt. Zahlrieche frauenfeindliche Aussgaen von FPÖ-Politikern sind verbrieft. Bei sexuellen Übergriffen durch Inländer gibt sich dir Rechtspartei traditionell großzügiger. Sie stimmte gegen die zu Jahresbeginn in-Kraft-getretene Verschärfung der Gsetze gegen sexuelle Belästigung. Das Po-Grabschen dürfe nicht kriminalisiert werden, so die Partei. Auch personell wird die Partei von Männern dominiert, in Spitzenposition gibt es keine einzige Frau in der FPÖ. Die 2011 geltende österreichische Nationalhymne, in der in der Textzeile „Heimat bist du großer Söhne“ der Zusatz „Töchter“ hinzugefügt wurde, weigert sich Hofer, der nur dank einer hauchdünnen Mehrheit von 4.000 Stimmen heute nicht Bundespräsident ist, zu singen. Er wolle die Hymne lieber so singen, wie es seine Mutter und Großmutter getan hat, erklärte er. Kein Wunder, dass die Töchter Österreichs ihm mehrheitlich ihre Stimme verwehrt haben.

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Alfonse Zanardi Mi., 25.05.2016 - 13:34

Interessanter Beitrag der wichtige Infos beinhaltet:
Die FPÖ wird in der Tat von Männern gewählt, überspitzt formuliert vor allem von 18 - 35jährigen zornigen Männern die am Land leben.
Und möglicherweise werden gerade diese auch von der "Schütz' unsere Frau"-Rhetorik angesprochen in dem natürlich inversen Sinne dass die Angst durch Konkurrenz von jungen männlichen Flüchtlingen angesprochen wird, wie es glaube ich Menasse sinngemäß meinte.
Eine Angst die übrigens nur dort vorherrscht, wo sie ohne Objekt ist: am Land.
Denn in den Städten, wo die Flüchtlinge leben, hat Hofer nur zwischen 30% und 40% bekommen.

Mi., 25.05.2016 - 13:34 Permalink
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gorgias Sa., 28.05.2016 - 12:02

Die Frage ist ob die FPÖ hier gar nicht so unrecht hat mit der Dynamik die hinter den Angriffen von Köln liegen.
Werden in vielen Länder Frauen die ohne männliche Begleitung unterwegs sind und sich freier Kleiden als ohne Ehre angesehen und als als Freiwild betrachtet.
Auch zeigt sich hier ein Muster der eine abgemilderte Variante ist von Massenvergewaltigung der Frauen des Gegners in Kriegssituationen um ihn zu Demütigungen.
Man sollte sich Fragen was diese Menschen aus fremden Kulturen motiviert solche koordinierten Aktionen durchzuführen und konkrete Maßnahmen dagegen setzen.
Auf alle Fälle sollte man das Thema nicht zudecken oder beschwichtigen. Und schon gar nicht der FPÖ überlassen.

Sa., 28.05.2016 - 12:02 Permalink
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Fanny Zwerger Sa., 28.05.2016 - 23:17

Antwort auf von gorgias

Es ist klar, dass jeder sexueller Übergriff auf Frauen nicht tolerierbar ist. Darin sind sich alle einig. Die FPÖ instrumentalisiert das Thema aber ganz klar für eine islamfeindliche Hetze. Interessant ist aber, dass ihre Panikmache die eigentlichen potentiellen Opfern - die Frauen - offenbar weniger verunsichert, als die Männer.

Sa., 28.05.2016 - 23:17 Permalink
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gorgias So., 29.05.2016 - 07:42

Antwort auf von Fanny Zwerger

Von woraus schließen Sie dass das Problem Frauen nicht berührt. Glauben Sie Frauen machen sich in Köln keine Gedanken?
Und unabhängig wie weit das Problem in Köln mehr religiöse oder mehr traditionelle Gründe hat, das Problem ergibt sich durch das Zusammentreffen zweier Kulturen mit unterschiedlichen Verständnis vom Wert des Individuums und der Rolle der Geschlechter. Von diesem Aspekt ablenken zu wollen in dem man auf die Islamfeindlichkeit der FPÖ hinweist ist auch eine Form die Problematik zudecken zu wollen.
Es kann auch sein dass es Frauen gibt die nicht die FPÖ wählen weil sie ihr durchaus berechtigt keine Lösungskompetenz zuweisen, oder auch nur wegen ideologischen Trotz. Doch wenn Frauen erfahren dass etwas ähnliches in ihrer Gegend passiert ist, wachen sie schon auf. Ich hoffe aber, dass sich dann auch andere Parteien der Problematik angenommenen haben.

So., 29.05.2016 - 07:42 Permalink
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gorgias Mo., 30.05.2016 - 13:02

Antwort auf von Fanny Zwerger

Man macht die AfD und die FPÖ gerne lächerlich. Sicherlich ist die Fremdenfeinlichkeit nicht zu übersehen und kritisch zu betrachten, aber Frauen sind verunsichert, sonst wäre das Pfefferspray nicht eine zeitlang ausverkauft gewesen wie Jan Fleischhauer auf Spiegel Online sagte: http://m.spiegel.de/politik/deutschland/a-1094800.html
Nachdem ich diesen Artikel gelesen habe finde ich sollte man nicht jene abwerten weil diese sich gegen Gepflogenheiten aus fremden unterentwickelten Kulturen wehren. Den Frauen auf dem Tachia Platz in Ägypten ging es kaum anders.
Und lieber überlegen ob man weiter durch die konfliktscheue Erziehung die weitere Verschwulung und Vermemmung unserer Kinder vorantreiben will.

Mo., 30.05.2016 - 13:02 Permalink
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Waltraud Astner Sa., 28.05.2016 - 16:05

Wie viele Frauen haben sich insgesamt an der Bundespräsidentenwahl beteiligt? Wäre interessant zu wissen, sowohl was den 1. als auch was den 2. Wahlgang betrifft. Vielleicht könnten Sie uns aufklären Frau Zwerger.

Sa., 28.05.2016 - 16:05 Permalink
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Alfonse Zanardi So., 29.05.2016 - 09:30

Antwort auf von Waltraud Astner

Im 2. Wahlgang beteiligten sich 73% der wahlberechtigten Männer und 71% der Frauen (Quelle: Kleine Zeitung).
Insgesamt gibt es bei den Wahlberechtigten wie üblich einen leichten Frauenüberhang von 52%.
60% der Frauen wählten VDB, einen gleicher Anteil der Männer Hofer.

http://www.kleinezeitung.at/s/politik/bundespraesident/4994016/HofburgW…

So., 29.05.2016 - 09:30 Permalink