Umwelt | Landwirtschaft

Mach, Arno!

Schöne Worte, doch die Südtiroler Realität sieht ganz anders aus: Kritik vom Anti-Pestizid-Netzwerk PAN Italia an Arno Kompatschers Brüsseler Mission.
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Foto: LPA/Alex. Louvet

Es kann als wichtiger Schritt in Richtung Agrarwende gesehen werden, wenn Südtirols Landeshauptmann in Brüssel Vorschläge für eine „nachhaltigen EU-Lebensmittelpolitik“ unterbreitet. Doch für PAN Italia, mittlerweile eine der lautesten Stimmen unter den Kritikern der Südtiroler Landwirtschaftspolitik, gibt die Brüsseler Nachhaltigkeits-Mission von Arno Kompatscher einmal mehr Anlass, sich zu Wort zu melden. Nicht etwa, weil der lokale Ableger des internationalen Anti-Pestizid-Netzwerks etwas an den Vorschlägen auszusetzen hätte, die der Landeshauptmann am Donnerstag der Fachkommission für natürliche Ressourcen (NAT) unterbreitet hat, „Es ist sogar sehr erfreulich und erfrischend, das Dokument zu lesen, das Kompatscher vorlegt hat“, sagt PAN Italia-Vertreter Koen Hertoge. Nur stimme das, was der  Landeshauptmann in Brüssel predige, nur bedingt mit dem überein, was in Südtirol passiert, meint er.

Ein konkretes Beispiel? Südtirols Landeshauptmann kritisierte in Brüssel, dass Umweltkosten bei der Lebensmittelproduktion externalisiert werden. Das führe dazu, dass nachhaltig erzeugte Lebensmittel scheinbar teurer sind, weil die Produktionskosten höher sind.

„Immer noch werden die Kosten aufgrund ernährungsbedingter Krankheiten sowie der Schädigung von Boden, Gewässern, Fauna und Klima als externe Kosten angesehen. Diese Kosten schlagen sich als solche nicht im Endpreis der Lebensmittel nieder, obwohl indirekt (und oft auch unbewusst) die gesamte Gesellschaft dafür aufkommen muss. Vor diesem Hintergrund sollte die Europäische Kommission Maßnahmen fördern, die dafür sorgen, dass der wahre Preis von Lebensmitteln zum Ausdruck kommt, um eine nachhaltige Wirtschaft zu fördern.“

Doch wie sieht die Realität aus, fragt Koen Hertoge. Weltweit und auch in Südtirols Apfelproduktion würden durch den Einsatz von Pestiziden in der Integrierten Produktion Böden, Wasser und Luft kontaminiert und Folgekosten verursacht, die sich nicht direkt im Preis der Lebensmittel niederschlagen. „Hierzulande werden die politischen Rahmenbedingungen geschaffen, dass der Integrierte Pflanzenschutz –auch finanziell – stark unterstützt wird, doch in Brüssel erzählt Kompatscher andere Geschichten“, kritisiert Hertoge.

Sehr lobenswert findet man bei PAN Italia auch Kompatschers Plädoyer „für einen sparsameren Umgang mit Wasser, fossilen Brennstoffen, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln in landwirtschaftlichen Produktionssystemen“ oder seine Forderung nach „Maßnahmen zum Erhalt der bestäubenden Insekten, wie beispielsweise einen verringerten Einsatz schädlicher Pestizide und die Erhaltung der Vielfalt der Anbaupflanzen“.  Warum aber bleiben dann konkrete lokale Maßnahmen zum Schutz der Bienen aus – und das, obwohl Erstergebnisse der Apistox-Studie an der Laimburg eine eindeutige Korrelation zwischen Bienensterben und dem Einsatz von bienengefährdenden Produkten zeigt, fragt man bei PAN Italia. „Und warum hat die Südtiroler Landesregierung erst Ende Dezember einen Beschluss zum Einsatz von Pestiziden in Trinkwasserschutzgebieten gefasst, in dem rund 20 neue Wirkstoffe hinzugefügt wurden, die teils giftig und sehr giftig für Wasserorganismen sind?“, so Koen Hertoge. Sein Vorschlag an den Landeshauptmann: Jetzt gilt es das umzusetzen, was in Brüssel gepredigt wurde.  

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Markus Gufler Fr., 03.02.2017 - 13:48

mehr als "mach Arno!" müsste es doch "mach Bürger!" lauten.
Der kauft weitgehend noch möglichst billig und ohne einen einzigen Fleck auf der Schale.
Produzenten und Politiker verteufeln ist halt so viel einfacher als die breite Masse.

Fr., 03.02.2017 - 13:48 Permalink
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Klemens Kössler Fr., 03.02.2017 - 18:21

"Die laute Stimme des PAN-Europa Vorsitzenden Koen Hertoge"
Besonders laut aber wenig konsequent ist Hertoge und ein Meister im Anklagen. Während ihm an der Landwirtschaft alles stört, verdient er seine Brötchen mit dem umweltschädlichsten überhaupt nämlich mit dem klimaverändernden Flugverkehr. Als Salesmanager von Swissair und Berater von Hertz Autovermietung (ebenfalls Klimaschädlich und mit dem Ausstoß von eindeutig krebserregenden Stickoxiden) gibt er sich als Besserwisser in der Landwirtschaft.

Fr., 03.02.2017 - 18:21 Permalink
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Armin Kobler Sa., 04.02.2017 - 23:57

Koen Hertoge kritisiert "dass der Integrierte Pflanzenschutz –auch finanziell – stark unterstützt wird".
Ja soll denn die konventionelle Landwirtschaft unterstützt werden?
Wenn Südtirol schon mit dem freiwillig eingeführtem integrierten Modell sich bzgl. nachhaltiger Produktion auf den vorderen Rängen europäischer Intensivkulturen befindet, warum soll das nicht gefördert werden?
Natürlich, besser werden ist immer gefragt, aber so tun, als ob wir noch wie in den 60er-Jahren arbeiten würden...

Sa., 04.02.2017 - 23:57 Permalink