Von Musik und Menschlichkeit
Dass die Grieser ein bisschen anders sind, ist nichts Neues. 1925 von den Faschisten gegen den Willen der Bevölkerung der Stadt Bozen eingegliedert, sind das jüngste Bozner Stadtviertel – das bis dahin eine eigene Gemeinde war – und seine Bewohner nie ganz Teil der Landeshauptstadt geworden. Eine Tatsache, an die nicht zuletzt die Gruppe “Gries ist nicht Bozen” mit viel Humor und Ironie immer wieder erinnert. Ein bisschen anders war auch der Einfall, den die Verantwortlichen der Bürgerkapelle Gries für ihr jüngstes Neujahrskonzert hatten. Es war die 50. Ausgabe des alljährlichen Konzerts, das die 70 Musiker um Kapellmeister Georg Thaler am gestrigen 1. Jänner im Auditorium von Bozen gaben. Ein Jubiläum, das unter einem besonderen Motto stand:
“ART IS NOT ALWAYS ABOUT
PRETTY THINGS, IT´S ABOUT
WHO WE ARE, WHAT HAPPEND
TO US, AND HOW OUR
LIVES ARE AFFECTED.”
(In der Kunst geht es nicht immer um schöne Sachen, sondern darum, wer wir sind, was uns passiert und wie unser Leben davon beeinflusst werden.)
Die Worte stammen aus dem Mund von Elizabeth Broun, Direktorin des Amerikanischen Kunstmuseums in Washington D.C. und haben die Grieser Bürgerkapelle dazu inspiriert, den ersten Teil ihres Neujahrskonzerts einem hochaktuellen Thema zu widmen: der Migration und den ganz individuellen Schicksalen dahinter. “Es geht uns dabei nicht um ein politisches Statement”, hatte Kapellmeister Thaler im Vorfeld erklärt, “sondern um das Aufzeigen einer Realität und somit um das Eindringen und Einfühlen in einen einzelnen Menschen, sein Recht auf Leben in würdiger Weise, in seine Ängste, Gefühle und Hoffnungen”.
Als die Musiker und ihr Kapellmeister dann am Neujahrstag um 16 Uhr die Bühne des gut gefüllten Auditoriums betraten, feierlich in ihrer Tracht gekleidet, waren sie nicht alleine. Aminur Islam, ein 24-jähriger junger Mann aus Bangladesch begleitete die Kapelle und während diese musikalisch die imaginäre Geschichte eines Flüchtlings darbot, erzählte Aminur Islam dem Publikum seine ganz persönliche Geschichte: von seiner Flucht aus Bangladesch, über Libyen bis nach Bozen.
Unter den Zuhörern befand sich auch der Kammerabgeordnete Florian Kronbichler. “Ich war sehr berührt von der Erzählung des jungen Mannes”, wird er später auf Facebook schreiben. Noch mehr habe ihn jedoch “der Mut des Kapellmeisters Thaler und die Mitwirkung seiner 70 Musikanten” beeindruckt, gesteht Kronbichler.
Dass die Grieser Bürgerkapelle ihr Jubiläumskonzert dem “aktuellsten und kontroversesten Themen des Jahres” gewidmet habe, sei “ein Akt der Integration auf hohem Niveau gewesen”, applaudiert der Abgeordnete, der selbst im Stadtviertel Gries-Quirein lebt. Mit seinen Worten, die er nach dem Konzert am späten Abend im sozialen Netzwerk teilt, schlägt Kronbichler in dieselbe Kerbe wie Georg Thaler. Der Kapellmeister hatte bereits Tage zuvor die Absicht hinter dem Konzert und dem Rahmenprogramm am Neujahrsabend erklärt: Neben der musikalischen Darbietung sei es der Bürgerkapelle auch ein wichtiges Anliegen, das Konzert mit einem konkreten Integrationsprojekt zu verbinden, so Thaler. Aus diesem Grund übernehme man mit einem Teil des Inkassos und “dank tatkräftiger Mithilfe von vielen Sponsoren” die Kosten für verschiedene Kurse – Musik, Ballett, break dance – von Kindern von Flüchtlingsfamilien in Bozen. Darüber hinaus gab es im Foyer des Auditoriums am Sonntag Abend auch eine Bilderausstellung von Kindern Bozner Flüchtlingsfamilien zu sehen, ebenso wie die Fotoausstellung “Here I Am” von Ludwig Thalheimer. “Wir wollen einen aktiven Beitrag zur sozialen Integration dieser Menschen leisten”, so Kapellmeister Thaler “um gemeinsam Ängste abzubauen und so einen Weg des Miteinanders einzuschlagen und ein gegenseitiges Kennenlernen zu ermöglichen”. Ja, die Grieser ticken etwas anders. Oder doch nicht?
Der Bürgerkapelle Gries
Der Bürgerkapelle Gries gebührt Lob und Dank für diese mutige Initiative, die dazu beiträgt, dass die so hart erkämpften Werte wie Menschenwürde, Toleranz, Respekt, Gleichheit, Freiheit .... ihren hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft nicht verlieren.
Die Ängste der Menschen, zum Teil berechtigt, viel mehr aber geschürt, verhindern den klaren Blick darauf, dass letztendlich nur der soziale Frieden das Wohlergehen für alle sichert.
endlich eine gute Nachricht,
endlich eine gute Nachricht, wie viele schlechte Meinungen werden dadurch verdrängt ? Hoffentlich viele !
Danke Georg für diese tolle
Danke Georg für diese tolle Initiative