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“Sexbasar eines linken Idioten”

Mit einem fiktiven Aufruf suchte Armin Mutschlechner Partnerinnen für Asylbewerber. Die Reaktionen haben ihn geschockt: “Nicht mit so viel Menschenverachtung gerechnet.”

Wäre es der 1. April gewesen, die meisten hätten es wohl als Scherz abgetan. Doch Armin Mutschlechner wählt den 23. Juni, um einen Aufruf zu starten, der im ganzen Land für Empörung und hässlichen Reaktionen sorgen wird. Zwei Tage später wird Mutschlechner seine Suche nach Partnerinnen für Asylbewerber als “Experiment” entlarven. Doch das, was sich in den zwei Tagen vor allem virtuell abspielt, muss erst verdaut werden. Und gibt zu denken.


Sozialer Shitstorm

Unter dem Titel “Gesucht und g’funden” veröffentlicht der Jugend- und Kulturarbeiter und Aktionskünstler, der sich auch als Aktivist für Flüchtlinge einsetzt, am vergangenen Donnerstag folgende Zeilen auf seinem Blog: “Frauen die mit Asylwerbern in Beziehung treten, Gespräche, Zärtlichkeiten oder Sex haben möchte, können sich bei mir melden. Alter und Aussehen egal, es geht um das Zwischenmenschliche. Ich stelle die Kontakte her. Aber Achtung: Mein Aufruf hat nichts mit einer Partneragentur am Hut, noch geht es ums Geld oder Prostitution. Er zielt darauf ab menschliche Bedürfnisse zu befriedigen, die wir alle brauchen. Es ist ein Versuch von dem ich nicht weiß was an Rückmeldungen kommt, und was sich daraus für Folgen für den einzelnen ergeben. Bitte teilt diesen Aufruf. Danke!"

Frauen die mit Asylwerbern in Beziehung treten, Gespräche, Zärtlichkeiten oder Sex haben möchte, können sich bei mir melden.
(Armin Mutschlechner in einem Blogeintrag am 23. Juni)

Über Facebook verbreitet sich der Blogeintrag in Windeseile, wird in diversen Foren heftig kommentiert, Mutschlechner selbst teilt ihn auf seinem Profil. Die Diskussionen unter den Facebook-Posts arten teilweise aus. Auch ein Interview, das die Tageszeitung am 24. Juni mit dem Jugend- und Kulturarbeiter veröffentlicht und einen Tag später online stellt, wird unzähligen Hasskommentaren gegen Flüchtlinge, aber vor allem gegen den Autor, dem unter anderem “Zuhälterei” vorgeworfen wird, überflutet.

Neben den vielen beleidigenden Kommentare finden sich auch einige, die dagegenhalten, wie dieser Facebook-Eintrag beweist: “Was genau ist das Skandalöse an der Geschichte im Zeitalter von Singlebörsen & Onlinedating ecc.? Sicher, man hätte es anders verpacken können (...), aber hätte es am Shitstorm hier und anderswo wirklich was geändert? Das bezweifle ich...”


“Sexbasar eines linken Idioten”

Den Höhepunkt erreicht die Debatte am Montag (27. Juni) Morgen, als sich mit Ulli Mair eine politische Volksvertreterin einschaltet. Die Freiheitliche Landtagsabgeordnete nutzt die Gunst der Stunde, übernimmt zum Großteil die wirre Rhetorik der Kommentare aus den sozialen Netzwerken und greift Armin Mutschlechner scharf an: “Dieser linke Kulturenkuppler stellt also einen Kontakt her zwischen notgeilen, aus frauenverachtenden Systemen stammenden Männern und jungen Südtiroler Frauen, die, wie wir anhand unzähliger Beispiele aus anderen Ländern wissen, sich der ‘Ficki-Ficki-Kultur’ vielfach gutmenschenverstrahlt, naiv und lebensunerfahren annähern.”

Gutmensch Mutschlechner veranstaltet ein Sex-Casting und vermittelt dann Südtirolerinnen, die für die soziale Sache die Beine breit machen sollen.
(Ulli Mair)


Mission erfüllt?

Während Ulli Mair am Montag noch über den “Sexbasar eines linken Idioten” verbal drüberfährt und eine elf Fragen umfassende Landtagsanfrage einreicht, hat Mutschlechner selbst den Aufruf, Frauen, die an einem Kontakt mit Asylbewerbern in Südtirol interessiert seien, mögen sich bei ihm melden, bereits von seinem Blog gelöscht. Es habe sich um einen “fiktiven Aufruf” gehandelt, klärt der Jugend- und Kulturarbeiter auf. Seine Absicht war es, herauszufinden, “was in den sozialen Medien an Reaktionen zurückkommt”. Zwei Tage haben ihm gereicht, am 25. Juni bricht Mutschlechner sein Experiment ab, “da ich nicht mit so viel menschenverachtender Scheiße was die Terminologie anbelangt und persönlichen Drohungen gerechnet hätte”.


Einer der Kommentare, den Armin Mutchlechner festgehalten hat.

Weniger als die Angriffe gegen seine Person haben ihm der offene Rassismus und Sexismus zu denken gegeben, den er in 48 Stunden aufgedeckt und dokumentiert hat: “Es ist kaum zu ertragen, auf welchem Bildungsniveau manche Zeitgenossen sind, die Frauenfeindlichkeit ins Feld geführt haben”, so Mutschlechner. Und fügt lakonisch hinzu: “Danke allen, die an der empirischen Studie mit ihrer Wortspende teilgenommen haben.”

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Mensch Ärgerdi… Mo., 27.06.2016 - 14:56

Ich hab den Eindruck als wäre Mutschlechner geradezu davon besessen jeden unter die Nase zu reiben wie viele böse Rechte es bei uns gibt.
Die Anspielung auf die vielen Gläser die ein Einheimischer braucht um eine Frau anzusprechen, hat man wohl beim schreiben dieses Artikels übersehen.

Mo., 27.06.2016 - 14:56 Permalink
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Valentino Liberto Mo., 27.06.2016 - 17:20

Aldilà delle becere reazioni online, trovo comunque abbastanza discutibile che Mutschlechner abbia ritenuto di dover esporre un argomento tanto delicato quanto importante - cioé quello della frustrazione emotiva e sessuale dei migranti - a un "esperimento" del genere. Non che l'annuncio fosse migliore (se davvero ci fosse un'idea di questo tipo, non sarebbe certo necessario pubblicizzarla in tal modo, in fondo si tratta "solo" di far incontrare delle persone), ma avrei quasi preferito fosse autentico. Armin fa un grandissimo lavoro, e sa bene che in futuro dovremo affrontare cambiamenti epocali nel modo di concepire le nostre culture. Ci sono argomenti "moralmente" sensibili per le nostre stesse società; già è difficile p.es. far passare l'idea che dei "nostri" detenuti possano avere un diritto all'affetto e all'amore anche sessuale in carcere. Non sarebbe male tematizzare tutto ciò un po' meglio e con più cautela.

Mo., 27.06.2016 - 17:20 Permalink
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Sepp.Bacher Di., 28.06.2016 - 11:03

Antwort auf von Valentino Liberto

Sicher hat jeder Bedürfnisse, auch Schwarz-Afrikaner. Ich glaube aber, dass Männer - sei es bei uns oder in anderen Kulturen - oft auch lange Fasen ohne Sex überbrücken und leben können. Es gibt auch jene, die ohne auskommen; in manchen muslimischen Kulturen dürfen sie bis zur Heirat keinen Sex haben; und sie lernen damit um zu gehen. Ich kenne einige Zuwanderer; ich habe nie klagen hören; ich wurde auch nie um Vermittlungshilfe gebeten. Zwei Bekannte asiatischer Herkunft sind irgend man in ihr Land gefahren, haben dort eine Frau geheiratet und haben dann um die Familienzusammenführung angesucht. Nach etwa einem Jahr hatten sie eine eigene Frau aus ihrer eigenen Kultur.
Ich kenne auch zwei Schwarz-Afrikaner; einer ist schon über zehn Jahre hier. Nach dem, was ich mitgekriegt habe, ist für ihn eine Partnerin oder Sex kein zentrales Thema, er spricht aber auch von sich aus nicht darüber. Ähnlich beobachte ich es bei einem weiteren, der inzwischen etwa fünf Jahre hier ist. Ich glaube, das Bild vom notgeilen Neger mit dem großen langen Schwanz, entspringt einer Phantasie genährt von archetypischen tiefenpsychologischen Symbolen; hat mit der Realität glaube ich aber wenig zu tun. Ich habe auch noch nie gesehen, dass schwarze Männer auf der Straße Frauen angemacht oder belästigt haben. Helfer projizieren oft ihre Bedürfnis oder unser Weltbild - bei dem Sex eine so dominante Rolle spielt - auf die Zuwanderer und möchte ihnen die Wünsche von den Augen ablesen und unmittelbar erfüllen.

Di., 28.06.2016 - 11:03 Permalink
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Robert Tam... Di., 28.06.2016 - 09:43

Ich glaube Armin Mutschlechners Aussage, dass es ein "fiktiver Aufruf", eine "empirische Studie" sein soll, nicht im Mindesten. Dem Kerl ist erst im Nachhinein bewusst geworden, was für einen Käse er da verzapft hat und sucht nun dringend nach einer Schutzbehauptung.

Wäre es wirklich, ein "fiktiver Aufruf", hätte er ganz einfach vor der Aktion eine schriftliche Erklärung bei einem Notar hinterlegt. Dem ist aber nicht so, ergo nur eine Ausrede.

Di., 28.06.2016 - 09:43 Permalink