Das Ende einer Leidensgeschichte?
„Endlich ist es soweit“. Mit diesen Worten begann Deutschnofens Bürgermeister Christian Gallmetzer das Event zur Eröffnung des neuen „PoP’s“, ein Glasfaserknotenpunkt. Nun hat auch Deutschnofen Zugang zum viel gepriesenen Glasfasernetz. Doch der Weg dahin war steinig.
Was bisher geschah
Im Jahre 2006 fand die erste Ausschreibung zur Internetabdeckung der Gemeinden statt. Ausgeschrieben wurde dies von der Provinz. Der jetzige Landeshauptmann ist der Meinung, dass dieser Schritt notwendig war, da die Landesregierung „nicht wollte und jetzt auch nicht will, dass sich Kategorie A, B und C bei den Bürgern bildet. Dies ist ein zwangsläufiges Resultat, wenn man so eine Sache dem Markt überlässt. Deshalb war es notwendig, dass die öffentliche Hand da eingreift.“
Bei dieser ersten Ausschreibung waren 14 Gemeinden dabei, darunter auch die Gemeinde Deutschnofen. Neben den beiden Südtiroler Provider Raiffeisen Online und Brennercom beteiligte sich auch eine Mailänder Firma mit dem Namen Linkem. Das 2001 gegründete Unternehmen, welche ihren Sitz mittlerweile in Rom hat, unterbot das Angebot der beiden Südtiroler Provider deutlich und gewann die Ausschreibung. Doch bessern sollte sich die Situation noch lange nicht.
Linkem errichtete ein HiperLAN (Internet über Funk), sie war als Übergangslösung bis zu Glasfaser gedacht. Doch die Netzabdeckung war lückenhaft, angebotenen Profile von Downloadraten wurden oft nicht eingehalten und es häuften sich die Beschwerden der Bürger. Fun Fact: Bis vor kurzem existierte auf dem Deutschnofner Festplatz noch ein nicht funktionierendes WLAN-Netzwerk der Linkem, welches wohl noch ein Überbleibsel vergangener Zeiten war. Nach einiger Zeit gingen so viele Beschwerden ein, dass die Provinz 2007 eine zweite Ausschreibung beschloss. Diese gewann eine ATI (assocazione temporanea d’impresa, ein zeitlich begrenzter Zusammenschluss von mehreren Firmen) bestehend aus der Brennercom, Raiffeisen Online und RUN. Das Projekt BB44 war geboren. Der Name rührt daher, da bei dieser Ausschreibung 44 weitere Gemeinden dazukamen. Brennercom übernahm den Ausbau des Netzwerkes, ROL die Kundenbetreuung und RUN Management und die Überwachung. Die Ausschreibungssumme belief sich auf 6,9 Millionen Euro. Ziel des BB44 laut dem damaligen IT-Landesrat Hans Berger war es, bis 2009 alle Südtiroler Betriebe mit mehr als drei Mitarbeitern, 95 Prozent der Betriebe mit drei oder weniger Mitarbeiter sowie 90 Prozent der Bevölkerung mit einem Breitbandanschluss (mindestens ADSL) zu versorgen.
Seit 2007 dabei: Raiffeisen Online-Direktor Peter Nagler und Brennercom-Geschäftsführer Karl Manfredi
Im März 2008 kam dann die dritte Auschreibung, in der weitere 13 Gemeinden und 5 Ortsteile in das Projekt BB44 aufgenommen wurden. Bei dieser Ausschreibung unterbreitete kein anderes Unternehmen mehr ein Angebot.
Doch was passierte in dieser Zeit in Deutschnofen? Die Antwort ist simpel: nichts. Die immerhin ca. 3.800 Kopf starke Gemeinde war ohne einer brauchbaren Internetleitung. UMTS-Sticks prägten den Internetalltag der Regglberger. Die Gemeinde war aber „dank“ der Firma Linkem ja offiziell abgedeckt.
Bis 2012 sollte sich nichts an der Situation ändern. Dann präsentierte die Gemeinde den Masterplan und man begann mit den Bauarbeiten. Durch das Brantental wurde schließlich der Glasfaserkabel bis zur ersten Verteilerstelle der Telekom in Maarhof gezogen.
Die aktuelle Situation
Im Laufe des letzten Jahres wurde im Gemeindegebäude ein zweiter PoP errichtet. Dieser wurde gestern eingeweiht. An diesem Knotenpunkt werden vor allem die Betriebe und Firmen in der Deutschnofner Handwerkerzone angeschlossen. Vizebürgermeisterin Ursula Thaler berichtet im Gespräch mit salto.bz, dass die Betriebe in der Handwerkerzone direkt mit Glasfaserkabel mit dem Hauptnetz verbunden sind.
Landeshauptmann Arno Kompatscher nimmt mit IT-Landesrätin Waltraud Deeg, ROL-Direktor Peter Nagler und Brennercom-Geschäftsführer Karl Manfredi die erste Firma symbolisch ans Netz.
Und hier liegt der Hund begraben. Die Glasfaserkabel sind zwar wie von der Provinz vorgesehen bis zu den Knotenpunkten verlegt worden, doch vom Knotenpunkt laufen normale Telefonleitungen in die Wohnungen, im Gegensatz zu den Firmen in der Handwerkerzone. Um die Glasfaserleitung voll ausschöpfen zu können, müsste jeder Haushalt direkt mit Glasfaser angeschlossen werden. Dies wäre dann Aufgabe der Gemeinde.
Hier kann man also von einem modernen ADSL-Anschluss sprechen, aber keineswegs von „Glasfaser-Internet“.
Der Unterschied liegt neben der Geschwindigkeit in der Übertragung. Laut Experten nimmt bei Glasfaser die Qualität des Signals auch bei zunehmender Leitungslänge nicht ab. Bei ADSL hingegen kommt es zu elektromagnetischen Störeinstreuungen, vor allem ab der kritischen Länge von drei Kilometern.
Trotz dieser Fakten und der langen Odyssee kann man sich in Deutschnofen nach geschlagenen 10 Jahren endlich über ein durchaus passables, im Falle der Handwerkerzone sogar großartiges Internet freuen. Verdient hätte es sich die Gemeinde ja bereits 2006, als sie als eine der Ersten an diesem Großprojekt der Provinz teilnahm.
Hallo Frau Elsler,
Hallo Frau Elsler,
kleine Namenskorrektur in einem ansonsten einwandfreien Artikel: Die korrekte Firmenbezeichnung ist RUN (Raising Unified Network AG).
Antwort auf Hallo Frau Elsler, von Christoph Moar
Hallo Herr Moar,
Hallo Herr Moar,
vielen Dank, dieser Fehler ist mir wohl entgangen...