Politik | Twitter

„Account gelöscht“

SVP-Obmann Philipp Achammer hat umgehend auf den von Salto aufgeworfenen Misstand reagiert und seinen Twitter-Account ausschalten lassen. Im Interview erklärt er warum.
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Foto: achammer.com
Salto.bz: Herr Achammer, die Veröffentlichung von SVP-Meldungen im Twitter-Fenster des Landespresseamtes ist doch ein eindeutiger Missbrauch von öffentlichen Mitteln?
 
Philipp Achammer: Natürlich ist das problematisch. Ich möchte aber zuerst erklären, wie es überhaupt zu dieser unguten Situation gekommen ist. Ich habe seit vielen, vielen Jahren einen privaten Twitter-Account, den ich bereits vor meiner Zeit als Landesrat für die Kommunikation politischer Themen benutzt habe. Durchaus auch für Themen die parteipolitischer Natur sind. Zu Beginn dieser Legislatur hat dann das Landespresseamt darum ersucht, diesen Account verlinken zu können, um aktuelle Meldungen anzuzeigen. Um nichts anderes geht es.
 
Dass Werbung für die SVP internen Wahlen auf der Seite des Landespresseamtes erscheint, dürfte aber wohl kaum im institutionellen Sinne sein?
 
Schauen Sie, mir war natürlich bewusst, dass diese Meldungen in meinem Account erscheinen. Dass diese damit aber auch auf der Seite des Presseamtes so herauskommen, war mir nicht bewusst.
 
Sie sagen, Sie haben erst seit der Salto-Berichterstattung mitbekommen, dass diese Nachrichten auf der LPA-Homepage erscheinen?
 
Mir ist in der Vergangenheit schon aufgefallen, dass gewisse Retweets auch in diesem Fenster erscheinen. So habe ich mehrmals schöne Südtirol-Fotos retweetet, die absolut nichts mit der politischen Tätigkeit zu tun haben. Natürlich ist das dann aufgefallen. Und ich wurde von einer Person auch direkt darauf angesprochen. Ich habe mir damals aber keine weiteren Gedanken gemacht.
 
Die Publikation eines schönen Bergfotos dürfte aber etwas anderes sein, als ein SVP-Wahlplakat?
 
Mir ist durchaus klar, dass das nicht geht. Deshalb habe ich im Dienstag Vormittag auch dem Landespresseamt mitgeteilt, meine Account aus dieser Twitterwall sofort entfernen zu lassen. Das ist bereits passiert. Denn ich habe wirklich gar kein Interesse, dass irgend etwas auf einer institutionellen Seite angezeigt wird, das den Eindruck erweckt, ich würde privat einen Nutzen davon haben. Wenn das der Vorwurf ist, dann verzichte ich gerne auf diese Verlinkung.
„Mir ist durchaus klar, dass das nicht geht. Deshalb habe ich im Dienstag Vormittag auch dem Landespresseamt mitgeteilt, meine Account aus dieser Twitterwall sofort entfernen zu lassen. Das ist bereits passiert.“
Verstehen Sie die Kritik?
 
Ich kann diese Kritik natürlich nachvollziehen. Ich muss aber auch dazu sagen, dass wir mit dem Landespresseamt gesprochen haben. Und das LPA hat eine Verpflichtung solche Dinge zu verhindern. Denn sie müssen mir glauben, wirklich niemand hat ein Interesse, dass diese Dinge vermischt werden. So hat man jetzt auch einen Blocker angedacht, der die Parteimeldungen herausfiltert. Technisch soll das aber kaum machbar sein. Deshalb habe ich gesagt: Ich will eine saubere Lösung. Und das ist die Löschung meines Twitter-Accounts auf der Landeshomepage.
 
Die einfachste Lösung wären zwei Accounts. Einer als Landesrat und zweiter als SVP-Obmann.
 
Nein, das tue ich mir sicher nicht an. Denn dann wird die Kommunikation über die verschiedensten Kanäle zu kompliziert und unübersichtlich. Mein Interesse ist mein privater Twitter-Kanal über den ich kommunizieren möchte. Dass das jetzt passiert ist, tut wir wirklich leid. Vor allem dass der Eindruck entstanden ist, dass ich hier etwas drehen wollte oder bewusst Missbrauch betrieben hätte. Das muss ich absolut zurückweisen. Mir war das Ganze einfach nicht so bewusst. Deshalb habe ich heute auch gesagt: Reden wir nicht lange über Blocker herum, sondern schalten wir den Account sofort aus. Denn der Schaden, der durch diese Polemik entsteht, ist für mich weit größere als der Nutzen der Tweets auf der Homepage des Presseamtes.

 

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G G Di., 15.11.2016 - 13:43

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich es wirklich erfreulicher finde3, wenn einem führenden Politiker etwas "einfach nicht so bewusst" war als wenn er "etwas drehen oder bewusst Missbrauch betreiben" hätte wollen.

Die größten Katastrophen der Menschheit waren dadurch möglich, dass Ausmaß und die ganze Dimension zu vielen Menschen in führenden Positionen gar nicht so ganz bewusst waren. Auch in den heutigen Politikerkreisen sehe ich zu wenig Um- und Weitsicht - lokal wie global.

Di., 15.11.2016 - 13:43 Permalink
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gorgias Di., 15.11.2016 - 20:08

Als erstes wurde nicht der Account gelöscht wie es im Titel steht, sondern die Einbindung des Twitter-Accounts von der Seite entfernt. Von einem nativen Internetmedium würde ich mir in diesem Punkt mehr Genauigkeit wünschen.

Des weiteren wäre im Interview auch die Frage angebracht gewesen, wie Landesrat Achammer dazu kommt einen privaten Twitter-Account auf einer institutionellen Seite einzubinden. Sauber ist das von Grund auf nicht. Hier wird eine öffentliche Seite dazu zweckentfremdet, um einen privaten Informationskanal zu fördern, denn die dazugewonnenen Follower werden ihm bleiben und davon wird Achammer persönlich profitieren. Das ist einmal unabhängig zu betrachten, ob es sich bis jetzt nur um Bergfotos, um Parteiwerbung oder das Frühstücksei handelt. Die Parteiwerbung hat dann noch eine zusätzliche Dimension.
Was man aber daraus folgt ist, dass es auch eine unsaubere Lösung wäre, wenn Achammer seinen Twitter-Account inhaltlich filtern würde, wie er es gern tun würde, doch am Ende nur aus technischen Gründen davon abgelassen hat. Denn wie schon gesagt würde er damit seinen privaten Twitter-Account fördern. Warum dann nicht gleich eine private Facebookseite, eine private Emailaddresse, eine privaten Blog oder Internetauftritt und dann noch auch gleich eine private Telefonnummer auf einem öffentlichen Internetauftritt verlinken und einbinden?

Übrigens hat Obama während seiner Amtszeit einen eigenen Twitter-Account benutzt: @potus. Er hat schon angekündigt, dass er bei Amtsübergabe diesen seinen Nachfolger zur Verfügung stellen wird. Das ist die saubere Lösung.

Di., 15.11.2016 - 20:08 Permalink