Politik | Countdown

„Ich mag keine Lügen“

Der Gadertaler Hotelier Michil Costa über sein Nein am 4. Dezember
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Foto: La Perla
„Am liebsten würde ich zu 70% mit Nein stimmen und zu 30% mit Ja. Aber nachdem das nicht geht, entscheide ich mich für das Nein. Meine Gründe? Ich mag keine Lügen, und Lügner mag ich auch nicht.
Mir gefallen die vielen, ausschließlich italienischen Flaggen hinter unserem Premier nicht. Ich bin für Europa, für das Europa, das uns Jahrzehnte ohne Krieg garantiert hat. Das Europa von heute ist so nicht in Ordnung; es muss komplett neu gestaltet werden. Doch sich für ein anderes Europa einsetzen heißt doch nicht, die europäischen Flaggen zu eliminieren und auf den Tisch zu hauen mit Positionen, die mehr Taktik sind als Strategie.
Ich mag Köllensperger, Kronbichler, Di Battista, die für das NEIN sind, alles gute Köpfe, während Salvini bloß ein barbarischer Revolutionär ist. Diese Reform hat für unsere Verfassung Umsturzcharakter. Wir dürfen uns nicht von den SVP veräppeln lassen: Wer mit JA stimmt, ist für die Stärkung der Zentralgewalt auf Kosten der Autonomien; die direkte Beteiligung der Bürger wird nicht erweitert. Im Gegenteil, für Gesetzesvorlagen auf der Basis von Bürgerinitiativen werden dreimal mehr Unterschriften nötig sein – 150.000 statt 50.000! Und doch müssen wir heute die Demokratie bewahren, um morgen garantiert das Recht auf freie Meinungsäußerung zu besitzen. Mir gefallen auch Berlusconi nicht, die Forza-Italia-Leute und all die anderen Trampel, die für das NEIN sind.
„Diese Reform hat für unsere Verfassung Umsturzcharakter.“
„Post truth“, postfaktisch, ist vom Oxford Dictionary zum Wort des Jahres gewählt worden. Das Adjektiv beschreibt eine Situation, in der objektive Fakten auf die öffentliche Meinungsbildung weniger Einfluss haben als emotionale Appelle, „gefühlte Wahrheiten“ und persönliche Überzeugungen. Das Herz hat das Hirn überholt. Sieht aus, als ginge es künftig auch ohne Wahrheit. Wahrheit geht nun mal nicht Hand in Hand mit Lüge. Daher stimme ich mit NEIN“

 

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Aaron Gottardi Di., 22.11.2016 - 21:42

Leider ein oberflächlicher Beitrag. Wo hat Herr Costa seine Argumentation für das Nein versteckt? Ein Bekenntnis zu mehr Europa, freier Meinungsäußerung und zum demokratischen System - selbstverständlich und unbedingt. Was hat das aber konkret mit dem Verfassungsreferendum zu tun? Den wichtigsten Punkt der Reform hat Costa nicht genannt: die Überwindung des perfekten Zweikammernsystems. Ein Schritt, der schon längst überfällig ist.

Di., 22.11.2016 - 21:42 Permalink
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Klaus Egger Di., 22.11.2016 - 22:38

Und wieder könnten wir uns ein "Gefecht" liefern lieber Michil, da wir auch dieses Mal, wie vor einigen Monaten beim Flughafen, genau umgekehrte Prozentzahlen vertreten:-). Nur leider wäre ich dieses Mal sicherlich schlechter vorbereitet. Das Referendum ist echt eine Herausforderung. Und richtig verstehen vermag dieses wohl wirklich nur wenige Menschen. Und somit sind wir wieder nur bei der Möglichkeit Menschen zu vertrauen die es anscheinend besser wissen. Oder andersrum, denn, sorry, auch du sprichst mehr von Mißtrauen, als von Fakten. Ist das sinnvoll? Sind solche Themen wirklich für ein Referendum geeignet???
Und by the way; das "postfaktische" wird schon vom "kontrafaktische" überholt. Was soviel heißt wie: ich such mir die Fakten/Meinungen die mir gefallen. Gegen den Rest bin ich einfach! Na dann, gute Nacht.

Di., 22.11.2016 - 22:38 Permalink
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F. T. Do., 24.11.2016 - 11:14

Ja diese postfaktischen Leute. Sie entscheiden nicht nach Fakten sondern nach Gefühlen. Bis jetzt haben sie an der Autonomie
kein gutes Haar gelassen. Jetzt soll sie unbedingt so bleiben wie sie ist. Dass die Normalregionen an die Kandare genommen
werden ist gut so, denn dann gibt es einige Dutzend grosse Futtertröge weniger wo man sich bedienen kann. Und zum Schluss weigere ich mich einfach mit Figuren wie dem sattsam bekannten Greis Berlusconi, oder Marktschreiern wie Salvini gemeinsame Sache zu machen. Und auch mit den 5 stelle Leuten, die kein Wort sagen dürfen ohne es sich von ihrem Chef, dem Gaukler Grillo, genehmigen zu lassen. Also JA zur Veränderung und Modernisierung, NEIN zum ewigen Stillstand.

Do., 24.11.2016 - 11:14 Permalink
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Lorenz Brugger Do., 24.11.2016 - 12:56

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

das ist pauschalisierend und falsch. Die Verteilung der Kompetenzen wird verlagert. Es stimmt, dass einige wichtige Kompetenzen nach Rom gehen, aber einige bleiben auch bei den Regionen. Italien war immer schon zentralistisch, von daher ist dieser Schritt nachvollziehbar, wenn auch im Detail diskutabel, aber das ist mit Sicherheit kein Punkt, der ein Nein beim Referendum rechtfertigt... weil er nicht so maßgebend ist wie andere Dinge.

Wenn man hier das Prinzip des Zentralstaates in Frage stellt, dann geht das am Thema vorbei, denn es wird nicht darüber abgestimmt, ob Italien eine Bundesrepublik werden soll, sondern ob Italien eine echte parlamentarische Demokratie mit unterschiedlich starken Kammern wird, wie das in Deutschland der Fall ist... und man weiß ja wo Deutschland heute steht ;)

Do., 24.11.2016 - 12:56 Permalink
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Profil für Benutzer Lorenz Brugger
Lorenz Brugger Do., 24.11.2016 - 13:35

Antwort auf von Mensch Ärgerdi…

Wie gesagt, eine Diskussion über die Richtigkeit eines Zentralstaates ist hier fehl am Platz, denn der steht ja nicht zur Wahl. Aber wenn es Sie zufrieden macht: auch ich bin Befürworter einer Bundesrepublik... das ist aber nicht Thema des Referundums...

Italien ist eine PARLAMENTARISCHE Demokratie: alle heutigen parlamentarischen Demokratien zeichnen sich durch eine ungleiche Kompetenzaufteilung der Kammern im Parlament aus so wie z.B. in Deutschland, das ebenfalls eine parlamentarische Demokratie hat, unabhängig davon ob es eine Bundesrepublik ist. Das wollte ich damit sagen und nicht über die "Echtigkeit" ;) einer Demokratie reden.

Do., 24.11.2016 - 13:35 Permalink