Chronik | Thailand-Südtirol

“Spiegelung einer kranken Gesellschaft”

Die zwei Naturnser, die in Thailand verhaftet wurden, sind wieder zu Hause. Christine Losso hat sich vor Ort für die beiden eingesetzt. Und rechnet mit den Kritikern ab.
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Foto: Bangkok post

Seit gestern (18. Jänner) sind die beiden jungen Naturnser, die sich in Thailand vor Gericht verantworten mussten, weil sie Anfang Jänner – in betrunkenem Zustand – einige Nationalflaggen aus den Halterungen gerissen und beschädigt hatten, sind zurückgekehrt. Am Mittwoch um 6 Uhr früh betraten sie wieder italienischen Boden. Bei ihrer Ankunft am römischen Flughafen Fiumicino wurden Ian Gerstgrasser (18) und Tobias Gamper (20) von mehreren Journalisten erwartet. “Ci dispiace, non possiamo dire niente”, war das einzige, das den zwei jungen Männern zu entlocken war.

Inzwischen sind sie wieder in ihrem Heimatdorf Naturns, wo man sich nichts mehr wünscht, als dass “im Leben der beiden jungen Männer so schnell wie möglich wieder Normalität einkehrt”, wie es eine Verwandte eines der beiden Naturnser im Gespräch mit der Südtiroler Tageszeitung auf den Punkt bringt. Dasselbe wünscht den beiden auch Christine Losso. Die Meraner Journalistin lebt seit Jahren in Thailand, wo sie mit ihrer Familie eine Ferienanlage betreibt. Obwohl sie rund 1.000 Kilometer entfernt vom Ort des Geschehens wohnt, hat sich Losso gemeinsam mit ihrer thailändischen Mitarbeiterin für Gerstgrasser und Gamper engagiert. In einem Facebook-Post kommentiert sie die feindselige Stimmung, die in Thailand, aber auch hierzulande, gegen die zwei Naturnser aufgekommen war. Und rechnet ab: “Allen bösen Geistern und harten Kritikern möchte ich dieses hier nun sagen: Es waren Kinder, die einen Fehler gemacht haben, sie haben bereut und sich entschuldigt...sie sind daran gewachsen und sind nun Männer, die dieses böse Abenteuer niemals mehr vergessen werden. Eure bösartigen Kommentare sind nichts weiter als eure eigene Projezierung des Hasses und der Verachtung gegenüber der Welt und letztendlich gegenüber euch selber. Es ist die Spiegelung einer abartigen, kranken Gesellschaft, die wie ein Dämon darauf wartet, bis jemand einen Fehler macht, um von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken. Ich wünsche den beiden Jungs das Allerbeste für ihre Zukunft und die Kraft aus diesen Geschehnissen zu wachsen und aus den Steinen, die ihnen in den Weg geworfen werden, schöne Häuser zu bauen.”

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Maria Cristina… Do., 19.01.2017 - 13:13

Auch mir sind die Hassparolen in den Sozialen Medien immer unheimlicher. Wer allerdings nach Thailand fliegt und sich dort bis zur Verblödung besäuft, der IST KEIN KIND MEHR.

Do., 19.01.2017 - 13:13 Permalink
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Karl Trojer Do., 19.01.2017 - 17:10

Wer volljährig ist, ist kein Kind mehr. Wer besoffen ist, ist im ethischen Sinne zwar für seinen Suff, nicht aber für seine Tat verantwortbar. So möchte ich dafür plädieren, dass sich unsere Gesellschaft ernsthafter um die Verminderung von Saufereien, als um die Beschimpfung besoffener Täter kümmert. Den beiden Jugendlichen wünsche ich aus dem Fehler zu lernen und viel gute Zeit im 2017 ! Der engagierten Christine Losso besten Dank !

Do., 19.01.2017 - 17:10 Permalink
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gorgias Do., 19.01.2017 - 19:11

Antwort auf von Karl Trojer

"Wer besoffen ist, ist im ethischen Sinne zwar für seinen Suff, nicht aber für seine Tat verantwortbar."
Da kann ich nicht zustimmen, denn somit wird jemand nicht mehr für die Schwere der Taten verantwortbar, die er im Suff begangen hat, sondern nur noch für den Suff selbst. Ob jemand im Suff eine Fahne herunterreisst oder jemanden überfährt, soll er dann nur für den Suff verantwortlich sein? Auch im ethischen Sinn? Ich würde hier genau in die entgegengesetzte Richtung argumentieren und stimme Erich Fromm zu der sagt, dass jemand für seine unbewußten Motive genauso verantwortlich ist wie für seine bewußten. Und das vor allem in ethischen Sinne.

Do., 19.01.2017 - 19:11 Permalink
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G. M. Do., 19.01.2017 - 19:21

Antwort auf von Karl Trojer

Wer volljährig ist, ist zu mindestens de jure kein Kind mehr. Es macht einen unterschied ob jemand 18 oder 40 ist. Stichwort: Jugendstrafrecht. Aber so etwas scheint es in Thailand nicht wirklich zu geben. Es sei den Lesern dieses Artikel empfohlen den Amnesty International Bericht zu Thailand zu lesen.

Do., 19.01.2017 - 19:21 Permalink
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F. T. Do., 19.01.2017 - 22:26

Hören Sie auf mit den Kindern. Die beiden, wie viele ihrer Kollegen, sind ja nicht nach Thailand geflogen um dort die Affen am
Schwanz zu ziehen, oder Kokosnüsse aufzuknacken, sondern schlicht und einfach um herumzuhuren und sich todzusaufen.
Die Brieftasche ist gut gefüllt und Bier und Mädchen sind billig. Das ist kein Verbrechen. Aber wenn die Familie in 20 Jahren ihrem Nachwuchs nicht erklärt hat wie man sich auf der Welt benimmt, dann machen es eben die Polizei und der Richter.
Die Idee, man wäre nur für den Suff und nicht für die Tat verantwortlich, möchte Herr Trojer doch bitte einem Richter erklären.
Gegebener Anlass wäre z.B. eine Verhandlung über eine Tat des Strassenmordes.

Do., 19.01.2017 - 22:26 Permalink
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Profil für Benutzer Karl Trojer
Karl Trojer So., 22.01.2017 - 15:59

Richtig finde die Kritik, dass ich meine These von der ethischen Veranwortlichkeit verallgemeinert habe; ich hatte sie auf die vorliegende Straftat bezogenverstanden. Sicher ist, nach meinem Verständnis, jemand immer dann verantwortlich, wenn die Unversehrtheit einer Person im Spiele ist und der Schaden absichtlich oder fahrlässig zugefügt wird.

So., 22.01.2017 - 15:59 Permalink