Gesellschaft | im Stocken

Schleierhafter Bonus

Ab 15. September sollten Jugendliche, die heuer 18 werden, auf den Kulturbonus von 500 Euro zugreifen können. Doch noch herrscht Ratlosigkeit – zumindest in Südtirol.

Auch nach mehrmaligen Versuchen tut sich auf der Webseite www.18app.it am Donnerstag Vormittag nichts. Dasselbe Bild auf www.diciottapp.it – die Seite bleibt weiß und lädt nicht. Dabei sollte am 15. September alles bereit sein. Ab heute können alle, die heuer volljährig werden, auf den Kulturbonus, den die Regierung Renzi im Vorjahr eingeführt hat, zugreifen. Theoretisch. Denn der Start gestaltet sich mehr als holprig. Und in Südtirol herrscht hörbare Skepsis. “Wir wollten eigentlich zum Start der Initiative am heutigen 15. September eine Pressemitteilung versenden. Darin sollte erklärt werden, wie auf den Bonus zugegriffen werden kann”, heißt es aus dem Mitarbeiterstab von Bildungs- und Kulturlandesrat Philipp Achammer. Doch damit will man nun vorerst warten. Denn abgesehen von der Tatsache, dass das Portal nicht zu funktionieren scheint, hat es aus Rom keinerlei offizielle Informationen zum Start der Initiative gegeben. “Absolut unverständlich”, so die Reaktion im Kulturressort.


500 Euro für Kultur

Der Kulturbonus für Volljährige ist im Sicherheitspakt enthalten, den die Regierung von Matteo Renzi infolge der Attentate von Paris am 13. November 2015 beschlossen hat. 500 Euro gibt es für über 570.000 Jugendliche, die 1998 geboren sind, sprich im Jahr 2016 ihren 18. Geburtstag feiern – ausländische Staatsbürger inklusive. Bis Ende 2017 haben die Jugendlichen Zeit, die 500 Euro für kulturelle Güter und Dienstleistungen auszugeben: Bücher, Theater, Ausstellungen, Konzerte, Kino u.a. Rund 290 Millionen Euro kostet die Initiative, die vom Ministerpräsidenten höchstpersönlich vorangebracht wurde.


Groß angekündigt im vergangenen Jahr: Der 500-Euro-Bonus ist im Sicherheitspakt der Regierung von Ende 2015 enthalten.

Um auf die 500 Euro zugreifen zu können, ist es zunächst notwendig, eine Art digitale Identitätskarte zu erstellen. Dazu muss ein Spid generiert werden. Spid steht für “Sistema pubblico per la gestione dell’identità digitale” und ermöglicht es dem Staat, den Benutzer zu identifizieren. Möglich ist die Erstellung seiner digitalen Identität über einen der folgenden fünf Internet Provider: jenem der italienischen Post, jenem von Aruba, Tim, Infocert oder Sielte.

Ist der Spid einmal erstellt, kann man sich damit auf den Seiten www.18app.it beziehungsweise www.diciottapp.it registrieren. Auch ist es möglich, die entsprechende App auf das Smartphone oder das Tablet herunterzuladen. Nach erfolgter Registrierung hat man schließlich Zugriff auf all die kulturellen Angebote, die mit den 500 Euro über einen Gutschein-Code erstanden werden können.


Keine Auskunft

So weit, so gut. Wie das Ganze in Südtirol funktionieren soll – etwa ob es eine deutschsprachige Version des Portals 18app.it geben wird –, ist jedoch ein Rätsel. Selbst im Kulturressort. Angesichts der fehlenden Auskünfte aus Rom ist man dort ratlos: “Wir können uns nicht erklären, warum wir keine offiziellen Informationen bekommen haben. Und das Portal scheint auch gar nicht zu funktionieren.”

Partenza fantasma per il bonus da 500 euro per i 18enni. In rete non c’è traccia dei siti dedicati”, berichtet auch LaStampa am Donnerstag auf ihrer Homepage. Und berichtet davon, dass zahlreiche Anfragen in der Redaktion eingegangen seien, wie das mit dem Kulturbonus nun funktioniere. Die Regierung hüllt sich auch nach Anfrage vonseiten der Journalisten in Schweigen, schreibt LaStampa.

Darüber hinaus steht ebensowenig fest, welche Dienste und Güter tatsächlich angeboten werden – das hängt von den betroffenen Kultur-Anbietern wie Buchhandlungen, Museen, Theatereinrichtungen, Kinos usw. ab. Diese können nach und nach ihre Angebote auf der Webseite einfügen. Wer von den Südtiroler Kulturschaffenden bei der Initiative mit dabei ist, kann zum heutigen Tag nicht gesagt werden. “Die Anbieter wurden direkt vom zuständigen Ministerium in Rom kontaktiert, wir haben darüber keinerlei Informationen”, teilt das Büro von Landesrat Achammer mit. Es heißt also weiter warten – auch am Donnerstag Mittag.