Ein Jahr in Schlagzeilen
Den Krieg in Syrien nannte Arno Kompatscher zu allererst als er sich am Mittwoch Vormittag zu den Medienvertretern in den Pressesaal im Palais Widmann gesellte. Dann folgten Schlagworte wie Flüchtlinge, Migration, Brexit, Trump, Verfassungsreferendum, Brenner, Autonomie, Flughafen, Gesundheitsreform. Für den Landeshauptmann sind es diese Themen, die das Jahr 2016 und Südtirol auf die eine oder andere Weise mit geprägt haben.
Wie dem auch sei, Arno Kompatscher gelang es auch ohne Dolomiten-Titel vorzüglich, über Themen, die das Land im auslaufenden Jahr bewegten, zu sprechen: der Brenner und die Flüchtlinge, die Flughafen-Befragung und das Verfassungsreferendum, die Politikerrenten und die Gehälter der Landesregierung, die Gesundheitsreform und die Schließung der Geburtenstation in Sterzing, die Landwirtschaft, die Pestizide und der “Malser Weg”, die Mobilität samt Dolomitenpässe, SAD und Metrobus; und nicht zuletzt der Doping-Skandal mit Hauptprotagonist Alex Schwazer. Durchaus selbstkritisch stellte sich Kompatscher den Bemerkungen der Journalisten, etwa als es um die Frage ging, ob es SVP und Landesregierung nicht geschafft hätten, ihre Positionen und Botschaften der Bevölkerung klar zu vermitteln – Stichwort Sterzinger Geburtenabteilung. “Wir haben es an Klarheit vermissen lassen”, räumt Kompatscher ein und gesteht, dass auch die Volkspartei, wie Parteien im Allgemeinen, “dazu tendiert, auf Stimmenmaximierung aus zu sein”. Persönlich sei er allerdings der Meinung, “dass am Ende die Mutigen und nicht die Zaghaften belohnt werden” und daher “auch bei schlechten Botschaften Klarheit angebracht” sei. Nur so sei es auch möglich, Populisten, die 2016 auf dem Vormarsch waren, zu entzaubern: “Die Institutionen müssen auf die vorherrschende Verunsicherung der Menschen, die zu Angst und Unsicherheit führt, Antworten finden. Und die Medien müssen ihren Teil durch Information beitragen.”
“Meine Vision für Südtirol: verwurzelt in Tradition, aufbauend auf gewachsenen Werten, offen für die Welt, eine Heimat, die nicht ausschließt.”
(Arno Kompatscher)
Doch bevor es wieder zur gewohnten Berichterstattung zurückging, durften die Redakteure – etwas ungewohnt – ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Als es nach dem Jahresrückblick zur Lektüre der Wunsch-Schlagzeilen für 2017 überging, gab es das ein oder andere Schmunzeln im Saal. Neben “Neues Urbanistikgesetz mit 25 Artikeln genehmigt”, “Philipp Achammer ist Mister Südtirol 2017”, “Landeshauptmann schafft Privilegien für Bauern ab” gab es auch ernsthaftere und durchaus realistische Titel zu lesen: “Tram per l’Oltradige, ok della giunta”, “Alle Südtiroler Gemeinden nehmen Flüchtlinge auf, Bozen wird entlastet”, “Polo bibliotecario, partono i lavori” oder “Kein Grenzzaun am Brenner”.
Über eine “Ärzteschwemme statt Ärztemangel” würde Arno Kompatscher 2017 ebenso gerne lesen, gesteht er, wie über den einstimmig genehmigten Grafitti-Workshop am Piffrader-Relief. Dieser Vorschlag, der aus der Kulturredaktion von salto.bz gekommen war, habe ihm besonders gefallen, gestand der Landeshauptmann: “Dieser Titel steht für mich für einen entspannteren Umgang mit unserer Geschichte und ihren Zeugnissen. Einen solchen wünsche auch ich mir, er würde einem Land, in dem sich ständig jemand provoziert fühlt und beleidigt ist, sei der Auslöser nun ein Trikolore oder eine Tracht, gut tun.” Man sei in Südtirol schon einmal “weiter” gewesen wenn es um das friedliche Zusammenleben geht, so Kompatschers Feststellung. In diesem Sinne sprach er am Ende auch seine Wünsche für das kommende Jahr aus: “Ich wünsche mir, dass vieles, was uns heute bedrückt, sich zum besseren wendet. Für Italien wünsche ich mir eine handlungsfähige Regierung; für Südtirol, dass es uns gelingen möge, den Aufschwung dieses Jahres fortzuführen, um unsere sozialpolitischen Aufgaben bestmöglich wahrnehmen zu können und niemanden zurückzulassen. Uns allen wünsche ich Gelassenheit, Mut und Zuversicht für das Jahr, das uns erwartet.”
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Dieses Zitat gefällt mir sehr, es trifft ins Zentrum !
Karl Trojer, Terlan