Pius Leitner ist geradlinig. „Ich wurde eingeladen und ich fahre am Samstag als Privatperson auch hin“, sagt der Freiheitliche Landtagsabgeordnete. Und weiter: „Ich möchte mir das anschauen.“
Den Vorwurf, dass es sich bei dem Treffen um ein Hochamt der europäischen Rechtsextremen handelt, will der Südtiroler Landtagsabgeordnete nicht gelten lassen: „Das sind die üblichen Klischees“, meint Leitner, „sicher sind Eu-kritische Kräfte dabei und auch die Identitären, aber ich gehe davon aus, dass alles im absolut demokratischen Rahmen bleibt.“
Doch genau das sehen viele anders. In Linz werden seit Tagen Flugblätter verteilt und Plakate geklebt. „Wir protestieren gegen rechte Hetze!“ oder „Kein Platz für FPÖ, AfD und Identitäre!“ steht darauf. Für Samstag wird eine Gegenkundgebung organisiert.
Vertreter des „Mauthausen Komitee“ einer internationalen Organisation der der NS-Opfer haben an den oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer appelliert, die öffentlichen Säle nicht für die Veranstaltung zu vermieten. Der ÖVP-Politiker hat inzwischen den Verfassungsschutz prüfen lassen, ob er die Veranstaltung verbieten kann.
Dabei ist Pius Leitner bei weitem nicht der einzige Südtiroler Teilnehmer auf dem umstrittenen Kongress an kommenden Samstag.
Rechte Leistungsschau
Am Samstag, den 29. Oktober geht in den Linzer Redoutensälen ein Kongress mit dem Titel „Verteidiger Europas“ über die Bühne.
Der Vorstellungstext auf der Homepage der Veranstalter macht deutlich um was es bei dieser samstäglichen Kirmes in Linz geht:
„Der erste österreichische Kongress gegen die ethnokulturelle Verdrängung der europäischen Völker. Eine Leistungsschau der patriotischen, identitären und konservativen Arbeit im publizistischen, kulturschaffenden sowie politischen Bereich. Als Verteidiger Europas machen wir uns gemeinsam auf, unsere Völker, Traditionen und Werte zu beschützen.“
Als Referenten treten neben dem Generalsekretär der FPÖ, Herbert Kickl, etwa der Chemnitzer Publizist Felix Menzel auf. Menzel ist einer der Schlüsselfiguren der deutschen identitären Bewegung und hat in Italien direkte Kontakte zu Casapound.
Dazu kommt der serbische Autor Misa Djurkovic, der in seinen Büchern und Reden die Ansicht vertritt, dass Homosexualität für die Menschheit gefährlich sei und immer etwas mit einer Art von Dekadenz zu tun habe und dass seine Förderung ein übermäßiges Bevölkerungswachstum einschränke.
Der Leipziger Journalist Jürgen Elsässer, Chefredakteur des rechtspopulistischen Magazin Compact, der es innerhalb von 35 Jahren schaffte vom Linksaußen zum Rechtsaußen zu werden. Elsässer machte im vergangenen Jahr Furore als er in seinem Blog die Soldaten der Bundeswehr dazu aufrief, auf eigene Faust die deutschen Grenzen gegen den weiteren Zustrom von illegalen Migranten zu sichern.
Oder sein Kieler Kollege Manuel Ochsenreiter lange Zeit Chefredakteur der Deutschen Militärzeitung und inzwischen Kopf des „Deutschen Magazins – Zuerst!“. Ebenfalls in Linz am Rednerpult wird Philip Stein zu hören sein. Stein, unter anderem Sprecher der Burschenschaft Germania Marburg, ist Leiter des Projekts „Ein Prozent“. Das Projekt ist ein Gemeinschaftsprodukt der Neuen Rechten aus Deutschland und Österreich und fußt darauf, dass ein Prozent der Bevölkerung gegen die Flüchtlingspolitik aufstehen soll.
Unter den Redner in Linz sind auch die Syrerin Maram Susli, Unterstützerin der syrischen Assad-Regierung und des russischen Präsidenten Wladimir Putin, sowie die Ungarische Rechtsanwältin Eva-Maria Barki, die als eine Art politische PR-Agentur und Verteidigerin für Victor Orban fungiert.
Das Schaulaufen der rechten, publizistischen Szene scheint durchaus auf Interesse zu stoßen. Denn auf der Homepage der Veranstalter heißt es seit Tagen: „Kongress ausverkauft“.
"Als Verteidiger Europas machen wir uns gemeinsam auf, unsere Völker, Traditionen und Werte zu beschützen.“
Die Veranstalter
Als offizieller Veranstalter des rechten Kongresses scheint das „Europäische Forum Linz“ auf. Im Impressum der Homepage wird der „Verein für Meinungsfreiheit und freie Publizistik“ angeführt. Dieser Verein mit Sitz in Linz gibt auch das rechte Zweimonatsblatt „Info Direkt“ heraus. „Info Direkt“ und die vom ehemaligen dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf ins Leben gerufenen FP-nahen Webplattform „unzensuriert.at“ sind offiziell Partner des Kongresses.
Obmann des ominösen Linzer Vereins ist Karl Winkler, der auch Obmann der „Österreichischen Landsmannschaft – Landesgruppe Oberösterreich.“ ist. Die Landmannschaft hat enge personelle Kontakte zur FPÖ und zur NPD. Hier ist vor allem Helmut Müller hervorzuheben, der bis 2007 die Zeitschrift „Der Eckart“ (früher Eckartbote) leitete und auch die Eckart-Schriften herausgab. Die Zeitschrift „Der Eckart“ ist dann auch einer der offiziellen Aussteller auf dem Linzer Kongress.
Die Österreichischen Landsmannschaft hat auch seit langem direkte Kontakte zur patriotischen Szene in Südtirol. 1998 wurde in Meran einen Schwester-Verein gegründet. Der „Südtiroler Hilfs- und Schulverein“ (SHS). Obmann ist Peter Ploner. Im Umkreis dieses Vereines bewegte sich lange auch der frühere Schützenideologe und Gründer der Südtiroler Freiheitlichen Peter Paul Rainer.
Arbeitskreis Südtirol
Klar ist, dass auch die rechte Südtiroler Szene bei der Verteidigung Europas nicht fehlen darf. So ist einer der offiziellen Aussteller in Linz der „Arbeitskreis Südtirol“.
In der Selbstdarstellung heißt es dazu:
„…ist ein Zusammenschluss verschiedener Südtiroler Interessensvertretungen und Vereine, der sich eigens für das Europäische Forum Linz zusammengefunden hat. Der Arbeitskreis will – über Lager und Vereinsgrenzen hinaus – über die Anliegen der Südtiroler Bevölkerung und deren Möglichkeiten zur Ausübung des Selbstbestimmungsrechts innerhalb des italienischen Staates informieren. Zudem soll im Speziellen über das Südtiroler Brauchtum, Liedgut, usw. informiert werden.“
Wer hinter diesem Arbeitskreis steht, will in der patriotischen Szene anscheinend niemand wissen. „Ich weiß nicht wer das ist“, sagt Sven Knoll, Kopf und Landtagsabgeordneter der Südtiroler Freiheit. Auch der Landeschützenkommandant und Kenner der rechten Szene Elmar Thaler meint: „Dieses Bezeichnung ist mir nicht bekannt“. Beide sagen, dass sie weder zum Kongress nach Linz eingeladen wurden, noch hinfahren werden.
Salurner Wein
Sehr wohl in Linz mit dabei, ist aber ein Schützenkamerad Thalers. Unter den offiziellen Ausstellern in den Redoutensälen befindet sich auch, das „Weingut Ceolan“
Dazu heißt es auf der Homepage:
„…ist eine alteingesessene Kellerei aus Südtirol. Alfred Ceolan gründete 1948 die Kellerei, 1982 übernahm Sohn Walter Ceolan den elterlichen Betrieb, und ab 2004 wurde wieder selbst Wein eingekellert und abgefüllt. Der Vorsatz, keine Kompromisse zu Lasten der Qualität einzugehen, ist bis heute das oberste Gebot des Weinguts. Die eigenen Trauben wachsen auf einer Rebfläche von 2,4 Hektar in einer der besten Lagen des Bozner Unterlandes. Kostproben dieses international begehrten Weins werden im Rahmen des Kongresses ausgeschenkt.“
Walter Ceolan ist Hauptmann der Schützenkompanie Salurn. Erst im Februar hat ihn Elmar Thaler in Meran mit der Verdienstmedaille in Silber geehrt.
Walter Ceolan bewirtschaftet äußerst erfolgreich den „Punkelhof“ in Salurn. Er ist mit Gudrun Sprenger aus Plettenberger in Nordrhein-Westfalen verheiratet. Die Salurner Lehrerin war 2005 in die Schlagzeilen geraten.
In der Operation „Runa“ wurden acht Südtiroler Neonazis verhaftet, die sich zum Südtiroler Kameradschaftsring zusammengeschlossen hatten. Gudrun Sprenger-Ceolan war mit den Verhafteten im engem Kontakt. In abgehörten Telefongesprächen und SMS („Heil und Sieg“) kam heraus, dass die Familie Ceolan nicht nur zu Wintersonnwendfeiern eingeladen wurde, sondern dass die Pädagogin auch zu Hitlers Geburtstag mit Sekt anstieß. Bei einer Hausdurchsuchung in Salurn beschlagnahmte die Polizei einschlägiges rechtsextremistisches Material. Offiziell gehörte es den älteren Kindern.
Das Weingut Ceolan wird den Verteidigern des Abendlandes in Linz sechs Weine anbieten. Neben Chardonnay, Ruländer, Lagrein, Merlot und Cabernet auch einen Wein mit einem bezeichnenden Namen: Thor.
Der gute Pius. Wenn schon das
Der gute Pius. Wenn schon das Ganze so demokratisch und rechtsstaatlich ist, warum fährt er dann als Privatmann hin ? Mit falschem Bart vielleicht ?
"Ceolan" klingt aber nicht
"Ceolan" klingt aber nicht sehr germanisch, ob der Wein trotzdem mundet?